Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
hatte das Gesicht im Ärmel vergraben und schluchzte haltlos.
»Ich kann nicht anders.« Helfgrim sah den Herzog an. »Ja«, erklärte er mit unsicherer Stimme, »es gibt einen anderen Weg auf den Berg, den nur wenige der Verteidiger kennen. Es ist ebenfalls eine alte Sithistraße. Josua hat dort Wachen aufgestellt, aber nur ein paar Mann, weil das untere Ende der Straße zugewachsen und dadurch verborgen ist. Er zeigte es mir, als wir die Verteidigung planten.«
»Nur ein paar Mann, wie?« Fengbald grinste und warf Lesdraka einen triumphierenden Blick zu. »Und wie breit ist diese Straße?«
Helfgrims Stimme war so leise, dass man sie kaum verstehen konnte. »Wenn das erste Stück vom Dornengestrüpp geräumt ist, kann ein Dutzend Männer nebeneinander gehen.«
Der Söldnerhauptmann, der lange schweigend zugehört hatte, machte einen Schritt nach vorn. Er war so zornig, dass seine Narben weiß aus dem dunklen Gesicht hervortraten.
»Ihr seid zu vertrauensselig«, schnarrte er. »Woher wollt Ihr wissen, dass es keine Falle ist? Dass uns Josua dort nicht mit einem ganzen Heer erwartet?«
Fengbald blieb ungerührt. »Ihr Grasländer denkt zu schlicht, Lesdraka – habe ich dir das nicht schon einmal gesagt? Josuas Heer wird morgen damit beschäftigt sein, unseren Frontalangriff abzuwehren, viel zu beschäftigt, um mehr als ein paar Krieger entbehren zu können. Dann erstatten wir ihm einen Überraschungsbesuch. Wir werden allerdings eine stattliche Truppe mitnehmen. Und um sicherzugehen, dass kein Verrat im Spiel ist, nehmen wir den Oberbürgermeister ebenfalls mit.«
Bei diesen Worten brachen die beiden Frauen in Tränen aus. »Bitte führt ihn nicht in die Schlacht«, bat die eine verzweifelt. »Er ist ein alter Mann!«
»Das stimmt.« Fengbald schien darüber nachzudenken. »Und deshalb hat er vielleicht keine Angst zu sterben, wenn es doch eine Falle sein sollte. Darum dürft auch ihr uns begleiten.«
Helfgrim sprang auf. »Nein! Ihr dürft ihr Leben nicht in Gefahr bringen! Sie sind unschuldig!«
»Und sie werden so sicher sein wie Tauben im Taubenschlag«, grinste Fengbald, »wenn deine Geschichte der Wahrheit entspricht. Hast du aber versucht, mich zu verraten, sterben sie – schnell, aber schmerzhaft.«
Noch einmal flehte der Alte ihn an, aber der Herzog lehnte sich ungerührt im Stuhl zurück. Endlich trat der Oberbürgermeister zu seinen Töchtern. »Es wird alles gut werden.«
Voller Verlegenheit angesichts so vieler grausamer Fremder streichelte er sie ungeschickt. »Wir bleiben zusammen. Nichts Böses wird geschehen.« Er sah auf Fengbald, und seine Züge bebten vor Zorn. Für einen Augenblick hörte seine Stimme auf zu zittern. »Esgibt keine Falle, verdammt, das werdet Ihr sehen, aber es sind ein paar Dutzend Männer dort, wie ich gesagt habe. Ich habe um euretwillen den Prinzen verraten. Ihr müsst ehrlich gegenüber meinen Kindern sein und sie vor Gefahren schützen, wenn gekämpft wird. Bitte.«
Fengbald winkte großzügig mit der Hand. »Keine Sorge. Ich verspreche dir auf meine Ehre als Edelmann: Wenn wir diesen grässlichen Berg erobert haben und Josua tot ist, lasse ich dich und deine Töchter frei. Dann kannst du allen, denen du begegnest, erzählen, dass Herzog Fengbald sich an seine Abmachungen hält.« Er stand auf und gab den Wachen ein Zeichen. »Schafft sie fort und haltet sie von den anderen getrennt.«
Als die Gefangenen abgeführt worden waren, sah Fengbald auf Lesdraka und fragte: »Warum bist du so schweigsam, Mann? Kannst du nicht zugeben, dass du unrecht hattest – dass ich eine Lösung für unsere Schwierigkeiten gefunden habe?«
Der Thrithingmann schien etwas einwenden zu wollen, nickte dann aber unwillig. »Diese Steinhäusler sind schwach. Kein Thrithingmann würde für zwei Töchter sein Volk verraten.«
Fengbald lachte. »Wir Steinhäusler, wie du uns nennst, behandeln unsere Frauen eben anders als ihr.« Er trat an das Kohlenbecken und wärmte sich die langen Finger über der Glut. »Und morgen, Lesdraka, werde ich dir zeigen, wie wir mit unseren Feinden umgehen.« Seine Lippen wurden schmal. »Dieser gottverfluchte Feenhügel wird rot sein von Blut.«
Er schaute in die glimmende Asche, und ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Draußen heulte der Wind und rieb sich am Zelttuch wie ein Tier.
13
Die Nestbauer
iamak blickte auf das stille Wasser. In Gedanken war er nur halb bei der Sache, und als der Fisch auftauchte – ein dunkler Schatten, der durch
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