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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Schon bald steckten sie mitten in einer äußerst komischen Pantomime, als Strupp, vom Alkohol und den Aufregungen des Abends ohnehin schon recht beschwingt, der Gruppe kleiner Gebirgsbewohner, die kein Wort davon verstehen konnten, die Feinheiten eines Würfelspiels zu erläutern versuchte.
    Simon drehte sich lachend zu Sangfugol um. »Damit ist er erst einmal ein paar Stunden beschäftigt, wenn nicht länger.«
    Sangfugol verzog das Gesicht. »Ich wünschte, das wäre mir eingefallen. Dann hätte er sie schon früher belästigen können.« »Ihr braucht doch nicht ständig auf Strupp aufzupassen. Wenn Ihr Josua sagen würdet, wie ungern Ihr es tut, wird er bestimmt jemand anders damit betrauen.«
    Der Harfner schüttelte den Kopf. »Es ist nicht so einfach.«
    »Erklärt es mir.« Aus der Nähe konnte Simon dunklen Schmutz in den kleinen Falten um Sangfugols Augen und einen Fleck auf der Stirn unter dem lockigen braunen Haar sehen. Der Harfner schien lange nicht mehr so eitel zu sein wie früher, aber Simon konnte sich nicht entscheiden, ob das ein Vorteil war – ein ungepflegter Sangfugol erschien ihm als Widerspruch gegen die Natur, so wie eine schlampige Rachel oder ein plumper Jiriki.
    »Strupp war einmal ein guter Mann, Simon.« Der Harfner sprach langsam, fast widerwillig. »Nein, das ist ungerecht. Er ist vermutlich immer noch ein guter Mann, nur dass er heutzutage vor allem alt und töricht ist – und sich bei jeder Gelegenheit betrinkt. Er ist nicht böse, er ist nur anstrengend. Aber als ich anfing, meine Kunst zu erlernen, nahm er sich Zeit für mich und half mir, obwohl ihn nichts dazu verpflichtete. Er tat es aus reiner Freundlichkeit. Er lehrte mich Lieder und Tonarten, die ich nicht kannte, und zeigte mir den richtigen Umgang mit meiner Stimme, damit sie mich nicht im Stich ließ, wenn es darauf ankam.« Sangfugol zuckte die Achseln. »Wie kann ich mich jetzt von ihm abwenden, nur weil er mir manchmal lästig ist?«
    Die Stimmen der Trolle neben ihnen waren lauter geworden, aber was zunächst nach einem beginnenden Streit klang, war ein Lied, das sie anhoben, ein kehliger, abgehackter Singsang. Die Melodie war so fremdartig wie nur möglich, aber der Humor selbst in der unbekannten Sprache so unüberhörbar, dass Strupp, der mitten unter den Sängern saß, kichernd in die Hände klatschte.
    »Schaut ihn Euch an«, sagte Sangfugol ein wenig gedankenverloren. »Er ist wie ein Kind – und vielleicht werden wir ja alle einmal so. Wie kann ich ihn hassen? Würde ich ein Kind hassen, das nicht weiß, was es tut?«
    »Aber er scheint Euch in den Wahnsinn zu treiben.«
    Der Harfner schnaubte. »Und treiben nicht auch Kinder ihre Eltern manchmal in den Wahnsinn? Und doch werden eines Tages die Eltern selbst wieder wie Kinder und rächen sich so an Söhnen und Töchtern, denn nun sind es die alten Eltern, die weinen und sabbern und sich am Kochfeuer verbrennen, und ihre Kinder, die darunter zu leiden haben.« Er lachte, aber es klang wenig fröhlich. »Als ich damals auszog, um mein Glück zu machen, war ich froh, von meiner Mutter wegzukommen. Und das ist der Lohn meiner Treulosigkeit.« Er wies auf Strupp, der den Kopf in den Nacken geworfen hatte und mit den Trollen sang, ein wortloses und unmelodisches Heulen wie von einem Hund unter dem Erntemond.
    Das Lächeln über dieses Bild verschwand sehr schnell wieder von Simons Gesicht. Zumindest hatten Sangfugol und andere wählenkönnen, ob sie bei ihren Eltern bleiben wollten oder nicht. Waisen hatten diese Möglichkeit nicht.
    »Es kann aber auch anders sein.« Sangfugol sah hinüber zu Josua, der noch immer in sein Gespräch mit den beiden Qanuc vertieft war. »Manche Menschen können sich sogar nach dem Tod ihrer Eltern nicht von ihnen befreien.« Sein auf den Prinzen gerichteter Blick war voller Liebe, zugleich aber, zu Simons Überraschung, voller Zorn. »Manchmal sieht es aus, als fürchte er sich, auch nur einen Schritt zu tun – nur damit er nicht über den Schatten des alten König Johan springen muss.«
    Simon starrte auf Josuas schmales, bekümmertes Gesicht. »Er macht sich zu viel Sorgen.«
    »Ja, und zwar auch dann, wenn es keinen Sinn hat.« Bei diesen Worten Sangfugols kam Strupp wieder auf sie zugeschwankt. Der Kangkang seiner Mitwürfler schien den Alten in ein neues, wacheres Stadium der Trunkenheit versetzt zu haben.
    »Wir stehen kurz davor, von Fengbald und tausend Soldaten angegriffen zu werden, Sangfugol«, knurrte Simon. »Das

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