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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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wäre schön«, sagte er und meinte es ehrlich.

9
Blätter aus einem alten Buch

    lauenartige Hände griffen nach ihr. Leere Augen starrten. Sie waren überall, grau und glänzend wie Frösche, und sie konnte nicht einmal schreien.
    Miriamel wachte auf. Die Kehle war ihr so zugeschnürt, dass es schmerzte. Es gab keine Klauenhände, keine Augen, nur ein Stück Segeltuch über ihr und das Geplätscher von Wellen. Lange blieb sie flach auf dem Rücken liegen und rang nach Atem. Dann richtete sie sich auf.
    Keine Hände, keine Augen, beruhigte sie sich selbst. Die Kilpa, anscheinend noch satt vom Festmahl auf der Eadne-Wolke, hatten das Landungsboot nicht belästigt.
    Miriamel rutschte unter dem behelfsmäßigen Sonnenschutz hervor, den sie und der Mönch aus der geölten Segeltuchabdeckung des Bootes errichtet hatten. Sie kniff die Augen zusammen und suchte die Sonne, um die Tageszeit zu schätzen. Der Ozean ringsum hatte ein stumpfes, bleiernes Aussehen, als hätte eine Legion von Schmieden die ungeheure Wasserfläche flachgehämmert. Nach allen Seiten dehnte sich die graugrüne Weite, glatt bis auf ein paar Wellenkämme, die im trüben Licht schimmerten.
    Vor ihr auf einer der vorderen Bänke saß Cadrach, die Ruder unter die Arme geklemmt, und betrachtete seine Hände. Die Mantelstreifen, die er sich zum Schutz um die Handflächen gewickelt hatte, waren von der Reibung zerfetzt. »Eure armen Hände.« Miriamel war überrascht, wie heiser ihre Stimme klang. Cadrach, noch erschrockener als sie, zuckte zusammen.
    »Herrin.« Er spähte zu ihr hinüber. »Ist alles in Ordnung?«
    »Nein«, antwortete sie, versuchte aber dabei zu lächeln. »Mir tutalles weh. Am ganzen Körper. Aber Eure Hände – sie sehen furchtbar aus.«
    Kummervoll blickte Cadrach auf die aufgescheuerte Haut. »Ich fürchte, ich habe ein bisschen zu viel gerudert. Ich bin noch nicht wieder bei Kräften.«
    Miriamel runzelte die Stirn. »Ihr seid verrückt, Cadrach! Ihr habt tagelang in Ketten gelegen, wie könnt Ihr jetzt rudern? Ihr werdet Euch umbringen.«
    Der Mönch schüttelte den Kopf. »Es hat nicht sehr lange gedauert, Herrin. Die Wunden an meinen Händen sind eine Folge meines schwachen Fleisches, nicht meiner fleißigen Arbeit.«
    »Und ich habe nichts, um sie einzureiben«, sagte Miriamel unzufrieden. Unvermittelt sah sie auf. »Welche Tageszeit haben wir?«
    Der Mönch brauchte einen Moment, um sich auf die unerwartete Frage einzustellen. »Oh … früher Abend, Prinzessin. Kurz nach Sonnenuntergang.«
    »Und Ihr habt mich den ganzen Tag schlafen lassen! Wie konntet Ihr!«
    »Ihr brauchtet den Schlaf, Herrin. Ihr habt schlecht geträumt, aber ich denke trotzdem, dass es Euch jetzt bessergeht, denn …« Cadrach verstummte. »Jedenfalls war es so am besten.«
    Miriamel schnaubte verächtlich. »Ich werde etwas für Eure Hände suchen. Vielleicht ist etwas in Gan Itais Paketen.« Sie biss die Zähne zusammen, auch wenn ihre Mundwinkel zuckten, als sie den Namen der Niskie aussprach. »Bleibt sitzen und rührt die Ruder nicht an, wenn Euch Euer Leben lieb ist.«
    »Ja, Herrin.«
    Um ihre schmerzenden Muskeln zu schonen, bewegte sich Miriamel nur ganz behutsam, sodass es eine Weile dauerte, bis sie das kleine Päckchen aus Öltuch voller nützlicher Dinge fand, das Gan Itai zu den Wasserschläuchen und Lebensmitteln gelegt hatte. Es enthielt die versprochenen Angelhaken und ein größeres Stück kräftiger und sonderbar farbloser Schnur, wie Miriamel sie noch nie gesehen hatte. Außerdem gab es ein kleines Messer und einen Beutel mit einer Anzahl winziger Krüge, nicht größer als ein Männerdaumen.Miriamel entkorkte einen nach dem anderen und roch vorsichtig daran.
    »Das hier ist Salz, glaube ich«, meinte sie, »aber wozu braucht man auf See Salz, wenn es doch genügt, Wasser verdunsten zu lassen?« Sie schaute Cadrach fragend an, aber der schüttelte nur den runden Kopf. »Hier drin ist ein gelbliches Pulver.« Sie schloss die Augen und schnüffelte noch einmal. »Es duftet angenehm, aber nicht, als könne man es essen.« Sie öffnete drei weitere Gefäße und fand im ersten zerstampfte Blütenblätter, im zweiten süßes Öl und im dritten eine helle Salbe, von der ihr die Augen zu tränen begannen, als sie sich darüber beugte.
    »Diesen Geruch kenne ich«, erklärte Cadrach. »Hohnblatt. Gut für Umschläge und dergleichen – die Heiler benutzen es häufig.«
    »Dann ist es das, wonach ich gesucht habe.« Miriamel schnitt ein paar

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