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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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unangenehme Arbeit einen zusätzlichen Stundensold verlangen. Ein anderer grinste hämisch und fragte: ›Von Pryrates?‹, worauf der Prahler verstummte. Einige seiner Kameraden lachten über sein betretenes Gesicht, aber es klang gezwungen, als reiche der bloße Gedanke an den roten Priester aus, ihnen den Tag zu verderben. Das war der erste Hinweis auf das, was mir bevorstand, und ich ahnte, dass es etwas viel Übleres sein würde als lediglich der Strang.
    Ich versuchte, mich vom Wagen zu stürzen, wurde aber sofort wieder hineingerissen. ›Ho‹, sagte einer, ›er scheint den Priester zu kennen.‹
    ›Ich bitte euch‹, flehte ich, ›bringt mich nicht zu diesem Mann! Wenn auch nur eine Spur von Ädons Barmherzigkeit in euch wohnt, tut mit mir, was ihr wollt, nur liefert mich nicht dem Priester aus.‹ Der Soldat, der zuletzt gesprochen hatte, sah mich an, und ich glaubte ein gewisses Mitleid in seinen harten Augen zu lesen. Aber er antwortete: ›Damit wir es sind, die sich seinen Zorn zuziehen? Damit unsere Kinder vaterlos werden? Nein. Reiß dich zusammen und trag es wie ein Mann.‹
    Ich weinte den ganzen Weg bis zum Nerulagh-Tor.
    Der Wagen hielt vor der eisenbeschlagenen Eingangstür des Hjeldinturms. Ich wurde hineingeschleppt, vor Verzweiflung so geschwächt, dass ich mich nicht wehrte – nicht dass mein verwüsteter Körper gegen vier bewaffnete Männer der Erkynwache viel hätte ausrichten können. Halb trug man mich in den Vorraum, dann eine anscheinend endlose Zahl von Stufen hinauf. Oben schwangen zwei große, eichene Türflügel auf. Ich wurde hineingeworfen wie ein Sack Mehl und fiel auf den harten Steinfliesen eines vollgestopften Zimmers auf die Knie.
    Mein erster Gedanke, Prinzessin, war, dass ich in einen See aus Blut gestürzt sein musste. Der ganze Raum war scharlachrot, bis in die letzten Ecken und Winkel. Selbst meine Hände, die ich vor mein Gesicht hielt, hatten die Farbe gewechselt. Voller Grauen blickte ich auf die hohen Fenster. Jedes einzelne bestand von oben bis unten aus Scheiben von hellrotem Glas, durch die die untergehende Sonne hereinströmte. Sie blendete die Augen, als wäre jedes Fenster ein riesiger Rubin. Das rote Licht nahm allen Dingen im Raum die Farbe, so wie der Abend sie grau werden lässt. Es gab keine Schattierungen außer Rot und Schwarz. Überall standen Tische und hohe, schiefe Regale herum, von denen jedoch kein einziges die Außenwand des Zimmers berührte. Stattdessen drängten sie sich in der Mitte zusammen. Jede freie Fläche war mit Büchern und Schriftrollen bedeckt … und anderen Dingen, von denen ich hastig die Augen abwenden musste. Die Wissbegier dieses Priesters ist entsetzlich. Es gibt nichts, vor dem er zurückschrecken würde, um die Wahrheit über ein Ding herauszufinden, sofern es ihm wichtig scheint. Viele Gegenstände seiner Untersuchungen, hauptsächlich Tiere, waren in Käfige eingesperrt, die wahllos zwischen den Büchern aufgeschichtet standen. Die meisten dieser Geschöpfe lebten noch, aber sie wären besser tot gewesen. Im Vergleich zu dem Chaos in der Zimmermitte war die Wand erstaunlich leer. Bis auf ein paar aufgemalte Symbole schien sie kahl.
    ›Ah‹, sagte eine Stimme. ›Sei mir gegrüßt, Bruder der Schriftrolle.‹ Es war natürlich Pryrates, der mitten in seinem seltsamen Nest auf einem schmalen Stuhl mit hoher Rückenlehne saß. ›Ich hoffe, du hattest eine angenehme Reise?‹
    ›Wir wollen auf unnützes Geschwätz verzichten‹, antwortete ich.Mit der Verzweiflung hatte sich eine gewisse Schicksalsergebenheit eingestellt. ›Du bist kein Schriftrollenträger mehr, Pryrates, und ich bin auch keiner. Was willst du von mir?‹
    Er grinste und zeigte keine Neigung, die vergnügliche Prozedur zu verkürzen. ›Einmal ein Bruder, immer ein Bruder‹, lachte er. ›Denn sind wir nicht beide nach wie vor innig mit der Vergangenheit beschäftigt, alten Handschriften … alten Büchern?‹
    Bei diesen letzten Worten stockte mir das Herz in der Brust. Zuerst hatte ich angenommen, er wollte mich nur quälen, um sich für den Hinauswurf aus dem Bund zu rächen, obwohl ich daran weit weniger schuld war als andere, denn mein Abstieg ins Dunkel hatte schon begonnen, als man Pryrates ausstieß. Jetzt begriff ich, dass er auf etwas ganz anderes aus war. Unzweifelhaft wollte er ein Buch haben, das er in meinem Besitz glaubte, und ich wusste recht gut, welches Buch er meinte.
    Den guten Teil einer Stunde dauerte unser Duell, bei dem ich

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