Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
er allerdings schon den Faden verloren und schätzen müssen. Bisher entwickelte sich die Schlacht genauso, wie Josua und die anderen es vorhergesagt hatten.
Simon warf einen Blick auf seine wunderlichen Gefährten mit ihren runden Gesichtern und kleinen Körpern und empfand ein überwältigendes Gefühl von Zuneigung und Verbundenheit. In gewisser Hinsicht war er für sie verantwortlich. Sie waren von weit her gekommen, um für eine fremde Sache zu kämpfen – auch wenn sie sich vielleicht am Ende als ihrer aller Sache erweisen würde –, und er wollte, dass sie alle sicher wieder nach Hause kamen. Sie würden gegen Größere und Stärkere kämpfen, aber dafür waren die Trolle den Kampf unter winterlichen Bedingungen gewöhnt. Auch sie trugen Stiefeleisen, aber von weit kunstvollerer Art, als Binabik die Männer in der Schmiede herzustellen gelehrt hatte. Binabik hatte Simon erzählt, dass diese Stiefeleisen heutzutage eine große Kostbarkeit darstellten, denn die Trolle hatten längst keinen Zugang mehr zu den Handelswegen und Handelspartnern, die es früher ermöglicht hatten, Eisen nach Yiqanuc zu schaffen. Heutzutage gaben die Eltern ihre Stiefeleisen an die Kinder weiter, und jedes Eisen wurde sorgsam geölt und regelmäßig gewartet. Ein Paar zu verlieren war ein großes Unglück, denn es ließ sich so gut wie nie ersetzen.
Die gesattelten Widder brauchten natürlich keine derartigen Verzierungen. Ihre weichen, lederartigen Hufe hafteten am Eis wie Fliegenfüße an der Wand. Ein flacher See war im Vergleich zu den trügerischen, eisglatten Pfaden des hohen Mintahoq eine Kleinigkeit für sie.
»Hier bin ich«, sagte jemand hinter Simon. Er fuhr herum und entdeckte Sisqi, die erwartungsvoll zu ihm aufblickte. Das Gesicht der Trollfrau war gerötet und voller Schweißperlen, die Pelzjacke, die sie unter dem Lederwams trug, so zerfetzt und schmutzig, als wäre sie durch Unterholz gekrochen.
»Wo warst du?« Er konnte kein Anzeichen einer Verletzung an ihr erkennen und war dankbar dafür.
»Bei Binabik. Half Binabik kämpfen.« Sie versuchte mit den Händen einen komplizierten Vorgang darzustellen, gab es dann aber achselzuckend auf.
»Geht es Binabik gut?«, fragte Simon.
Sie überlegte einen Augenblick und nickte dann. »Keine Wunde.«
Simon atmete erleichtert auf. »Gut.« Bevor er weiterreden konnte, gab es wieder heftige Bewegungen in der Nähe der Baumstammbarrikade. Eine neue Schar von Männern rannte aus dem Wald und stürzte sich ins Getümmel. Gleich darauf hörte Simon den schwachen Ruf des Horns. Es blies einen langen Ton, dann vier kurze und schließlich nochmals zwei lange Töne, die am Hang ein dünnes Echo hervorriefen. Simons Herz machte einen Sprung, und ihm wurde plötzlich kalt. Er fühlte ein Prickeln, als wäre er in Eiswasser gefallen. Er hatte das Zählen vergessen, aber darauf kam es jetzt auch nicht mehr an. Das war sein Signal – der Augenblick war gekommen.
Trotz seiner nervösen Erregung achtete er sorgfältig darauf, Heimfinders Flanken nicht mit den Eisen zu berühren, als er in den Sattel stieg. Der größte Teil der Qanucworte, die Binabik ihm so mühsam eingetrichtert hatte, war aus seinem Kopf verschwunden.
»Jetzt!«, schrie er. »Jetzt, Sisqi! Josua braucht uns!« Er zog das Schwert und schwenkte es hoch über dem Kopf, wobei es erst einmal an einem niedrigen Ast hängenblieb. Wie lautete das Wort für ›Angriff‹? Ni -irgendwas. Er drehte sich um und fing Sisqis Blick auf. Sie starrte ihn mit einem ernsten Ausdruck im kleinen Gesicht an. Sie wusste Bescheid. Die Trollfrau hob den Arm und rief die Krieger zusammen.
Jeder weiß, wie es weitergeht, begriff Simon. Sie brauchen mich überhaupt nicht.
Sisqi nickte und erlaubte ihm fortzufahren.
»Nihut!« , brüllte Simon und sprengte den schlammigen Pfad hinunter.
Als Heimfinders Hufe den vereisten See berührten, rutschte sie zunächst ein Stück, fand aber zu Simons Erleichterung – er hatte sie erst vor wenigen Tagen ohne Eisen auf derselben Oberfläche geritten– ihr Gleichgewicht schnell wieder. Die Geräusche des Kampfs dröhnten ihm in den Ohren, und nun fingen auch seine Trollkameraden an zu brüllen. Sie schrien seltsame Kriegsrufe, aus denen er die Namen von ein oder zwei Bergen von Yiqanuc herauszuhören glaubte. Rasch schwoll das Getöse der Schlacht an und verdrängte alles andere aus seinem Kopf. Bevor Simon überhaupt nachdenken konnte, waren sie mitten im Getümmel.
Hotvigs erster Angriff hatte
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