Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
Denkmal zwar die Mutter Kirche, aber in Wirklichkeit ist die Sancellanische Ädonitis die schwatzhafteste aller Klatschtanten, die die Weltgeschichte aufzuweisen hat.«
»Und deshalb wollte er mich zu einer Herberge in den Marschen schicken?«
»Ja, das glaube ich. Selbst dem Lektor gegenüber drückte er sich allgemein aus und nannte keine Namen. Aber ich bin sicher, dass ich recht habe, weil wir nämlich alle diese Herberge kannten. Doktor Morgenes half der Eigentümerin, sie zu erwerben. Es ist ein Ort, der mit den Geheimnissen, die Dinivan, Morgenes und ich miteinander teilten, in enger Verbindung steht.«
Miriamel brachte die Ruder zu einem ungeschickten Halt, stützte sich darauf und starrte Cadrach an. Er begegnete ihrem Blick so gelassen, als hätte er weiter nichts Ungewöhnliches gesagt. »Herrin?«, fragte er schließlich.
»Doktor Morgenes … vom Hochhorst?«
»Natürlich.« Er senkte das Kinn bis fast auf sein Schlüsselbein. »Ein großer Mann. Ein sehr, sehr gütiger Mann. Ich habe ihn geliebt, Prinzessin Miriamel. Für viele von uns war er wie ein Vater.«
Über dem Wasserspiegel stieg allmählich Dunst auf, weiß wieWatte. Miriamel holte tief Atem und schauderte. »Ich verstehe Euch nicht. Woher kanntet Ihr ihn? Wer ist ›uns‹?«
Der Blick des Mönchs schweifte von ihrem Gesicht auf das verhüllte Meer. »Das ist eine lange Geschichte, Prinzessin – eine sehr lange. Habt Ihr je vom Bund der Schriftrolle gehört?«
»Ja, in Naglimund. Der alte Jarnauga gehörte dazu.«
»Jarnauga.« Cadrach seufzte. »Auch er war ein guter Mann, obwohl wir unsere Meinungsverschiedenheiten hatten, die Götter wissen es. In Josuas Festung habe ich mich immer vor ihm versteckt. Was hieltet Ihr von ihm?«
»Ich hatte ihn gern«, antwortete Miriamel langsam. »Er war einer der wenigen, die einem wirklich zuhörten. Aber ich habe nur ein paarmal mit ihm gesprochen. Was mag aus ihm geworden sein, als Naglimund fiel?« Sie warf einen scharfen Blick auf Cadrach. »Und was hat das alles mit Euch zu tun?«
»Wie ich schon gesagt habe – das ist eine lange Geschichte.«
Miriamel lachte, doch die Fröhlichkeit verflog schnell »Wir haben doch sonst nichts zu tun. Erzählt mir alles.«
»Ich will Euch erst noch etwas Warmes holen.« Cadrach kroch unter das Schutzdach und brachte ihre Mönchskutte zum Vorschein. Er legte sie ihr um die Schultern und zog die Kapuze über ihr kurzes Haar. »Jetzt seht Ihr wirklich aus wie eine Edelfrau auf dem Weg ins Kloster.«
»Erzählt mir – erzählt mir irgendetwas, dann spüre ich die Kälte nicht.«
»Aber Ihr seid noch schwach. Mir wäre es lieber, Ihr hörtet mit dem Rudern auf und ließet Euch von mir ablösen, oder Ihr legtet Euch wenigstens eine Weile unter das Schutzdach, damit Ihr aus dem kalten Wind herauskommt.«
»Behandelt mich nicht wie ein kleines Kind, Cadrach.« Obwohl Miriamel ein böses Gesicht machte, war sie seltsam gerührt. War das noch der Mann, den sie zu ersäufen versucht hatte – der Mann, der sie in die Sklaverei verkaufen wollte? »Ihr fasst mir die Ruder heute nicht mehr an. Wenn ich zu müde werde, werfen wir den Anker aus. Bis dahin rudere ich langsam weiter. Und nun erzählt.«
Der Mönch hob in einer Geste der Unterwerfung die Hände.»Also gut.« Er wickelte sich ebenfalls in seinen Mantel und setzte sich mit angezogenen Knien, die Bank im Rücken, so hin, dass er vom dunklen Boden des Bootes zu ihr aufsah. Der Himmel war inzwischen fast völlig schwarz, und Cadrachs Gesicht im Mondschein war gerade noch zu erkennen. »Ich fürchte, ich weiß nicht, wo ich beginnen soll.«
»Am Anfang natürlich.« Miriamel hob die Ruder aus dem Wasser und tauchte sie wieder ein. Ein paar Tropfen Gischt sprühten ihr ins Gesicht.
Er überlegte. »Gut … wenn ich wirklich ganz von vorn anfange, ist alles Weitere vielleicht besser zu verstehen. Und auf diese Weise kann ich das Schlimmste noch ein wenig hinauszögern. Es ist keine erfreuliche Geschichte, Miriamel, und sie windet sich durch viele Schatten … Schatten, die längst über viel mehr Menschen gefallen sind als nur einen versoffenen Hernystiri-Mönch.
Ihr müsst wissen, dass ich in Crannhyr geboren bin. Wenn ich mich Cadrach ec-Crannhyr nenne, so stimmt das nur teilweise. Mein Geburtsname lautet Padreic. Ich habe auch andere Namen getragen, wenige davon schmeichelhaft, aber als Padreic bin ich geboren, und Cadrach bin ich wohl jetzt.
Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass Crannhyr eine
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