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Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Das Geheimnis der Burggräfin - Roman

Titel: Das Geheimnis der Burggräfin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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man ihm zur Last legt. Und ich wollte nicht, dass Ihr es glaubt. Ich wollte, dass Ihr … ich dachte, Ihr könntet ihm … irgendwie helfen.«
    Irritiert runzelte Bandolf die Stirn. »Und jetzt glaubst du das nicht mehr?«, fragte er.
    Unterdrückter Zorn funkelte in Wynstans Augen auf. »Ich habe doch gehört, was Ihr mit Prior Ordlaf besprochen habt. Ihr … ich … hörte …« Unter Bandolfs forschendem Blick schien ihm die Stimme zu versagen.
    »Was hast du gehört?«
    Bruder Wynstan wich ihm aus, seine Schultern sackten herab, und er ließ den Kopf hängen. »Dass Ihr Prosperius mitnehmen und in Euren Kerker werfen wollt«, wisperte er.
    Das war es also, fuhr es Bandolf durch den Kopf. Nicht nur um seines Gelübdes willen hatte Bruder Wynstan sich so schweigsam gezeigt. Der junge Bursche traute ihm nicht.
    Seine Worte sorgfältig abwägend, fragte er: »Was, glaubst du, geschieht mit Prosperius, wenn die Kirche ihn schuldig des Mordes an zweien seiner Mitbrüder spricht?«

    Darüber schien sich der junge Mönch noch keine Gedanken gemacht zu haben. Er runzelte die Stirn, und mit einem Mal wich alle Farbe aus seinen Zügen.
    »Ihr denkt …?« Mit weit aufgerissenen Augen schüttelte er den Kopf. »Aber wenn Prosperius unschuldig ist, wird Gott nicht zulassen, dass man ihn bestraft!«, rief er.
    Zweifelnd hob Bandolf eine Braue, versagte sich jedoch die ans Ketzerische grenzende Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag.
    »Vielleicht nicht, doch mir wäre wohler, hätte ich Prosperius sicher auf meiner Burg«, erwiderte er stattdessen. »Ohne meinen ausdrücklichen Willen kann ihm dort nichts geschehen. Aber ich muss wissen, was damals wie heute im Kloster geschehen ist, sonst kann ich ihm nicht helfen.«
    Eine Weile herrschte Schweigen. Augenscheinlich in schwere Gedanken versunken, setzte Bruder Wynstan langsam einen Fuß vor den anderen, während der Burggraf seinen Schritt dem des jungen Mönchs anpasste und dessen lebhaftes Mienenspiel beobachtete. Es fiel ihm nicht schwer zu deuten, was sich in Wynstans Zügen widerspiegelte. Mit seinem Gelübde hatte er dem Orden und seinem Abt die Treue geschworen. Diese Treue, widerspruchslos hinzunehmen, was immer der Ehrwürdige Vater auch entscheiden mochte, stand nun auf dem Prüfstein. Sein Abt hatte entschieden, dass Prosperius schuldig war, doch Wynstan mochte das offenbar nicht glauben. Und so stand Wynstans Wunsch, dem Freund aus Kindertagen beizustehen, offenkundig im Widerspruch zu seinem Gelübde.
    Ein tiefes Grollen durchbrach die Stille. Der unmissverständliche Laut kam aus Bandolfs Magen, der auf seine Weise verkündete, dass es Zeit für eine Mahlzeit sei.

    Die Augen rund vor Erstaunen, warf Bruder Wynstan ihm einen fragenden Blick zu.
    »Es ist bald Mittag«, brummte der Burggraf.
    »Ja«, bestätigte der junge Mönch mit einem erheiterten Glucksen in der Stimme.
    »Meine Hausmagd wird uns mit einer Mahlzeit aufwarten, doch falls du dir schmackhafte Köstlichkeiten versprichst, muss ich dich enttäuschen«, sagte Bandolf trocken. »Prosperius fand ihre Kunst bedauerlich unzureichend, und ich muss ihm zustimmen.«
    Der junge Mönch lächelte, dann warf er den Kopf in den Nacken und blickte zu den Baumwipfeln hinauf, als könne er im Geflecht der Zweige und Blätter einen Ausweg aus seinem Dilemma finden. Schließlich schien er einen Entschluss gefasst zu haben. Abrupt wandte er sich dem Burggrafen wieder zu und fragte: »Was möchtet Ihr wissen?«
    Endlich! Vor Erleichterung schloss Bandolf für einen Augenblick die Augen und atmete tief ein.
    »Es wird wohl am besten sein, wenn du der Reihe nach erzählst«, meinte er und konnte sich gerade noch zurückhalten, Bruder Wynstan ermunternd auf die Schulter zu klopfen. »Was ist an jenem Tag vor zwei Jahren im Kloster geschehen, als der Novizenmeister getötet wurde, und wie kam es, dass ausgerechnet Prosperius in Verdacht geriet?«
    Wieder verging eine Weile in Schweigen, in der Wynstan offenkundig nachdachte.
    »Dazumal waren wir drei noch sehr jung. Novizen, die nichts als Unfug im Sinn hatten«, begann er schließlich mit einer Stimme, die anzudeuten schien, dass er sich inzwischen für etliche Dekaden reifer hielt. Der Burggraf lächelte.
    »Wir drei?«, fragte er.
    »Prosperius, Adelbald und ich«, erklärte Wynstan. Er
seufzte und gab seinen gestelzten Tonfall auf. »Die anderen Novizen waren entweder ein Gutteil älter oder jünger als wir. Deswegen steckten wir drei stets zusammen.«
    »Und bei

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