Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
pechverschmierten Quast in der Hand, der Mönch ein Stück schweres Segeltuch, auf das er mit dem Messer einhackte.
Gleich darauf rutschte Tiamak von den Dachbalken zu ihnen herunter.»Ich habe Soldaten gesehen, ziemlich nah«, verkündete er atemlos. »Sie sind vielleicht noch tausend Schritte entfernt, vielleicht auch weniger, und auf dem Weg hierher.«
»Sind es dieselben?«, fragte Isgrimnur. »Verdammt, natürlich sind sie es! Wir müssen weg. Ist das Boot fertig?«
»Ich gehe davon aus, dass es sich eine Weile über Wasser halten wird«, antwortete Cadrach gelassen. »Wenn wir die Sachen dort mitnehmen«, er deutete auf Pechquast und Segeltuch, »können wir später irgendwo anhalten und alles besser und gründlicher instand setzen.«
»Wenn man uns die Gelegenheit dazu lässt«, knurrte der Herzog. »Also gut. Miriamel?«
»Ich habe die Speisekammer ausgeräumt – viel Arbeit war es leider nicht.«
Charystra, die ihre Hochnäsigkeit wiedergefunden hatte, richtete sich auf. »Und was sollen meine Gäste und ich verzehren?«, erkundigte sie sich spitz. »Schließlich führe ich die feinste Tafel in Kwanitupul.«
Isgrimnur schnaubte, dass sein Backenbart zitterte. »Gegen Eure Tafel hat auch niemand etwas einzuwenden – das Problem ist der Schund, den Ihr den Leuten darauf vorsetzt. Frau, Ihr bekommt Euer Geld, aber zuerst werdet Ihr eine kleine Reise machen.«
»Was?«, kreischte Charystra. »Ich bin eine gottesfürchtige Ädonitin! Was habt Ihr mit mir vor?«
Der Rimmersmann verzog das Gesicht und sah die anderen an. »Die Sache missfällt mir, aber wir können sie nicht hierlassen. Wir werden sie an einem sicheren Ort absetzen – mit ihrem Geld. Cadrach, nehmt einen Strick und fesselt sie. Und versucht, ihr nicht wehzutun.«
Unter Charystras empörtem Protest wurden die letzten Vorkehrungen getroffen. Tiamak, der sich offenbar große Sorgen machte, Isgrimnur könnte irgendwelche kostbaren Bestandteile ihres Gepäcks vergessen haben, rannte noch einmal nach oben, um sich zu vergewissern, dass auch wirklich nichts mehr im Zimmer lag. Als er wiederkam, schloss er sich den Anstrengungen der anderen an, das schwere Boot zur breiten Seitentür des Hofs hinauszuschieben.
»Jeder anständige Bootshof hat eine Winde«, schimpfte Isgrimnur, dem der Schweiß über das Gesicht strömte. Miriamel war voller Sorge, die beiden älteren Männer könnten sich zu viel zumuten; aber Camaris schien trotz seiner Jahre sein Anteil an der Last nicht das Geringste auszumachen, und Isgrimnur war nach wie vor ein Mann von ungewöhnlicher Körperkraft.
Tatsächlich waren es Cadrach, ausgelaugt von den Leiden der letzten Wochen, und der schmale Tiamak, denen die Arbeit am schwersten fiel. Miriamel hätte gern geholfen, wagte aber nicht, die gefesselte Charystra auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen, vor lauter Angst, sie könnte laut zu schreien anfangen oder ins Wasser fallen und ertrinken.
Als sie die Rampe zum hinteren Dock hinabstolperten, glaubte Miriamel bereits, die stampfenden Schritte von Aspitis und seinen Schergen zu hören. Das Boot schien sich kaum vorwärtszubewegen, ein blinder, achtbeiniger Käfer, der an jeder engen Biegung stecken blieb.
»Schneller!«, sagte sie. Charystra, die nur die eigene missliche Lage im Kopf hatte, stöhnte auf.
Endlich erreichten sie das Wasser. Als sie das Boot über den Rand des schwimmenden Landungsstegs schoben, griff Cadrach zwischen die Bänke und hob aus dem Haufen der Werkzeuge, die sie mitgenommen hatten, um den Rumpf zu flicken, den schweren Holzhammer hoch. Dann rannte er die Rampe wieder hinauf und zurück in die Herberge.
»Was habt Ihr vor?«, schrie Miriamel. »Sie werden gleich hier sein!«
»Ich weiß.« Cadrach, den großen Hammer an die Brust gedrückt, setzte sich in einen ungleichmäßigen Trab.
Isgrimnur machte ein wütendes Gesicht. »Ist der Mann verrückt?«
»Ich weiß nicht.« Miriamel drängte Charystra zum Boot, das sanft am Steg entlangschabte. Als die Wirtin sich wehrte, stand der alte Camaris auf und hob sie so mühelos hinunter wie ein Vater seine kleine Tochter. Er setzte sie neben sich auf die Bank, wo sie sich zusammenkauerte. Eine Träne schlängelte sich über ihre Wange. Wider Willen empfand Miriamel Mitleid.
Gleich darauf kam Cadrach die Rampe wieder hinuntergerannt. Mit Hilfe der anderen kletterte er ins Boot und stieß es dann vom Steg ab. Der Bug schwenkte zur Mitte des Kanals.
Miriamel half dem Mönch, sich noch auf die
Weitere Kostenlose Bücher