Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
umhin, ihren Mut zu bewundern.
Isgrimnur rieb sich die großen Pranken. »Ja. Wir müssen weg von hier, spätestens in einer Stunde, wenn möglich schneller. Das heißt, dass wir keine Zeit verlieren dürfen. Tiamak, Ihr haltet vom Vordach der Herberge Ausschau. Vielleicht hat ein anderer den Soldaten bessere Anweisungen gegeben als Ihr. Wenn sie uns überraschen,ist es unser Ende. Ihr werdet am wenigsten auffallen.« Er sah sich überlegend um. »Ich werde Camaris veranlassen, das weniger beschädigte der beiden Boote im Torhof zu flicken. Cadrach, Ihr helft ihm. Vergesst nicht, er ist zwar einfältig, hat aber jahrelang hier gearbeitet – er weiß, was zu tun ist, und versteht Euch, auch wenn er nicht selbst spricht. Ich packe inzwischen den Rest unserer Sachen zusammen und komme dann zu Euch, um Euch mit dem Boot zu helfen, damit wir es nachher auch ins Wasser tragen können.«
»Und ich, Isgrimnur?« Miriamel sprang vor lauter Tatendrang von einem Bein aufs andere.
»Ihr nehmt diese zänkische Wirtin, geht mit ihr in die Küche und stellt den Proviant für uns zusammen. Sucht Lebensmittel aus, die haltbar sind, denn wir wissen nicht, wie lange wir damit auskommen müssen.« Er unterbrach sich, von einem jähen Einfall gepackt. »Wasser! Frischwasser! Süßer Usires, wir fahren ja in die Sümpfe! Nehmt alles mit, was Ihr finden könnt. Ich werde Euch helfen, die Krüge, oder welche Behälter Ihr sonst wählt, ins Boot zu tragen. Auf dem Hinterhof dieser Herberge steht ein Regenfass – voll, glaube ich. Ha! Ich wusste doch, dass das schlechte Wetter zu etwas gut sein würde!« Er zupfte an seinen Fingern und dachte fieberhaft nach. »Nein, Prinzessin … noch nicht. Sagt Charystra, wir würden für alles bezahlen, das wir mitnehmen, aber lasst kein Wort über unser Ziel verlauten. Sie würde unsere unsterblichen Seelen für einen krummen Cintis pro Stück verhökern. Ich wünschte, ich könnte auch so sein, aber ich werde sie trotzdem für alles entschädigen, auch wenn es mein letztes Geld ist.« Der Herzog holte tief Atem. »So! Nun geht. Und wo immer Ihr Euch befindet, achtet auf Tiamaks Ruf und rennt sofort zum Torhof, wenn Ihr ihn hört.«
Er ging zur Tür und öffnete sie. Charystra saß mit völlig verdutztem Gesicht und umgeben von Nahrungsmitteln auf der obersten Treppenstufe. Isgrimnur warf einen kurzen Blick auf sie, trat dann dicht neben Miriamel und beugte sich über ihr Ohr. Tiamak stand nahe genug, um ihn zu verstehen.
»Lasst sie nicht aus den Augen«, flüsterte der Herzog. »Vielleicht müssen wir sie mitnehmen, zumindest so weit, dass sie nicht ausplaudern kann, welche Richtung wir genommen haben. Wenn sieÄrger macht, ruft – ich bin sofort bei Euch.« Er nahm Miriamels Ellenbogen und führte sie zu Charystra, die still sitzen geblieben war.
»Seid nochmals gegrüßt, gute Frau«, sagte die Prinzessin. »Mein Name ist Marya. Wir haben uns unten schon gesehen. Kommt jetzt, wir wollen in die Küche gehen und für meine Freunde und mich etwas zu essen suchen – wir sind weit gereist und sehr hungrig.« Sie bückte sich und half Charystra beim Aufstehen, bückte sich dann nochmals und hob das heruntergefallene Brot und den Käse auf. »Seht Ihr?«, rief sie vergnügt und ergriff die sprachlose Frau beim Arm. »Wir werden bestimmt nichts vergeuden und für alles bezahlen.«
Sie verschwanden treppab.
Miriamel kam es vor, als arbeitete sie in einer Art Nebel. Sie konzentrierte sich so intensiv auf das, was sie gerade tat, dass sie die Gründe, warum sie es tat, völlig vergaß – bis sie Tiamaks erregten Aufschrei über sich auf dem Dach hörte. Ihr Herz raste, als sie nach einer letzten Handvoll verdorrter Zwiebeln griff – Charystra hatte mittlerweile aufgehört, sich gegen die Plünderung ihrer Speisekammer zu wehren – und in Richtung Hof stürzte. Die murrende Wirtin scheuchte sie vor sich her.
»He, was glaubt Ihr wohl, was Ihr da tut?«, beschwerte sich Charystra. »Ihr habt keinen Grund, so mit mir umzugehen, wer immer Ihr sein mögt.«
»Schweigt! Alles wird gut.« Miriamel wünschte nur, sie könnte selbst daran glauben.
An der Tür zum Schankraum hörte sie Isgrimnurs schwere Tritte auf der Treppe. Schnell schob er sich vor sie und versperrte der sich sträubenden Charystra den Fluchtweg. Zusammen erreichten die drei den Torhof. Hier arbeiteten Camaris und Cadrach so eifrig, dass sie nicht einmal aufsahen, als ihre Kameraden zu ihnen traten. Der alte Ritter hatte einen
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