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Das Geheimnis der Apothekerin

Das Geheimnis der Apothekerin

Titel: Das Geheimnis der Apothekerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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Gruppe der Spielenden und kam zu ihnen gelaufen. Seine Hose wies Grasflecken auf und er war in Hemdsärmeln.
    »Wir haben Mr Marlow für Sonntag eingeladen«, verkündete Mary.
    »Roderick Marlow?«, meinte Francis ungläubig. Er atmete immer noch schwer vom Spiel und sein feuchtes weißes Hemd zeichnete seine wohlgeformte Brust nach.
    »Nur Mut«, sagte Lilly. »Er bringt wahrscheinlich die neue Lady Marlow mit, die du immer so anstarrst.«
    Bei der Erwähnung ihres Namens sprang Charlie aus dem Fenster. »Das hoffe ich sehr.«
    Mr Shuttleworth stützte sich auf seinen Spazierstock und sah zu Francis hinüber. »Erst Graves und jetzt auch noch Marlow. Das sind keine guten Aussichten für Sie, Mr Baylor.«
    »Nein, wirklich nicht«, antwortete Francis. »Was hielten Sie davon, wenn wir noch eine Dame einladen, um das Mischungsverhältnis zu verbessern? Miss Robbins wüsste eine kleine Abwechslung sicherlich zu schätzen.«
    »Eine ausgezeichnete Idee, mein Junge«, stimmte Mr Shuttleworth zu.
    Francis sah Lilly bedeutungsvoll an. »Und eine Einladung von Miss Haswell wäre sicherlich ein völlig unerwartetes Vergnügen für Miss Robbins. Es sei denn, es gäbe einen Grund, warum Sie es lieber sähen, wenn sie nicht teilnähme.«
    Lilly hatte das Gefühl, in der Falle zu sitzen. Sie war ärgerlich. »Welchen Grund sollte ich dafür haben? Natürlich kann sie mitkommen.« Francis wusste, dass Dr. Graves Lilly den Hof machte. War es da verwunderlich, dass er seine Aufmerksamkeit wieder Miss Robbins zuwandte?
    Francis nickte zustimmend und klopfte dann Charlie auf die Schulter.
    »Komm, Charlie. Wir gehen zu den Jungs.«
    »Nee. Die lassen mich nicht mitspielen«, sagte Charlie.
    »Jetzt lassen sie dich.«
    Francis legte Charlie den Arm um die Schultern und führte ihn auf den Rasen.
    Lilly blickte ihnen erfreut nach. Mit einem Mal war sie bereit, Francis zu vergeben, dass er ihr ungebetene Gäste aufdrängte. Außerdem … konnte sie verstehen, dass er Miss Robbins bewunderte. Sie war unleugbar ein äußerst hübsches Mädchen mit vollendeten Manieren.
    »Unsere kleine Gesellschaft wird von Minute zu Minute größer«, sagte Mary und erhob sich von der Bank. »Ich backe lieber noch einen Kuchen.«

34

    Wenn dein Herz dich im Stich lässt,
solltest du keinesfalls eine Kletterpartie machen.
    Königin Elizabeth I.
    Am Sonntagmorgen verließ Lilly nach dem Gottesdienst die Kirche und begrüßte draußen den Vikar.
    »Guten Morgen, Mr Baisley.«
    »Miss Haswell. Wie geht es Ihrem Vater?«
    »Etwas besser, danke.«
    Mr Baisley nickte und räusperte sich. »Sie haben zweifellos meinen Fehler heute Morgen bemerkt.« Er beugte sich näher zu ihr. »Sie sind richtig zusammengezuckt.«
    Lilly spürte, wie sie rot wurde. »Verzeihen Sie. Es war nur ein bisschen falsch zitiert. Ich habe diese Schriftstelle als Kind auswendig gelernt.«
    Er schüttelte staunend den Kopf. »Es muss außergewöhnlich sein, wenn man sich an alles erinnert, was man je gesehen oder gehört hat …«
    Lilly zappelte nervös herum. »Oh, nicht an alles, wirklich nicht. Nur an das, womit ich mich wirklich befasse.«
    »Wenn ich diese Begabung hätte, was würde ich dann nicht alles hier oben sammeln!« Er tippte sich mit einem breiten Finger an die Stirn: »Bibelstellen, Liedtexte, den Geburtstag meiner Frau …«
    Sie quittierte seinen Scherz mit einem höflichen Lächeln.
    Er fasste sie ins Auge. »Und was genau speichern Sie in diesem hübschen Köpfchen, Miss Haswell?«
    Sie hob abweisend die Schultern und fühlte sich zunehmend unwohl. »Was immer mir über den Weg läuft, fürchte ich.«
    Ein ernstes Stirnrunzeln ließ das sonst so freundliche Gesicht des Mannes streng erscheinen.
    »Also alles, was Sie aufnehmen oder womit Sie sich, wie Sie sagen, beschäftigen, ist für immer in Ihrem Kopf verankert?«
    »Anscheinend ja.«
    Er schüttelte feierlich den Kopf. »Dann, meine Liebe, kann ich nur hoffen, dass Sie vorsichtig mit dem sind, was Sie in Ihren Kopf hineinlassen.«
    Lilly schluckte und versuchte wieder zu lächeln, doch diesmal fiel es ziemlich steif aus. Na ja , sagte sie sich, was wäre die Kirche ohne eine Dosis Belehrung ?
    Lilly, Mary, Charlie und Francis hatten sich zur verabredeten Stunde vor dem Kaffeehaus eingefunden. Miss Robbins kam aus der benachbarten Honeystreet. Sie trug ein bezauberndes rosa-weißes Kleid, einen französischen Tüllhut und einen Sonnenschirm in der Hand. Lilly biss sich auf die Lippen. Der Sonnenschirm würde auf

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