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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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zu bestehen. Wie wahr.
    Ein Schatten zuckte zwischen seinen Knien. Blitzschnell schoss Tiamaks Hand nach unten. Seine Finger schlossen sich um etwas Kleines, Glitschiges. Er packte fest zu und hob es hoch. Es war ein Fisch, ein Zwickauge, nicht sehr groß. Immerhin, besser als gar nichts. Er griff nach dem Stoffbeutel, der, an einer dicken Wurzel verankert, neben ihm schwamm, ließ den zappelnden Fisch hineingleiten, zog den Sack fest zu und versenkte ihn wieder im Wasser. Vielleicht war das ein gutes Vorzeichen. Tiamak schloss die Augen zu einem kurzen Dankgebet und hoffte, die Götter möchten sich wie Kinder durch Lob zu weiterem Wohlverhalten verlocken lassen. Dann widmete er seine Aufmerksamkeit wieder dem grünen Wasser.
    Miriamel strengte sich an, das Feuer nicht ausgehen zu lassen, aber es war mühsam. Seitdem die Gefährten ins Innere der Marschen eingedrungen waren, hatten sie nichts mehr gefunden, das Ähnlichkeit mit trockenem Holz besaß, und die kleinen Feuerchen, die ihnen gelangen, flackerten bestenfalls unruhig vor sich hin.
    Sie sah auf, als Tiamak zurückkam. Sein schmales braunes Gesicht war verschlossen, und er nickte nur kurz, als er ein in Blätter gewickeltes Bündel vor sie legte. Dann ging er weiter zu Isgrimnur und den anderen, die am Boot arbeiteten. Der Wranna schien sehr schüchtern zu sein. In den zwei Tagen, seit sie Kwanitupul verlassenhatten, hatte er nur wenige Worte zu Miriamel gesagt. Einen Augenblick fragte sie sich, ob ihm vielleicht seine singende Wranna-Aussprache peinlich war, wies den Gedanken aber zurück. Tiamak sprach das Westerling besser als die meisten Menschen, die damit aufgewachsen waren – und Isgrimnurs schwerfällige Konsonanten und Cadrachs melodische Hernystiri-Vokale fielen mehr auf als die geringfügigen Hebungen und Senkungen in der Stimme des Marschmanns.
    Sie packte die Fische aus, die Tiamak ihr gebracht hatte, und putzte sie. Dann wischte sie das Messer an den Blättern ab, bevor sie es wieder in die Scheide steckte. Vor ihrer Flucht aus dem Hochhorst hatte sie nie im Leben eine Mahlzeit zubereitet, war aber auf der Reise mit Cadrach gezwungen gewesen, es zu lernen, schon um an den vielen Abenden, an denen er zu betrunken gewesen war, um eine Hand zu rühren, nicht zu verhungern. Sie überlegte, ob es nicht irgendein Marschkraut gab, das den Geschmack verbesserte – vielleicht konnte man den Fisch in einige Blätter wickeln und dünsten. Sie stand auf und wanderte zu den Männern hinüber, um den Wranna um Rat zu fragen.
    Tiamak sah zu, wie Isgrimnur, Cadrach und Camaris zum vierten oder fünften Mal versuchten, die Lecks zu stopfen, durch die der Boden des kleinen Boots ständig voll Wasser lief. Der Marschmann hielt sich ein Stück entfernt, als scheine es ihm anmaßend, Schulter an Schulter mit den Trockenländern zu stehen. Plötzlich fiel Miriamel ein, dass es vielleicht aber auch genau umgekehrt war – vielleicht hatten die Wranna von denen, die außerhalb der Marsch lebten, keine besonders hohe Meinung. War Tiamaks Schweigsamkeit vielleicht kein Zeichen eines schüchternen Wesens, sondern Stolz? Sie hatte gehört, dass manche Bewohner der Wildnis, wie etwa das Thrithingvolk, Menschen, die in Städten hausten, sogar verachteten. Vielleicht galt das auch für Tiamak? Langsam wurde ihr klar, wie wenig sie über alle Menschen wusste, die nicht am Hofstaat von Nabban und Erkynland aufgewachsen waren. Dabei hatte sie sich immer für eine gute Menschenkennerin gehalten. Doch die Welt auf der anderen Seite der Burgmauern war viel größer und komplizierter, als sie früher je geahnt hatte.
    Sie streckte die Hand aus und berührte den Wranna kurz an der Schulter. »Tiamak?«
    Er zuckte erschrocken zusammen. »Ja, Herrin Miriamel?«
    »Ich würde Euch gern ein paar Fragen über Pflanzen stellen – für den Kochtopf, meine ich.«
    Er schlug die Augen nieder und nickte. Miriamel konnte einfach nicht glauben, dass dieser Mann zu stolz war, um mit ihr zu sprechen. Die beiden gingen zum Feuer zurück. Nachdem sie ihn nach verschiedenen Pflanzen gefragt und ihm gezeigt hatte, dass sie sich wirklich dafür interessierte, begann er gesprächiger zu werden. Miriamel staunte. Obwohl er nach wie vor zurückhaltend blieb, entpuppte sich der Wranna als so kenntnisreich in allem, was mit Pflanzen zusammenhing, und als so erfreut darüber, etwas von seinem Wissen weiterzugeben, dass sie von der Fülle seiner Informationen schon bald ganz überwältigt war. Er nannte

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