Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
Stelzenhäuser errichten oder ihre schweren Lastkähne von Mannschaften aus Tiamaks Volk durch die Kanäle staken ließen. Aber heute wagte er nicht, einen Streit anzufangen, auch wenn er noch so gerechtfertigt war.
Er hastete durch den Schankraum von Pelippas Schüssel und warf dabei trotz Charystras seltsamem Gesichtsausdrucks nur einen kurzen Blick auf die Eigentümerin. Diese stand, ein mit Brot, Käse und Oliven belegtes Brett umklammernd, am Fuß der Treppe und schwankte hin und her, als wäre die Entscheidung, ob sie hinaufsteigen solle oder nicht, eine äußerst schwere.
Tiamak drückte sich an ihr vorbei und humpelte die schmale Stiege hinauf zum Treppenabsatz und zur ersten verzogenen, schlecht eingehängten Tür im Gang. Er stieß sie auf und holte gerade tief Luft, um seine Neuigkeiten hervorzustoßen, als ihn das merkwürdige Bild, das sich seinen Augen bot, überrascht einhalten ließ.
Isgrimnur saß auf dem Boden. In einer Ecke lehnte ein nicht sehr großer, stämmig gebauter Mann mit eigenartig verschlossenem, rundem Gesicht. Er war wie der Herzog in die Tracht eines ädonitischen Pilgermönchs gekleidet. Der alte Camaris hockte auf dem Bett, die langen Beine nach Seemannsart untergeschlagen. Neben ihm saß eine junge Frau mit gelbem, kurzem Haar. Auch sie trug eine Mönchskutte, und ihr hübsches Gesicht mit den scharfen Zügen zeigte einen fast ebenso verwirrten Ausdruck wie das von Charystra.
Tiamak schloss mit hörbarem Schnappen den Mund und öffnete ihn sofort wieder. »Was?«, fragte er nur.
»Ah!« Isgrimnur schien vor Freude fast aus dem Häuschen zu sein. Er wirkte geradezu beschwipst. »Und das hier ist Tiamak, ein edler Wranna und Freund von Dinivan und Morgenes. Tiamak, die Prinzessin ist da. Miriamel ist gekommen.«
Miriamel sah gar nicht auf, sondern starrte weiter den alten Mann an. »Das ist … Camaris?«
»Ich weiß, ich weiß.« Isgrimnur lachte. »Ich konnte es selbst nicht glauben, Gott straf mich, aber er ist es! Lebendig, nach dieser langen Zeit!« Sein Gesicht wurde unvermittelt ernst. »Aber er hat den Verstand verloren, Miriamel. Er ist wie ein Kind.«
Tiamak schüttelte den Kopf. »Ich … ich bin froh, Isgrimnur. Froh, dass Eure Freunde hier sind.« Nochmaliges Kopfschütteln. »Und ich bringe Neuigkeiten.«
»Nicht jetzt.« Isgrimnur strahlte. »Später, kleiner Mann. Heute Abend feiern wir.« Er hob die Stimme. »Charystra! Wo steckt Ihr, Frau?«
Die Herbergswirtin wollte gerade die Tür öffnen, als Tiamak sich umdrehte und sie ihr vor der Nase zuschlug. Er hörte ein erschrockenes Ächzen und das Poltern eines schweren Brotlaibs, der die Stufen hinunterrollte. »Nein«, sagte der Wranna. »Das hier kann nicht warten, Isgrimnur.«
Der Herzog starrte ihn unter dichten, buschigen Brauen an.
»Nun?«
»Es sind Männer in der Stadt, die nach dieser Herberge suchen. Soldaten aus Nabban.«
Isgrimnurs Ungeduld war sofort verschwunden, seine volle Aufmerksamkeit auf den kleinen Wranna gerichtet. »Woher wisst Ihr das?«
»Ich sah sie unten an der Markthalle. Sie stellten den Bootsleuten Fragen und gingen dabei sehr grob mit ihnen um. Der Anführer der Soldaten schien die Herberge um jeden Preis finden zu wollen.«
»Und haben sie Auskunft bekommen?« Isgrimnur stand auf und ging in die Zimmerecke, wo er sein Schwert Kvalnir aufnahm, das dort in Lumpen gewickelt gestanden hatte.
Tiamak zuckte die Achseln. »Ich wusste, dass ich nicht viel schneller vorwärtskommen würde als die Soldaten, obwohl ich die Stadt sicher besser kenne. Weil ich sie aber aufhalten wollte, trat ich vor und erklärte ihnen, ich würde für sie mit den Bootsleuten reden, weil sie auch alle Wranna wären wie ich.« Zum ersten Mal seit Beginn seiner Erzählung sah Tiamak die junge Frau an. Sie war ganz blass geworden, aber der benommene Ausdruck lag nicht mehr auf ihrem Gesicht. Sie hörte aufmerksam zu. »Ich sagte den Bootsleuten, dass die Soldaten böse Männer wären und sie nur mit mir, und nur in unserer Zunge, sprechen sollten. Ich erklärte ihnen, wenn die Soldaten fortgingen, sollten auch sie sich entfernen und erst später wieder zur Markthalle zurückkehren. Nachdem ich so mit ihnen gesprochen und so getan hatte, als erhielte ich von ihnen Hinweise auf den Weg – in Wirklichkeit berichteten sie mir nur, dass diese Tiefländer sich aufgeführt hätten wie Wahnsinnige –, erläuterte ich dem Anführer der Soldaten, wo er und seine Männer Pelippas Schüssel finden könnten. Macht
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