Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
den Truppen des Königs!«
Der kleine Mann zuckte die Achseln. »Er ist noch nicht ganz zugefroren – sonst würde es schwer sein, die Boote auf die andere Seite zu treiben. Vielleicht bekommen wir ein Tauwetter, dann wird uns der See von neuem ein Schild sein.« Sein Gesichtsausdruck – und Sludigs – deutete an, dass er es nicht für sehr wahrscheinlich hielt.
Am Ufer warteten zwei große, flache Kähne. »Männer und Wölfe gehen in diesen hier«, erläuterte Binabik. »Der andere befördert die Pferde und einen Mann, der sie beobachtet. Obwohl ich glaube, Simon, dein Pferd kennt Qantaqa gut genug, um in unserem Boot mitzureisen.«
»Ich bin es, um den du dir Sorgen machen solltest, Troll«, knurrteSludig. »Ich mag Boote noch weniger als Wölfe – und Wölfe nicht mehr, als die Pferde sie mögen.«
Binabiks kleine Hand machte eine abwehrende Bewegung. »Du treibst Scherze, Sludig. Viele Male hat Qantaqa an deiner Seite ihr Leben gewagt, und das weißt du.«
»Also muss ich schon wieder mein kostbares Leben auf einem deiner verdammten Boote riskieren«, beschwerte sich der Rimmersmann, der sich ein Lächeln zu verbeißen schien. Wieder wunderte sich Simon über die seltsame Verbundenheit, die zwischen Binabik und dem Nordmann entstanden war. »Na gut«, sagte Sludig. »Ich komme. Aber wenn du über dieses Riesentier stolperst und ins Wasser fällst, bin ich der Letzte, der dir nachspringt.«
»Trolle«, versetzte Binabik mit großer Würde, »stolpern nie.«
Er zog einen brennenden Ast aus den Flammen, erstickte mit ein paar Händen Schnee das Lagerfeuer und stieg in den ersten Kahn. »Eure Fackeln haben zu viel Helligkeit«, sagte er. »Löscht sie aus. Lasst uns diese Nacht genießen, in der man endlich ein paar Sterne erblicken kann.« Er zündete die Lampe mit dem Hornschirm an, die am Bug des Kahns hing, kletterte dann vorsichtig vom ersten schaukelnden Deck zum zweiten und setzte auch im anderen Boot den Docht in Brand. Sanft wie der Mond schien das Lampenlicht über das Wasser. Binabik warf seinen Ast über Bord, der in einer zischenden Dampfwolke verschwand. Simon und die anderen löschten ihre Fackeln und folgten dem Troll ins Boot.
Einer von Hotvigs Stammesbrüdern wurde mit der Beförderung der Pferde im zweiten Kahn betraut. Heimfinder jedoch schien sich an Qantaqas Gegenwart nicht zu stören und durfte deshalb mit der übrigen Gesellschaft fahren. Sie stand am Heck des ersten Bootes und musterte von dort aus die anderen Pferde, wie eine Herzogin auf eine Bande von Trunkenbolden hinabschaut, die unter ihrem Balkon krakeelen. Qantaqa rollte sich mit heraushängender Zunge zu Binabiks Füßen zusammen und sah zu, wie Sludig und Hotvig den ersten Kahn in den See hinausstakten. Überall stieg Dunst auf. Fast sofort war das Land hinter ihnen verschwunden, und die beiden Boote schwammen durch eine Unterwelt aus Nebel und schwarzem Wasser.
An den meisten Stellen bestand das Eis lediglich aus einer dünnen Haut, die spröde wie Zuckerwerk auf dem Wasser lag. Wenn die Spitze des Bootes sie durchbrach, krachte und knackte es, ein leises, aber beunruhigendes Geräusch, bei dem sich Simons Nackenhaare aufstellten. Der Himmel über ihnen war fast klar, eine Folge des vorübergezogenen Sturms. Wie Binabik gesagt hatte, konnte man tatsächlich ein paar Sterne aus der Finsternis blinken sehen.
»Seht her«, sagte der Troll leise. »Während die Menschen sich zum Kampf bereiten, gibt Sedda noch immer nicht auf. Sie hat ihren Gatten Kikkasut bisher nicht gefangen, aber das hindert sie nicht, es weiter zu versuchen.«
Simon, der neben ihm stand, starrte nach oben in den tiefen Brunnen des Himmels. Bis auf das sanfte Klirren der gefrorenen Wasserkruste, die vor ihnen zersprang, und einen gelegentlichen, gedämpften Anprall, wenn sie auf eine größere Eisscholle stießen, war das Tal übernatürlich still.
»Was ist das?«, fragte Sludig plötzlich. »Dort!«
Simon beugte sich vor und folgte seinem Blick. Der in Pelz gehüllte Arm des Rimmersmanns deutete über das Wasser nach dem dunklen Saum des Aldheorte, der wie die Außenmauer einer Burg über dem Nordufer des Sees aufragte.
»Ich sehe nichts«, flüsterte Simon.
»Jetzt ist es auch wieder weg«, knurrte Sludig so grimmig, als hätte Simon an Sludigs Wahrnehmung gezweifelt und nicht nur sein Unvermögen eingestanden. »Es waren Lichter im Wald. Ich habe sie gesehen.«
Binabik trat an den Bootsrand und spähte ins Dunkel. »Dort drüben ist es nahe
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