Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
ihnen gähnte der große, grinsende Schädel des Drachen Shurakai, als wollte er jeden Augenblick nach ihnen schnappen und sie für immer verschlingen. Wie war es möglich, dass Josua und die anderen sie nicht sahen? Sie standen doch vor aller Augen da! Simon wollte seine Freunde darauf hinweisen, aber er fand seine Stimme nicht. Er versuchte mit dem Finger zu zeigen, sie durch ein Geräusch aufmerksam zu machen, aber anscheinend hatte er die Kontrolle über seinen Körper verloren. Er war ein Geist, und seine geliebten Freunde und Verbündeten begingen einen schrecklichen, schrecklichen Fehler…
    »Verdammt noch mal, Simon, steh auf!« Sludig schüttelte ihn grob. »Hotvig und seine Männer melden, dass Fengbald im Anmarsch ist. Er wird hier sein, ehe die Sonne über der Baumgrenze steht.«
    Simon richtete sich mühsam halb auf. »Was ist los?«, gurgelte er. »Was?«
    »Fengbald kommt.« Der Rimmersmann stand schon am Eingang. »Du musst aufstehen.«
    »Wo ist Binabik?« Simon gab sich die größte Mühe, richtig wach zu werden. Sein Herz klopfte wild. Was sollte er tun?
    »Schon bei Prinz Josua und den andern. Beeil dich.« Sludig schüttelte den Kopf und grinste mit grimmiger Fröhlichkeit. »Endlich ein Gegner!« Er duckte sich und verschwand unter der Zeltklappe.
    Simon kroch aus seinem Mantel und fuhr ungeschickt in die Stiefel. Als er sie hastig und mit kalten Fingern zuschnüren wollte, riss er sich den Daumennagel ein. Leise fluchend zog er sich das Oberhemd an, fand sein Qanucmesser und band sich die Scheide um. Das Schwert, das Josua ihm verliehen hatte, lag in sein Poliertuch gewickelt unter dem Strohsack. Als er es auspackte, fühlte der Stahl sich an wie Eis. Simon lief es kalt über den Rücken. Fengbald kam. Der Tag, über den sie so viele Wochen geredet hatten, war da. Menschen und Trolle würden sterben, manche vielleicht, noch ehe die graue Sonne im Mittag stand. Vielleicht würde er dazugehören.
    »Unglücksgedanken«, murmelte er und schnallte den Schwertgurt um, »bringen Unglück.« Zum Schutz gegen seine eigenen unheilverkündendenWorte schlug er das Zeichen des Baumes. Er musste sich beeilen. Man brauchte ihn.
    Als er in der Ecke des Zelts nach seinen Handschuhen wühlte, stieß er auf das seltsam geformte Bündel, das ihm Aditu damals gegeben hatte. Nach der Nacht, in der er heimlich zur Sternwarte geschlichen war, hatte er es völlig vergessen. Was war darin? Plötzlich fiel ihm jäh und erschreckend ein, dass Amerasu es für Josua bestimmt hatte.
    Barmherziger Ädon, was habe ich getan?
    Enthielt das Bündel ein Mittel zu ihrer Rettung? Hatte er in seiner Torheit, seiner Mondkalb-Vergesslichkeit, eine Waffe vernachlässigt, die seinen Freunden das Leben retten konnte? Oder war es vielleicht etwas, mit dem sich die Hilfe der Sithi herbeirufen ließ? War es jetzt zu spät?
    Die Ungeheuerlichkeit seiner Verfehlung ließ sein Herz rasen. Er riss das Bündel an sich – selbst in seiner atemlosen Hast fiel ihm die seltsam schlangenhafte Glätte des Gewebes auf – und rannte in die eisige Morgendämmerung hinaus.
    Im Haus des Abschieds hatte sich bereits eine große Menschenund Trollmenge versammelt, die sich mit ungeheurem Eifer, der jeden Moment in wilde Panik umzuschlagen drohte, mit einer Vielzahl von Dingen beschäftigte. Mittendrin fand Simon Josua mit einer kleinen Gruppe, zu der Deornoth, Geloë, Binabik und Freosel gehörten. Der Prinz, von dem jede Spur von Unentschlossenheit gewichen war, rief Befehle, prüfte Pläne und Vorkehrungen und feuerte die ängstlicheren unter den Verteidigern von Neu-Gadrinsett an. Seine Augen glänzten. Simon kam sich vor wie ein Verräter.
    »Hoheit.« Er trat einen Schritt vor und sank vor dem Prinzen auf ein Knie. Josua betrachtete ihn überrascht.
    »Steht auf, Simon«, sagte Deornoth ungeduldig. »Wir haben zu tun.«
    »Ich fürchte, ich habe einen großen Fehler begangen, Prinz Josua.«
    Der Prinz hielt inne und zwang sich sichtlich zum ruhigen Zuhören. »Was meint Ihr damit, mein Sohn?«
    Sohn. Das Wort traf Simon zutiefst. Er wünschte sich, Josua wärewirklich sein Vater, denn irgendetwas war an diesem Mann, das Simon liebte. »Ich habe eine riesige Dummheit gemacht«, gestand er. »Eine ganz große Dummheit.«
    »Sprich mit Sorgfalt«, ermahnte ihn Binabik. »Berichte nur die Tatsachen von Bedeutung.«
    Josuas erschrockene Miene hellte sich auf, als er Simons bestürzte Erklärung hörte. »Dann gebt es mir jetzt«, forderte er ihn auf. »Es

Weitere Kostenlose Bücher