Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
kein so böses Gesicht, Herzog Isgrimnur! Natürlich habe ich sie ans entgegengesetzte Ende der Stadt geschickt! Es war wirklich seltsam: Als ich es dem Mann sagte, zitterte er am ganzen Leibe, als könnte er es nicht abwarten, dorthin zu kommen.«
»Wie … wie sah der Anführer aus?« Miriamels Stimme klang gepresst.
»Sehr … sonderbar.« Tiamak zögerte. Er wusste nicht, wie er eine Tiefländerprinzessin anreden sollte, schon gar nicht eine, die Männerkleidung trug. »Er war der Einzige, der nicht wie ein Soldat gekleidet war. Groß und kräftig, in reichen Trockenländergewändern.Aber sein Gesicht war voller blauer Flecken und die Augen blutunterlaufen wie die eines Ebers. Sein Kopf sah aus, als hätte ihn ein Krokodil zwischen den Kiefern gehabt, und es fehlten ihm Zähne.«
Miriamel stöhnte auf und glitt vom Bett zu Boden. »Rette mich, o Elysia! Es ist Aspitis.« Aus ihrer erstickten Stimme klang nackte Verzweiflung. »Cadrach, woher konnte er wissen, wohin wir wollten? Habt Ihr mich wieder verraten?«
Der Mönch zuckte zusammen, aber in seinen Worten lag kein Zorn. »Nein, Herrin. Offensichtlich hat er es geschafft, die Küste zu erreichen, und ich nehme an, dass er von dort aus Botschaften mit seinem Herrn gewechselt hat.« Cadrach sah Isgrimnur an. »Pryrates kennt dieses Haus gut, Herzog, und Aspitis ist sein Geschöpf. «
»Aspitis?« Isgrimnur, der sich gerade den Schwertgurt um die breite Mitte schnallte, schüttelte ratlos den Kopf. »Ich kenne ihn nicht, aber er scheint kein Freund zu sein.«
»Nein.« Cadrach blickte auf Miriamel, die, den Kopf in die Hände gestützt, vor dem Bett hockte. »Er ist kein Freund.«
Isgrimnur grollte tief in der Kehle. Erschrocken drehte sich Tiamak zu ihm um, denn der Herzog klang genau wie ein wütender Bär. Aber Isgrimnur dachte nur nach und zwirbelte dabei mit den Fingern seinen kurzen Bart. »Die Feinde sind uns auf den Fersen«, bemerkte er schließlich. »Selbst wenn wir hier mit dem Camaris von vor vierzig Jahren säßen – ach, Gott segne ihn, er war der Größte von allen –, wären unsere Aussichten schlecht. Darum müssen wir hier weg … und zwar schnell.«
»Wohin können wir gehen?«, fragte Cadrach.
»Nach Norden, zu Josua. Tiamak – was habt Ihr neulich gesagt, kleiner Mann? Wenn Ihr mit Camaris und mir flüchten müsstet, welchen Weg würdet Ihr wählen?«
Tiamak merkte, wie ihm die Kehle eng wurde. »Ich weiß einen Weg. Aber es wird nicht leicht sein.« Ihn fröstelte auf einmal, als streife der kalte Atem von Ihr-die-darauf-wartet-alles-wieder-zu-sich-zu-nehmen seinen Nacken. Plötzlich missfiel ihm der Gedanke, seine Trockenländerfreunde durch den Irrgarten des Wran zu führen.
Miriamel stand auf. »Lebt Josua?«
»Das Gerücht behauptet es, Prinzessin.« Isgrimnur schüttelte den Kopf. »Er soll sich nordöstlich von den Thrithingen aufhalten. Aber es könnte eine trügerische Hoffnung sein.«
»Nein!« In Miriamels Augen, die noch tränennass waren, lag eine eigentümliche Gewissheit. »Ich glaube daran.«
Cadrach, der immer noch in der Ecke lehnte wie ein vernachlässigter Hausgott, bemerkte achselzuckend: »Wenn man sonst nichts hat, an das man sich klammern kann, ist ein Glaube durchaus nützlich. Aber von welchem Weg sprecht Ihr?« Er richtete den düsteren Blick auf den Marschmann.
»Durch das Wran.« Tiamak räusperte sich. »Ich denke, dass es für sie fast unmöglich sein wird, uns dorthin zu folgen. Wir können uns nach Norden durchschlagen, zum südlichsten Zipfel des Seen-Thrithings.«
»Wo man uns sofort finden wird – zu Fuß und mitten im offenem Gelände«, meinte Cadrach bissig.
»Verdammt, Mann«, fauchte Isgrimnur, »was bleibt uns anderes übrig? Sollen wir denn versuchen, zuerst Kwanitupul zu durchqueren, vorbei an diesem Aspitis, und dann mitten durch das ganze feindselige Nabban? Seht uns doch an! Könnt Ihr Euch eine ungewöhnlichere und auffälligere Gesellschaft vorstellen? Ein Mädchen, zwei Mönche – davon einer mit Bart –, ein kindischer alter Riese und ein Wranna? Was haben wir schon für eine Wahl?«
Der Hernystiri schien etwas erwidern zu wollen, zuckte dann aber erneut die Achseln und zog sich in sich selbst zurück wie eine Schildkröte in ihren Panzer. »Wahrscheinlich habt Ihr recht«, bemerkte er gelassen.
»Also, was tun wir?« Miriamels Furcht hatte etwas nachgelassen. Noch immer erschüttert, machte sie doch einen wachen und entschlossenen Eindruck. Tiamak konnte nicht
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