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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Eis gestürzt.
    Keuchend sah Simon sich um und fragte sich, wer wohl die Schlacht gerade gewann.
    Auch der letzte Rest seines Glaubens an das Edle des Krieges starb an diesem Tag – inmitten eines so furchtbaren Gemetzels, in dem gefallene Freunde und Feinde überall blutig herumlagen, manche gesichtslos und grausam verstümmelt. In den Ohren dröhnte ihm das Schreien und Flehen der Sterbenden, denen längst jede Würde genommen war – die Luft stank von Angstschweiß, Blut und Kot, und Simon verstand plötzlich die Worte des alten Morgenes: Der Krieg ist eine Art Hölle auf Erden, die die ungeduldige Menschheit sich eingerichtet hat, damit sie nicht erst auf die Zeit nach dem Tod warten muss.
    Fast als Schlimmstes erschien ihm dabei die groteske Ungerechtigkeit der ganzen Angelegenheit. Für jeden gepanzerten Reiter, der fiel, wurde ein halbes Dutzend Fußsoldaten abgeschlachtet. Selbst die Tiere erlitten Qualen, die Mörder und Verräter nicht verdient hätten. Simon sah schreiende, von zufälligen Hieben gelähmte Pferde, die sich allein gelassen in Todesqual auf dem Eis wälzten. Obwohl viele von ihnen Fengbalds Männern gehörten, hatte sie gewiss niemand gefragt, ob sie in den Krieg ziehen wollten. Man hatte sie dazu gezwungen, genau wie Simon und die Leute von Neu-Gadrinsett. Selbst die königliche Erkynwache wäre vielleicht lieber anderswo gewesen als auf dieser Walstatt, wohin die Pflicht sie geführt hatte und wo die Treue sie festhielt. Einzig die Söldner kamen freiwillig. Für Simon war das, was im Kopf von Männern vorging, die sich aus eigenem Antrieb solchem Grauen aussetzten, plötzlich so unbegreiflich wie die Gedanken von Spinnen oder Eidechsen, odersogar noch unbegreiflicher, denn die kleinen Geschöpfe der Erde flohen vor jeder Gefahr. Diese Männer, erkannte er, waren wahnsinnig, und das war das Schwierigste auf der Welt – dass die Verrückten stark und furchtlos auftraten und den Schwachen und Friedliebenden ihren Willen aufzwingen konnten. Wenn Gott, dachte Simon unwillkürlich, diesen Irrsinn zuließ, dann war er wirklich ein alter Gott, dem alles aus den Händen geglitten war.
    Die Sonne hatte sich hoch am Himmel hinter den Wolken versteckt. Es war unmöglich zu sagen, wie lange die Schlacht schon tobte. Da erklang von neuem Josuas Horn. Diesmal war es ein Sammelruf, der die dunstige Luft erfüllte. Simon, der sich so erschöpft fühlte wie noch nie im Leben, drehte sich zu ein paar Trollen um, die in der Nähe hielten, und rief »Sosa! Kommt!«
    Kurz darauf hätte er beinahe Sisqi umgerannt, die vor ihrem erschlagenen Widder stand. Ihr Gesicht war noch immer sonderbar ausdruckslos. Simon beugte sich zu ihr hinunter und streckte die Hand aus. Sie ergriff sie mit kalten, trockenen Fingern und zog sich an seinem Steigbügel hoch. Er hob sie vor sich in den Sattel.
    »Wo ist Binabik?«, überschrie sie den Lärm.
    »Ich weiß nicht. Josua ruft uns, wir müssen zu ihm.«
    Wieder ertönte das Horn. Die Männer aus Neu-Gadrinsett zogen sich jetzt so rasch zurück, als könnten sie nicht eine Minute länger kämpfen. Sie verschwanden so schnell, dass es Simon fast vorkam, als platzten sie wie Schaumblasen, die eine Woge am Strand zurückgelassen hatte. Nur einer Gruppe aus einem halben Dutzend Trollen und einigen von Deornoths Fußkämpfern war, etwa fünfzig Ellen von Simon entfernt, auf dem Eis von einem Ring berittener Männer der Erkynwache der Weg abgeschnitten worden. Simon wusste, dass sie den Tod finden würden, wenn ihnen niemand zu Hilfe kam. Er sah sein kleines Häuflein an und verzog das Gesicht. Zu wenige, um etwas auszurichten.
    Und die Trolle da drüben hatten das Signal zum Rückzug genauso gehört wie Simon und die anderen. War es denn seine Pflicht, jeden Einzelnen zu retten? Er war müde, hatte Angst und blutete, die Zuflucht lag nur Minuten entfernt, und er hatte, was allein schon an einWunder grenzte, überlebt. Aber trotzdem war ihm völlig klar, dass er diese tapferen Kameraden nicht im Stich lassen konnte.
    »Helfen wir ihnen?«, fragte er Sisqi und deutete auf die bedrängten Verteidiger.
    Sie schaute hinüber und nickte müde. Dann rief sie den wenigen Qanuc, die noch in der Nähe waren, etwas zu. Simon schwenkte Heimfinder herum und ließ sie in rutschendem Trab auf die Soldaten der Erkynwache zulaufen. Die Trolle folgten. Sie heulten und sangen nicht mehr, der kleine Trupp ritt im Schweigen völliger Erschöpfung.
    Noch einmal begann ein alptraumhaftes Hauen und

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