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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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junge König warf sich aus dem Fenster des Turms, der seinen Namen trägt. Nisses wurde in dem Raum, aus dem Hjeldin gesprungen war, tot aufgefunden. Er lächelte und hielt mit den Händen sein Buch umklammert.«
    Miriamel schauderte. »Dieses Buch. In Naglimund wurde davon gesprochen. Jarnauga sagte, dass man annimmt, es erzähle von der Rückkehr des Sturmkönigs und anderen, damit zusammenhängenden Dingen.«
    »Ach, Jarnauga«, sagte Cadrach betrübt. »Wie gern hätte er es gesehen! Aber ich habe es weder ihm noch den anderen Schriftrollenträgern je gezeigt.«
    »Aber warum? Wenn es sich in Eurem Besitz befand – auch wenn es nur eine Abschrift war –, warum habt Ihr es dann Morgenes und die anderen nicht lesen lassen? Ich dachte, das wäre gerade der Sinn Eures Bundes gewesen.«
    »Vielleicht. Aber als ich es zu Ende gelesen hatte, war ich schon kein Träger der Schriftrolle mehr. Ich wusste es in meinem Herzen. Von dem Augenblick an, als ich die letzte Seite umblätterte, vertauschteich die Liebe zum Lernen mit der Liebe zum Vergessen – diese beiden können nicht zusammen existieren. Schon bevor ich Nisses’ Buch fand, war ich auf den falschen Wegen zu weit gegangen und hatte Dinge erfahren, die niemand wissen wollte, der nachts ruhig schlafen möchte. Und ich war eifersüchtig auf die anderen Träger der Schriftrolle, eifersüchtig auf das schlichte Glück, das sie in ihren Studien fanden, zornig auf ihre ruhige Gewissheit, dass alles, was man untersuchen könne, sich auch begreifen lasse. Sie waren so überzeugt, wenn man das Wesen der Welt nur genau genug betrachten könne, würde man auch seinen ganzen Sinn und Zweck erkennen … aber ich hatte etwas, das sie nicht hatten, ein Buch, dessen bloße Lektüre das Gebäude ihrer Vernunft zum Einsturz bringen würde. Ich war voller Zorn, Miriamel, zugleich aber voller Verzweiflung.« Er unterbrach sich, und der Schmerz in seiner Stimme war deutlich hörbar. »Die Welt sieht anders aus, wenn Nisses sie Euch erklärt hat. Es ist, als seien die Blätter seines Buchs mit einem langsam wirkenden Gift getränkt, das den Geist tötet. Ich habe jedes einzelne Blatt berührt.«
    »Es klingt grauenvoll.« Miriamel erinnerte sich an das Bild, das sie in einem von Dinivans Büchern gesehen hatte, einen gehörnten Riesen mit roten Augen. Es war ihr seither in vielen Träumen erschienen. War es denn besser, manches überhaupt nicht zu wissen, bestimmten Bildern und Ideen mit Blindheit zu begegnen?
    »Es ist grauenvoll, aber nur, weil es das wahre Grauen widerspiegelt, das hinter der wachenden Welt lauert, die Schatten, die die Rückseite des Sonnenlichts sind. Und doch wurde am Ende etwas so Mächtiges wie Nisses’ Buch für mich nur ein weiteres Mittel zum Vergessen. Als ich es so oft gelesen hatte, dass mir von seinem bloßen Anblick übel wurde, begann ich nach und nach die einzelnen Blätter zu verkaufen, eines nach dem andern.«
    »Elysia, Mutter der Barmherzigkeit! Wer kauft so etwas?«
    Cadrach lachte rauh. »Selbst Menschen, die überzeugt waren, es handele sich um eine geschickte Fälschung, überschlugen sich fast, mir ein einziges Blatt aus der Hand zu reißen. Ein verbanntes Buch übt eine große Anziehungskraft aus, mein Kind, aber ein von Grund auf böses Buch – von denen es nicht viele gibt – zieht die Neugierigenan wie Honig die Fliegen.« Sein Lachen wurde lauter und wurde dann jäh von einem Schluchzen abgelöst. »Süßer Usires, ich wünschte, ich hätte es verbrannt!«
    »Aber was geschah mit Pryrates?« Miriamel ließ nicht locker. »Habt Ihr ihm auch solche Blätter verkauft?«
    »Niemals!« Cadrach schrie fast. »Selbst damals wusste ich, dass er ein Dämon war. Lange vor meinem eigenen Sturz wurde er aus dem Bund ausgestoßen, und jeder von uns wusste, wie gefährlich er war.« Er fasste sich wieder. »Nein, ich habe eher den Verdacht, dass er zu denselben Antiquaren ging wie ich – es ist ein recht kleiner Kreis, wisst Ihr – und dass einige Seiten den Weg in seine Hände fanden. Er weiß unendlich viel über alle Dinge des Dunklen, Prinzessin, vor allem über die bedrohlichen Seiten der Kunst. Ich bin sicher, dass es ihm nicht schwerfiel, herauszufinden, wer das Buch besessen hatte, von dem die Blätter stammten. Genauso leicht war es für ihn, mich zu finden, auch wenn ich mich so tief in Schatten gehüllt hatte, wie es mir nur möglich war, und meine ganze eigene Kunst darauf verwendete, mich unauffällig, ja unsichtbar zu machen. Wie

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