Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
Fengbalds Linie gesprengt und die Männer aus der Sicherheitszone des von den Schlitten aufgerauhten Wegs gejagt. Dann waren Deornoths Krieger, fast alle zu Fuß, hinter der Barrikade herausgerannt und über diejenigen Soldaten der Erkynwache hergefallen, die Hotvigs Vorstoß von ihrer eigenen Nachhut abgeschnitten hatte. Der Kampf vor der Barrikade tobte besonders heftig. Zu seinem Erstaunen erkannte Simon im dichtesten Getümmel Prinz Josua, der hoch aufgerichtet im Sattel des roten Vinyafod stand. Sein grauer Mantel wogte. Was er schrie, ging in der Verwirrung unter, denn inzwischen hatte Fengbald nun auch seine Thrithingsöldner in den Kampf geworfen. Anstatt hinter den zurückweichenden Männern der Erkynwache die Front zu verstärken, ließen sie die zersplitterte Schlachtreihe hinter sich und ritten weiter, um gegen Hotvigs Reiter anzutreten.
Simons Truppe traf die Söldner von ihrer blinden Seite. Die den anstürmenden Qanuc am nächsten Reitenden konnten sich gerade noch erschrocken umsehen, bevor die kurzen Speere der Trolle sie auch schon aufspießten. Einige der Thrithingmänner betrachteten die Qanuc mit einem Entsetzen, das mehr als bloße Überraschung war – es grenzte an abergläubisches Grauen. Beim Angriff heulten die Trolle ihre Qanuc-Kriegsrufe und ließen Steine an geölten Schnüren über den Köpfen kreisen, die den grässlichen Summton wütender Bienen erzeugten. Die Widder schossen behende zwischen den langsameren Pferden hindurch, sodass mehrere Söldnergäule sich aufbäumten und ihre Reiter abwarfen. Die Trolle benutzten ihre Wurfspeere dazu, die Pferde in die ungeschützten Bäuche zu stechen. Mehr als ein Thrithingmann wurde von seinem eigenen gestürzten Pferd erdrückt.
Das Tosen der Schlacht, das Simon zuerst wie ein einziges, gewaltigesBrüllen vorgekommen war, veränderte sich rasch, sobald er selbst am Kampf teilnahm. Es wurde zu einer Art Schweigen, einer furchtbaren, summenden Stille, in der verzerrte Gesichter und dampfende Pferdemäuler mit weißen Zähnen und roten Schlünden plötzlich aus dem Nebel auftauchten. Alles schien mit grausiger Trägheit zu geschehen, doch er selbst, so kam es ihm vor, bewegte sich noch viel langsamer. Er schwang sein Schwert nach allen Seiten, aber obwohl es nur aus Stahl war, schien es ihm plötzlich so schwer wie das schwarze Dorn.
Einer von den Trollen neben Simon wurde von einer Handaxt getroffen. Der kleine Körper stürzte aus dem Sattel des Widders und sank langsam wie ein fallendes Blatt zu Boden, bis er unter Heimfinders Hufen verschwand. In der summenden Leere glaubte Simon einen schwachen, hohen Schrei zu hören wie den Ruf eines fernen Vogels.
Getötet, dachte er geistesabwesend, als Heimfinder stolperte und wieder Halt fand. Man hat ihn getötet. Gleich darauf musste er selbst mit dem Schwert den Hieb eines berittenen Söldners abwehren. Es schien ewig zu dauern, bis die beiden Klingen aufeinandertrafen. Als sie sich mit einem dünnen Ping begegneten, spürte er den Anprall den ganzen Arm hinauf bis in die Brust. Etwas streifte ihn von der anderen Seite. Als er hinschaute, sah er, dass sein behelfsmäßiger Brustpanzer zerschnitten war und aus einer Armwunde Blut tropfte. Er spürte nur einen eiskalten, wie betäubten Streifen, der vom Handgelenk zum Ellenbogen reichte. Mit aufgerissenem Mund hob er das Schwert und wollte zurückschlagen, aber niemand befand sich in Reichweite. Er schwenkte Heimfinder herum und spähte in den aus dem Eis aufsteigenden Nebel. Dann trieb er sie auf einen Klumpen ineinander verschlungener Gestalten zu, unter denen er einige in die Enge getriebene Trolle erkannt hatte.
Danach legte die Schlacht sich auf ihn wie eine erstickende Hand, und nichts ergab mehr eine Ordnung oder einen Sinn. Mitten im Chaos traf ihn jemand mit dem Schild an der Brust und warf ihn aus dem Sattel. Während er sich Halt suchend aufrappelte, wurde ihm plötzlich klar, dass er trotz Binabiks Zauberdornen an den Füßen immer noch ein Mann blieb, der auf einer spiegelglatten Eisflächenach festem Untergrund tastete. Glücklicherweise hatte er die um eine Hand gewickelten Zügel nicht losgelassen, sodass Heimfinder nicht durchging, aber dieser glückliche Umstand hätte ihn fast umgebracht.
Einer der Thrithingreiter tauchte aus dem Nebel auf und drängte Simon so weit zurück, dass sein Rücken an Heimfinders Flanke stieß und er nicht mehr ausweichen konnte. Das Gesicht des hageren Schwertkämpfers war mit Ritualnarben
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