Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
ängstigen«, sagte Vara. »Ich werde nicht weinen. Ich werde unser Kind gebären, und es wird gesund und kräftig sein.«
Josua schwieg eine Weile und holte dann tief Atem. »Ich mache mir Vorwürfe«, erklärte er. »Ich habe dir gar keine Möglichkeit gelassen, über das, was du tatest, nachzudenken.«
Jäh blickte sie besorgt, beinahe furchtsam, zu ihm auf. Sie griff nach oben, zog seine Hand aus ihrem Haar und hielt sie fest. »Was meinst du?«, fragte sie. »Sag es mir.«
Zögernd suchte er nach Worten. »Es ist etwas anderes, die Gemahlin eines Prinzen zu sein als seine Geliebte.«
Rasch rückte sie ein Stück von ihm ab, sodass sie sich umdrehen und ihm in die Augen sehen konnte. »Was soll das heißen? Dass du eine andere Frau an meine Stelle setzen willst? Ich werde dich töten und sie auch, Josua. Ich schwöre es bei meinem Stamm.«
Er lachte leise, obwohl sie durchaus den Eindruck machte, sie könne ihre Drohung wahr machen. »Nein, das ist es nicht, was ich meine, ganz bestimmt nicht.« Sein Lächeln verschwand. »Bitte, Herrin, denk das nie wieder.« Er griff von neuem nach ihrer Hand, die sie ihm entzogen hatte, und umschloss sie. »Ich meine nur, dass du als Gemahlin eines Prinzen nicht wie andere Frauen bist und unser Kind nicht wie andere Kinder sein wird.«
»Und?«, fragte Vara scharf, sie war noch nicht versöhnt.
»Ich kann nicht zulassen, dass dir oder unserem Kind etwas zustößt. Wenn ich untergehe, ist das Kind, das du trägst, vielleicht das letzte Bindeglied zu der Welt von früher.«
»Und was bedeutet das?«
»Es bedeutet, dass unser Kind leben muss. Wenn wir unterliegen – wenn Fengbald uns besiegt oder wir zwar die Schlacht überstehen,ich jedoch darin falle –, dann muss unser Kind uns eines Tages rächen.« Er rieb sich das Gesicht. »Nein … das meine ich auch nicht. Es gibt etwas Wichtigeres als Rache. Unser Kind könnte in einem Zeitalter der Finsternis der letzte Lichtstrahl sein. Wir wissen nicht, ob Miriamel je wiederkommen wird, ob sie überhaupt noch lebt. Bleibt sie verschollen, könnte unser Sohn – oder unsere Tochter – der einzige Mensch sein, unter dessen Banner sich der Widerstand gegen Elias und seinen gottlosen Verbündeten, den Sturmkönig, versammeln würde.«
Vara war erleichtert. »Ich habe dir doch gesagt, dass wir Thrithingfrauen starke Kinder zur Welt bringen. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen – unser Kind wird leben, damit du stolz darauf bist. Und den Kampf werden wir auch gewinnen. Du bist stärker, als du glaubst, Josua.« Sie rückte näher an ihn heran. »Du machst dir zu viele Sorgen.«
Er seufzte. »Ich bete, dass du recht hast. Bei Usires und seiner Barmherzigkeit, gibt es etwas Schlimmeres, als Herrscher zu sein? Wie sehr ich mir doch wünsche, einfach von hier fortgehen zu können.«
»Das würdest du nicht tun. Mein Gemahl ist kein Feigling.« Sie richtete sich auf, um ihn scharf anzuschauen, als könne er ein verkappter Betrüger sein, und lehnte sich dann wieder zurück.
»Nein«, sagte Josua. »Du hast recht. Es ist mein Schicksal – vielleicht meine Prüfung – mein Baum. Und jeder Nagel in diesem Baum ist spitz und kalt. Doch selbst der Verurteilte darf von Freiheit träumen.«
»Sprich nicht mehr davon«, flüsterte sie an seiner Schulter. »Es bringt Unglück.«
»Ich kann aufhören, davon zu sprechen, Liebste. Aber meine Gedanken lassen sich nicht so leicht zum Schweigen bringen.«
Sie stieß ihn mit dem Kopf an wie ein junger Vogel, der sein Ei zu sprengen versucht. »Kein Wort mehr.«
Der schlimmste Teil des Sturms war vorüber, das Unwetter nach Südosten weitergezogen. Der Mond, wenn auch unsichtbar hinter einem Vorhang aus Wolken, verbreitete doch so viel Licht, dass der Schnee sanft schimmerte. Es sah aus, als wäre das ganze Flusstal zwischen Gadrinsett und dem Sesuad’ra mit Diamantstaub bestreut.
Simon sah zu, wie der Schnee unter den Hufen von Sludigs Pferd aufspritzte, und fragte sich, ob er das nächste Jahr noch erleben werde, um über alles, was passiert war, gründlich nachzudenken. Was würde er sein, wenn er durch irgendeinen Zufall nicht starb? Natürlich ein Ritter – schon das war großartiger als alles, was er sich in seinen kindlichen Tagträumen ausgemalt hatte –, aber womit beschäftigte sich ein Ritter? Im Krieg kämpfte er selbstverständlich für seinen Lehensherrn, aber Simon wollte nicht mehr an Kriege denken. Falls es doch einmal Frieden gab und er ihn erlebte – es sah
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