Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
Stechen. Ein Schwerthieb zertrümmerte den oberen Rand von Simons Schild. Splitter von bemaltem Holz flogen durch die Luft. Mehrere seiner eigenen Schläge trafen auf festen Widerstand, aber in dem Durcheinander konnte er nicht erkennen, was er getroffen hatte. Als die umzingelten Trolle und Männer sahen, dass man sie nicht vergessen hatte, verdoppelten sie ihre Anstrengungen. Es gelang ihnen, sich eine Gasse zu bahnen, obwohl mindestens ein weiterer Qanuc dabei fiel. Sein blutbespritzter Widder schüttelte die Stiefel seines toten Herrn aus den Steigbügeln, machte einen Satz von dem Leichnam weg und raste wie von Dämonen gehetzt über den See, wilde Haken schlagend, bis er im dunklen Nebel verschwand. Die müden Wachsoldaten, nicht weniger erschöpft als Simon und seine Krieger, wehrten sich zwar grimmig, wichen aber zurück und versuchten, Simon und die anderen auf die Hauptmasse von Fengbalds Heer zuzutreiben. Plötzlich bemerkte Simon eine Öffnung und schrie Sisqi etwas zu. Mit einer letzten krampfhaften Anstrengung von Kriegern, Pferden, Trollen und Widdern riss sich Simons Schar von der Erkynwache los und floh zum Sesuad’ra und den rettenden Barrikaden.
Wieder erscholl Josuas Horn, als Simon und die Trolle – weniger als vierzig, wie er bestürzt feststellte – den großen Wall aus Baumstämmen am unteren Ende des Bergwegs erreichten. Viele der anderen Verteidiger des Sesuad’ra hatten sich dort ebenfalls eingefunden, und selbst die Unverwundeten sahen so zerschlagen und grau aus wie Sterbende. Nur ein paar von Hotvigs Thrithingmännern sangenein heiseres Lied, und Simon bemerkte, dass einer von ihnen etwas am Sattelhorn hängen hatte, das wie ein paar blutige Köpfe aussah, die im Rhythmus der Pferdehufe auf und ab hüpften.
Ein Gefühl ungeheurer Erleichterung überkam Simon beim Anblick des Prinzen, der vor der Barrikade stand, Naidel in der Luft schwang wie ein Banner und den zurückkehrenden Streitern entgegenbrüllte. Er machte ein grimmiges Gesicht, aber seine Worte waren ermutigend.
»Kommt her!«, rief er. »Wir haben ihnen ihr eigenes Blut zu kosten gegeben! Wir haben ihnen die Zähne gezeigt! Zurück jetzt, zurück – heute kommen sie nicht wieder!«
Wieder empfand Simon trotz der Kälte, die auf seinem Herzen lag wie Rauhreif, tiefe Zuneigung für Josua. Er wusste, dass der Prinz außer tapferen Worten kaum noch etwas zu bieten hatte. Die Verteidiger des Sesuad’ra hatten sich gegen besser ausgebildete und ausgerüstete Truppen tapfer geschlagen, aber Mann gegen Mann konnten sie sich gegen Fengbalds Soldaten nicht halten – die Leute des Herzogs zählten fast dreimal so viele Köpfe –, und alle Überraschungsmomente, wie etwa Binabiks Stiefeleisen, waren ausgespielt. Ab jetzt würde ein Zermürbungskrieg stattfinden, und Simon wusste, dass er auf der Verliererseite stand.
Hinter ihnen auf dem Eis fraßen bereits die Raben an den Gefallenen. Die Vögel hüpften und hackten und zankten krächzend miteinander. Halb verborgen im Nebel hätten sie winzige schwarze Teufel sein können, die sich an der Vernichtung weideten.
Die Verteidiger des Sesuad’ra machten sich hinkend auf, den langen Weg bergauf. Ihre keuchenden Reittiere führten sie am Zügel. Obwohl er sonderbar gleichgültig gestimmt war, freute sich Simon, als er sah, dass mehr von den Qanuc überlebt hatten als nur die von ihm und Sisqi vom Eis geführten. Sie kamen ihnen entgegengerannt und begrüßten mit Freudenrufen ihre Verwandten, obwohl auch klagende Schmerzensschreie zu hören waren, als die Trolle ihre Verluste zählten.
Noch viel größer freilich war seine Freude beim Anblick Binabiks, der bei Josua stand. Auch Sisqi hatte ihn sofort erspäht. Sie sprang aus Simons Sattel und lief auf ihren Verlobten zu. Ohne aufden Prinzen oder sonst jemanden zu achten, fielen sie einander in die Arme.
Simon schaute ihnen einen Augenblick zu und stolperte dann weiter. Er wusste, dass er sich eigentlich nach seinen anderen Freunden umschauen sollte, aber er war so zerschlagen und ausgelaugt, dass er es gerade noch schaffte, ein Bein vor das andere zu setzen. Jemand, der neben ihm ging, reichte ihm einen Becher Wein. Er trank ihn aus und gab ihn zurück. Dann humpelte er noch ein paar Schritte weiter bergauf, bis dorthin, wo die Lagerfeuer brannten. Jetzt, am Ende des Kampftages, waren Frauen aus Neu-Gadrinsett heruntergekommen, um Essen zu bringen und bei der Versorgung der Verwundeten zu helfen. Ein junges Mädchen mit
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