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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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dem windigen Hügel keine dreißig Sekunden überstehen. Sie und Mary hatten sich für schlichte Sonnenhüte entschieden, die fest unter dem Kinn gebunden waren, und trugen langärmelige Jacken, denn auf den zugigen Hügeln von Wiltshire konnte es selbst an einem schönen Sommertag recht frisch sein.
    Die Damen begrüßten sich höflich und als Lilly sah, wie nervös das Mädchen war, war sie etwas freundlicher zu ihr.
    Ein Reiter tauchte auf. Überrascht erkannte Lilly Mr Marlow. Hatte er nicht gesagt, er würde eine Kutsche mitbringen? Es würde ein langer Spaziergang werden. Und wer sollte jetzt Marys Esskorb tragen?
    Miss Robbins neben ihr sog heftig die Luft ein und quietschte: »Mr Marlow!« Sie wandte Lilly ihr erschrockenes Gesicht zu und flüsterte: »Keiner hat mir gesagt, dass er auch kommt.«
    Hatten denn alle Menschen Angst vor diesem Mann?
    Marlow stieg vom Pferd. Als er das Mädchen sah, zögerte er, eindeutig überrascht. »Miss Robbins?«
    »Ich … ich wusste nicht, dass Sie kommen«, sagte sie abwehrend.
    »Und ich wusste nicht, dass Sie kommen.« Er schwieg kurz, fing sich dann jedoch wieder. »Doch das bedeutet nicht, dass es kein angenehmer Ausflug werden kann, oder?«
    Ihr blieb der Mund offen. »Oh. Nein …«
    Francis trat neben Miss Robbins und nahm eine beschützende, besitzergreifende Haltung ein, die Schultern zurückgenommen, die Hände an den Seiten zu Fäusten geballt. Marlow betrachtete den jüngeren Mann einen Augenblick mit zynischem Amüsement, doch dann näherte sich eine Kutsche und er drehte sich um.
    Lilly hörte, wie Francis dem Mädchen zuflüsterte: »Haben Sie keine Angst. Sie sind nicht allein.«
    Ihre Aufmerksamkeit wurde jedoch abgelenkt, als ein Landauer, gefahren von Marlows Kutscher und mit einem Lakai auf dem Rücksitz, vor ihnen anhielt. Der junge Diener sprang ab und lief nach vorn, um den Schlag zu öffnen und das Trittbrett hinunterzuklappen.
    Doch Lillys Augen waren fasziniert auf den einzigen Fahrgast des Landauers gerichtet.
    Charlie neben ihr flüsterte: »Miss Powell …« Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Francis ihm leicht den Ellbogen in die Seite stieß.
    Lady Marlow sah aus wie ein Bild aus einem Modejournal. Sie trug ein Promenadenkleid, dessen Ärmel mit Schleifen geschmückt waren, und darüber ein längeres grünes Leibchen aus Spitze, das ihren üppigen Busen hinreißend in Szene setzte. Ein Hut aus feinstem Stroh mit Federbesatz saß keck auf ihrem Köpfchen. Darunter ringelten sich herrliche rote Locken.
    Francis beugte sich zu Lilly hinüber und flüsterte: »Na, und wer starrt jetzt?«
    Mr Shuttleworth näherte sich in seinem offenen Zweispänner. Neben ihm saß Dr. Graves. Als sie angehalten hatten, stellte Mr Marlow die Anwesenden mit routinierter Gewandtheit einander vor. Es wirkte, als sei er persönlich mit allen bestens bekannt. »Und jetzt, da wir uns alle kennen …«
    Wie aufs Stichwort fuhr Cecil Briggs in dem niedrigen vierrädrigen Kastenwagen vor. Hinten auf dem Wagen standen die Picknickkörbe.
    »Wenn die Gentlemen so nett wären, mit dem Kastenwagen vorliebzunehmen«, sagte Marlow und deutete auf die Kutsche, »dann können die Damen den Komfort der guten Federung und der Ledersitze genießen.«
    Francis und Charlie kletterten in den niedrigen Wagen. Mr Shuttleworth meinte, er und Dr. Graves würden seine Kutsche benutzen.
    Marlow nickte und bot dann Lilly den Arm. »Miss Haswell.«
    Lilly warf einen verlegenen Seitenblick auf die beiden anderen Damen, weil er sie als Erste angesprochen hatte. Mary sah aus, als hätte sie gerade einen Reiche-Braut-Kuchen verkauft, und Miss Robbins, als sei ihr eine Stachelbeere in der Kehle stecken geblieben.
    Während Marlow Lilly in den Landauer half, sagte er leise zu ihr: »Das wird ein unterhaltsamer Ausflug werden.«
    Schnell hatten sie das Dorf hinter sich gelassen und auch Alton passiert. Die wilden Rosen an den Hecken waren bereits verblüht, wie Lilly feststellte, und die Holunderblüten waren dicken Trauben reifender Beeren gewichen, die im Oktober geerntet würden.
    Ein paar Kilometer weiter nördlich hielten die Kutschen am Straßenrand an. Sie befanden sich am Fuß des Walker's Hill. Mr Marlow ritt zurück, um mit seinem Diener zu verhandeln, während die übrigen Männer ausstiegen. Dr. Graves bot Lilly den Arm. Francis eilte zu Miss Robbins, um ihr beim Aussteigen zu helfen. Lilly entgingen dabei weder sein beruhigendes Lächeln noch die Tatsache, dass er ihre Hand doch etwas

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