Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
nicht vergessen hatte. Dass er in Josuas ernsthafter Gegenwart davon sprach, machte die ganze Angelegenheit noch wirklicher. »Natürlich nur, wenn mir der Prinz die Erlaubnis gibt, mit den Qanuc zu kämpfen.« Er sah Josua an.
Der Prinz nickte. »Binabiks Leute können uns am besten helfen, wenn sie verstehen, was wir von ihnen möchten. Auch zu ihrer eigenen Sicherheit sollten wir es so halten. Ihr habt meine Erlaubnis, Simon.«
»Ich danke Euch, Hoheit. Und was noch, Binabik?«
»Wir müssen außerdem die Boote einsammeln, die den Menschen von Neu-Gadrinsett gehören.« Binabik grinste. »Es müssen alles in allem vierzig Stück sein.«
»Boote? Aber der See um den Sesuad’ra ist zugefroren. Was können sie uns nützen?«
»Nicht die Boote selbst werden nützlich sein«, versetzte der Troll, »aber Teile von ihnen.«
»Binabik hat einen Verteidigungsplan«, erklärte Josua, machte aber ein etwas nachdenkliches Gesicht.
»Es ist nicht einfach ein Plan«, lächelte Binabik. »Nicht nur eine Idee, die auf mir gelandet ist wie ein Stein. Es ist ein bestimmter Weg der Qanuc, den ich Euch Utku zeigen will – und das bedeutet großes Glück für Euch.« Er lachte befriedigt.
»Was ist es?«
»Ich werde es dir morgen mitteilen, wenn wir uns auf der Bootsjagd befinden.«
»Noch etwas, Simon«, sagte Josua. »Ich weiß, dass ich es schon früher erwähnt habe, aber ich finde, es lohnt sich, die Frage noch einmal zu stellen. Seht Ihr noch irgendeine Möglichkeit, dass Eure Freunde, die Sithi, zu uns stoßen? Dieser Ort ist ihnen heilig – werden sie ihn nicht verteidigen?«
»Ich weiß es nicht, Josua. Wie ich schon sagte – Jiriki schien zu glauben, dass er es sehr schwer haben würde, sein Volk zu überzeugen.«
»Sehr schade.« Josua fuhr sich mit den Fingern durch das kurzgeschorene Haar. »Offen gestanden fürchte ich, dass wir einfach zu wenige sind, selbst mit diesen wackeren Trollen. Die Hilfe des Schönen Volks wäre von unschätzbarem Wert. Ha! Ist das Leben nicht merkwürdig? Mein Vater war so stolz darauf, die letzten Sithi in ihre Verstecke gejagt zu haben, und jetzt betet sein Sohn, sie möchten kommen und ihm helfen, das zu verteidigen, was vom Reich seines Vaters noch übrig ist.«
Simon schüttelte traurig den Kopf. Er konnte nichts dazu sagen. Der alte Oberbürgermeister, der dem Gespräch schweigend gelauscht hatte, sah zu Simon auf und betrachtete ihn genau. Simon versuchte in den wässrigen Augen des Alten etwas über seine Gedanken zu lesen, fand jedoch nichts.
»Weck mich, wenn wir aufbrechen müssen, Binabik«, sagte er schließlich. »Gute Nacht, alle miteinander. Gute Nacht, Prinz Josua.« Er drehte sich um und ging zur Tür. Das Singen der Trolle und Tiefländer am Feuer war leiser geworden, die Lieder getragen und schwermütig. Das herabbrennende Feuer warf rotes Licht auf die schattendunklen Wände.Der Spätmorgenhimmel war fast wolkenlos, die Luft bitterkalt. Vor Simons Gesicht erstarrte der Atem zu einer Wolke. Seit Tagesanbruch hatte er mit Binabik die wichtigsten Worte der Qanucsprache geübt. Simon bewies größere Geduld als sonst und machte gute Fortschritte.
»Sag ›jetzt‹.« Binabik zog eine Braue hoch.
»Ummu.«
Qantaqa, die neben ihnen hertrottete, hob den Kopf und gab einen dumpfen Laut von sich, fand dann ihre Stimme und bellte kurz.
Binabik lachte. »Sie versteht nicht, warum du jetzt so mit ihr sprichst«, erklärte er. »Dies ist ein Wort, das sie sonst nur von mir hört.«
»Aber ich dachte, du hättest gesagt, dein Volk verfüge über eine besondere Sprache, in der ihr zu euren Tieren sprecht.« Simon schlug die Handschuhe aneinander, um seine Finger zu wärmen.
Binabik bedachte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick. »Ich rede nicht mit Qantaqa wie mit unseren Widdern, Vögeln und Fischen. Sie ist meine Freundin. Ich spreche mit ihr wie mit jedem anderen Freund.«
»Oh.« Simon beäugte die Wölfin. »Was heißt ›tut mir leid‹, Binabik?«
»Chem ea dok.«
Simon klopfte der Wölfin den Rücken. »Chem ea dok, Qantaqa.« Sie grinste zu ihm auf und stieß ein paar Dampfwölkchen aus.
Ein Stück weiter fragte Simon: »Wohin gehen wir eigentlich?«
»Wie ich gestern Abend schon sagte: Wir sammeln die Boote ein. Oder vielmehr, wir lassen sie von ihren Eigentümern zur Schmiede bringen, wo Sludig und andere die Kähne zerbrechen werden. Aber wir geben jedem eins von diesen Dingen«, er zog einen Stoß Pergamentstreifen hervor, von denen jedes groß und
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