Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
Liebe, Simon? Schönheit oder Anmut ohne etwas Hässliches als Kontrast? Was wäre eine Welt ohne Überraschungen?« Der alte Mann hatte einen tiefen Zug getan, sich den Mund abgewischt und von etwas anderem gesprochen. Und Simon hatte nie wieder über seine Worte nachgedacht – bis zu diesem Augenblick.
»Sludig.« Nach der langen Stille klang Simons Stimme erschreckend laut.
»Ja?« Sludig drehte sich im Sattel um.
»Möchtest du lieber in einer Welt ohne Überraschungen leben? Ich meine, ohne angenehme und auch ohne unangenehme Überraschungen?«
Der Rimmersmann musterte ihn kurz und finster. »Red keinen Unsinn«, brummte er, kehrte Simon den Rücken und trieb sein Pferd mit den Knien um einen Felsblock herum, der kahl aus den weißen Schneewehen hervorragte.
Simon zuckte die Achseln. Hotvig, der sich ebenfalls umgedreht hatte, betrachtete ihn einen Augenblick gespannt und schaute dann auch wieder nach vorn.
Trotzdem wollte sich der Gedanke nicht vertreiben lassen. WährendHeimfinder schwerfällig unter ihm dahinstampfte, erinnerte sich Simon an ein Bruchstück aus einem seiner letzten Träume – ein großer Rasen von so gleichmäßiger Farbe, dass er aussah wie gemalt, ein Himmel, so kalt und starr wie aus Ton geformt, die ganze Landschaft so ewig und tot wie Stein.
Ich glaube, ich würde mich für die Überraschungen entscheiden, dachte Simon. Auch wenn unangenehme darunter sind.
Zuerst hörten sie die Musik, eine dünne, pfeifende Melodie, die im Rauschen des Windes manchmal verflog und dann wieder auftauchte. Als sie den Berg hinunterkamen und das schüsselförmige Tal rund um den Sesuad’ra vor ihnen lag, gewahrten sie am Rand des großen schwarzen Sees, der den Stein umfloss, ein Feuer. Daneben saß eine kleine runde Gestalt, in Schatten gehüllt, von Flammen umrahmt. Sie senkte die Knochenflöte und erhob sich.
»Wir haben dich spielen hören«, sagte Simon. »Hast du keine Angst, dass jemand anders dich hören könnte? Ein Feind?«
»Ich habe Schutz in Reichlichkeit.« Binabik zeigte ein winziges Lächeln. »So – ihr seid zurückgekehrt.« Es klang, als bemühe er sich, ruhig zu scheinen und auf gar keinen Fall merken zu lassen, dass er sich Sorgen gemacht hatte. »Befindet ihr euch alle wohl?«
»Ja, Binabik, es geht uns gut. Kein Posten Fengbalds musste sein Feuer verlassen.«
»Genau wie ich«, versetzte der Troll. »Die Kähne liegen dort hinten. Möchtet ihr euch ausruhen und wärmen, oder wollen wir gleich den Hügel hinaufsteigen?«
»Wir sollten Josua so schnell wie möglich Nachricht geben«, entschied Simon. »Fengbald verfügt über rund tausend Mann, und Hotvig sagt, fast die Hälfte davon sind Thrithingsöldner.« Ein Schatten am dunklen Uferrand lenkte ihn ab. Als der Schatten an einer hohen Schneewehe entlangstrich, erkannte Simon Qantaqa, die am Rande des Wassers dahinglitt wie ein Quecksilbertropfen. Die Wölfin hob den Kopf und schaute ihn an. In ihren Augen spiegelte sich der Feuerschein. Simon nickte. Ja, Binabik hatte Schutz genug, niemand konnte sich an Qantaqas Herrn heranschleichen, ohne sich zunächst mit der Wölfin auseinanderzusetzen.
»Dies sind nicht wahrhaft gute Nachrichten, aber ich denke, sie könnten noch übler sein«, meinte Binabik und setzte die Stücke seines Wanderstabs zusammen. »Der Hochkönig hätte seine gesamte Streitmacht gegen uns senden können wie damals in Naglimund.« Er seufzte. »Trotzdem, tausend Soldaten sind ein Gedanke ohne Tröstlichkeit.« Er steckte den zusammengefügten Stock in den Gürtel und griff nach Heimfinders Zügeln. »Josua hat sich für die Nacht schlafen gelegt, aber ich glaube, es ist vernünftig, gleich hinaufzugehen. Besser, wir alle weilen in der Sicherheit des Steins. Auch wenn die Heere des Königs noch fern sind, ist dies ein wilder Ort, und ich glaube, der Sturm führt seltsame Dinge hinaus in die Nacht.«
Simon schauderte. »Dann wollen wir diese Nacht verlassen und ein warmes Zelt aufsuchen.«
Sie folgten Binabiks kurzen Schritten zum Seeufer. Das Wasser schien einen eigentümlichen Glanz zu haben.
»Warum sieht der See so sonderbar aus?«, fragte Simon.
Binabik verzog das Gesicht. »Das ist meine Neuigkeit, und sie bringt mir Bedauern. Ich fürchte, der letzte Sturm hat uns mehr Unglück beschert, als wir ahnten. Unser Burggraben, wie ihr Festungsbewohner sagen würdet, friert zu.«
Sludig, der dicht neben ihm stand, stieß ein paar saftige Flüche aus. »Aber der See ist unser bester Schutz vor
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