Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
zum Lachen. Dabei blieb ihr ein trockener Krümel im Hals stecken. Cadrach klopfte ihr auf den Rücken und gab ihr einen Schluck Wasser.
»Das reicht, Herrin. Ihr müsst einen Moment aufhören und erst einmal essen. Danach könnt Ihr immer noch weiterrudern. Es hieße Gottes Barmherzigkeit verhöhnen, wenn wir den Kil … den vielen Gefahren entronnen wären, nur um hier sinnlos zu ersticken.« Miriamel aß. Cadrach betrachtete sie kritisch. »Ihr seid viel zu dünn. Ein Mädchen Eures Alters sollte mehr Fleisch auf den Rippen haben. Was habt Ihr auf diesem verfluchten Schiff denn gegessen?«
»Was mir Gan Itai brachte. In der letzten Woche konnte ich es nicht mehr ertragen, mit … mit diesem Mann am selben Tisch zu sitzen.« Sie kämpfte gegen einen neuen Anfall von Verzweiflung und fuchtelte empört mit ihrem Brotkanten herum. »Aber seht Euch doch selber an! Ihr seid ein Skelett – gut reden habt Ihr.« Sie drückte ihm das Stück Käse, das er ihr gegeben hatte, wieder in die Hand. »Esst.«
»Ich wünschte, ich hätte jetzt einen schönen Krug.« Cadrach spülte den Bissen mit einem Schluck Wasser hinunter. »Bei Ädons goldenem Haar, ein paar Tropfen roter Perdruin würden Wunder tun.«
»Aber den habt Ihr nicht«, versetzte Miriamel ärgerlich. »Es gibt keinen Wein … für lange Zeit. Denkt an etwas anderes. Erzählt mir, wohin wir Eurer Meinung nach steuern sollten, wenn Ihr wirklich einen Einfall habt.« Sie leckte sich die Finger, streckte sich, bis die verkrampften Muskeln zuckten, und griff erneut nach den Rudern. »Und erzählt mir auch alles, was Euch sonst in den Kopf kommt. Zerstreut mich.« Langsam nahm sie ihr rhythmisches Pullen wieder auf. Eine Zeitlang blieb das Klatschen und Plätschern der ein- und auftauchenden Ruder neben dem endlosen Murmeln der See das einzige Geräusch.
»Es gibt einen Ort«, begann Cadrach dann endlich. »Es ist eine Schenke – eine Herberge, vermute ich – in Kwanitupul.«
»Der Marschstadt?«, fragte Miriamel misstrauisch. »Warum sollten wir dorthin gehen, und wenn, wieso ausgerechnet in diese Herberge? Ist der Wein dort so gut?«
»Ihr tut mir unrecht, Herrin«, antwortete der Mönch gekränkt und seine Miene wurde ernster. »Nein, ich schlage dieses Ziel deshalb vor, weil es vielleicht ein Zufluchtsort in diesen gefährlichen Zeiten ist – und weil Dinivan Euch dorthin schicken wollte.«
»Dinivan!« Der Name kam als Schock. Miriamel merkte plötzlich, dass sie seit vielen Tagen überhaupt nicht an den Priester gedacht hatte, trotz seiner Güte und seines grausigen Endes unter Pryrates’ Händen. »Woher in aller Welt wollt Ihr wissen, was Dinivan vorhatte? Und was sollte uns das jetzt noch nützen?«
»Woher ich weiß, was er vorhatte, kann ich leicht erklären. Ich habe an Schlüssellöchern gelauscht – und anderswo. Ich hörte, wie er mit dem Lektor über Euch sprach und ihm seine Pläne für Euch darlegte – obwohl er dem Lektor nicht den Grund dafür nannte.«
»Das habt Ihr getan?« Die Erinnerung an ihre eigenen verstohlenen Abenteuer erstickte Miriamels Entrüstung im Keim. »Ach, lasst nur. Mich überrascht nichts mehr. Aber Ihr müsst Euch bessern, Cadrach. Dieses Herumschnüffeln liegt auf einer Linie mit Eurer Trinkerei und dem Schwindeln.«
»Ich glaube nicht, dass Ihr so viel von Wein versteht, Herrin«, erwiderte Cadrach mit schiefem Lächeln, »dass ich Euch als Lehrmeisterin auf diesem Gebiet anerkennen könnte. Was meine weiterenFehler angeht – nun ja: ›Wenn die Notwendigkeit winkt, folgt der Wunsch von selbst‹, wie sie in Abaingeat sagen. Und meine Fehler könnten vielleicht sogar unsere Rettung sein, zumindest aus unserer jetzigen Lage.«
Miriamel verzichtete auf weitere Belehrungen. »Warum wollte mich also Dinivan zu dieser Herberge schicken?«, fragte sie. »Weshalb konnte ich nicht in der Sancellanischen Ädonitis bleiben, wo ich in Sicherheit gewesen wäre?«
»So wie Dinivan und der Lektor, Herrin?« Aus der rauhen Stimme klang echter Schmerz. »Ihr wisst, was dort geschehen ist, obwohl Ihr es, den Göttern sei gedankt, nicht mit Euren jungen Augen ansehen musstet. Jedenfalls hatten Dinivan und ich uns zwar zerstritten, aber er war ein guter Mann und kein Dummkopf. Es gingen zu viele Leute aus und ein auf dem Sancellinischen Hügel, zu viele Menschen mit zu vielen unterschiedlichen Wünschen und Bedürfnissen und Sorgen … und vor allem mit viel zu vielen lockeren Zungen. Ich schwöre Euch, sie nennen Ädons
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