Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
ihr ein halbes Dutzend Blumen, Wurzeln und Blätter, mit denen man unbedenklich Speisen würzen konnte, und pflückte sie ihr, während er sie um den Lagerplatz herum und hinab zum Wasser führte und ihr dabei noch ein Dutzend weitere Gewächse nannte, denen sie auf ihrer Fahrt durch das Wran noch begegnen würden. Voller Begeisterung fuhr er fort, sie auf andere Pflanzen hinzuweisen, die als Arznei oder Tinte oder zu tausend anderen Zwecken brauchbar waren.
    »Woher wisst Ihr das alles?«
    Tiamak brach ab, als hätte man ihn geschlagen. »Verzeiht mir, Herrin Miriamel«, sagte er leise. »Ihr wolltet so viel gar nicht hören.«
    Miriamel lachte. »Ich finde es wundervoll. Aber wo habt Ihr das bloß gelernt?«
    »Ich befasse mich seit vielen Jahren damit.«
    »Ihr müsst mehr wissen als jeder andere auf der Welt.«
    Tiamak wandte das Gesicht ab. Miriamel betrachtete ihn fasziniert. Errötete er etwa? »Nein«, erklärte er, »nein, ich bin nur ein Lernender.« Er sah sie schüchtern und doch mit einem Anflug von Stolz an. »Aber ich hoffe, dass meine Studien eines Tages bekannt werden – dass man sich an meinen Namen erinnert.«
    »Davon bin ich überzeugt.« Miriamel war voller Ehrfurcht. Derkleine Mann mit dem zerrupften, schütteren schwarzen Haarschopf, der jetzt wie die anderen Wranna nur noch Gürtel und Lendentuch trug, kam ihr so gelehrt vor wie nur irgendein Schreibpriester auf dem Hochhorst. »Kein Wunder, dass Morgenes und Dinivan Eure Freunde waren.«
    Seine erfreute Miene verschwand schlagartig, und er wurde traurig. »Danke, Herrin Miriamel. Ich überlasse es Euch nun, mit diesen kleinen Fischen zu tun, was Euch beliebt. Ich habe Euch genug gelangweilt.«
    Er drehte sich um und überquerte die sumpfige Lichtung, wobei er, ohne besonders auf seine Schritte zu achten, von einem festen Grashügel zum nächsten wechselte. Als er auf der anderen Seite ankam und sich dort auf einem Baumstamm niederließ, waren seine Füße immer noch trocken. Miriamel, schlammverkrustet bis zum Schienbein, musste seine Trittsicherheit bewundern.
    Womit kann ich ihn nur verstimmt haben?
    Achselzuckend nahm sie ihre Handvoll Marschblüten wieder auf und kehrte zu dem wartenden Fisch zurück.
    Nach dem Abendessen, bei dem sich Tiamaks Würzzusätze als hochwillkommen erwiesen hatten, blieb die Gesellschaft am Feuer sitzen. Die Luft war noch warm, aber die Sonne bereits hinter den Bäumen untergegangen. Die Marsch begann sich mit Schatten zu füllen. Ein Heer von Fröschen, die beim ersten Anbruch des Abends mit ihrem Zetern und Quaken angefangen hatten, wetteiferte mit großen Schwärmen pfeifender, zwitschernder und kreischender Vögel, sodass die Dämmerung lärmte wie ein Feiertagsmarkt.
    »Wie groß ist eigentlich das Wran?«, fragte Miriamel.
    »Fast so groß wie die Halbinsel Nabban«, antwortete Tiamak. »Aber wir müssen nur einen kleinen Teil davon durchqueren, weil wir uns bereits im nördlichsten Abschnitt befinden.«
    »Und wie lange werden wir dazu brauchen?«, erkundigte sich Cadrach, der an einen Baumstamm gelehnt dasaß und versuchte, aus dem Marschschilf eine Flöte zu schneiden. Mehrere zerfetzte Halme, Opfer seiner bisherigen Bemühungen, lagen vor seinen Füßen.
    Der traurige Ausdruck, der Miriamel schon vorher aufgefallenwar, kehrte auf das Gesicht des Wranna zurück. »Das hängt davon ab.«
    Isgrimnur hob die buschigen Brauen. »Wovon hängt es ab, kleiner Mann?«
    »Von der Richtung, die wir einschlagen.« Tiamak seufzte. »Vielleicht sollte ich Euch doch lieber meine Sorgen anvertrauen. Es ist eine Entscheidung, die ich nicht allein treffen möchte.«
    »Sprecht, Mann«, ermutigte ihn der Herzog.
    Tiamak berichtete ihnen von seiner Zwangslage. Unmissverständlich erklärte er, dass es nicht allein die Schande war, zu den Bewohnern seines Dorfs zurückzukehren, ohne ihren Auftrag erfüllt zu haben, vor der er sich fürchtete, sondern ebenso sehr die Möglichkeit, dass man zwar den Rest der Gesellschaft wieder ziehen lassen, ihn selbst aber festhalten würde, sodass sie ohne Führer im tiefen Wran gestrandet wären.
    »Könnten wir dann nicht einen anderen Mann aus Eurem Dorf anstellen?«, fragte Isgrimnur und fügte hastig hinzu: »Nicht, dass wir möchten, dass Euch irgendetwas zustößt, natürlich.«
    »Natürlich.« Tiamaks Blick war kühl. »Was Eure Frage betrifft – ich weiß es nicht. Unser Stamm hat sich von jeher friedlich verhalten, solange nicht jemandem aus Haindorf ernstlich Schaden

Weitere Kostenlose Bücher