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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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gesehen, die zu jähem Leben erwachten. Sie lächelte über ihre Stadtkind-Einfalt. Vielleicht war der Lagerplatz doch nicht so wundervoll – obwohl ein paar Krokodile seiner Schönheit keinen Abbruch taten …
    Die beweglichen Erhebungen näherten sich dem Strand und begannen sich aus dem Wasser zu heben. Aber erst als das ungeheure, unfassliche Wesen endlich auf den Sand kroch und seinen Riesenkörper ins helle Sonnenlicht schleppte, begriff Miriamel, dass das, was sie sah, ein einziges, riesengroßes Krokodil war.
    »Gott sei uns gnädig!«, flüsterte Cadrach erstickt. Isgrimnur wiederholte die Worte.
    Das gewaltige Tier, so lang wie zehn Männer und so breit wie ein Lastkahn, hob den Kopf und betrachtete das kleine Boot, das über den See glitt. Miriamel und Isgrimnur hatten das Rudern eingestellt und hielten die Stangen mit feuchten, schlaffen Händen fest.
    »Nicht aufhören!«, zischte Tiamak. »Langsam, ganz langsam, aber nicht aufhören!«
    Obwohl die weite Wasserfläche zwischen ihnen lag, kam es Miriamel vor, als sähe sie die Augen des Ungeheuers glitzern, während es sie beobachtete, als fühle sie seinen kalten, uralten Blick. Als sich die gewaltigen Beine bewegten und die Krallenfüße sich einen Moment in die Erde gruben, als wollte der Riese sich umdrehen und wieder ins Wasser kriechen, dachte Miriamel, ihr Herz würde stehenbleiben. Aber das große Krokodil schleuderte nur ein paar Sandwolken in die Luft, dann sank der riesige, knorrige Kopf auf den Strand, und das gelbe Auge schloss sich.
    Als sie den See durchquert und den Abfluss erreicht hatten, fingen Miriamel und Isgrimnur wie auf Kommando heftig zu rudern an. Bald atmeten sie schwer, und Tiamak forderte sie auf, sich nicht so anzustrengen.
    »Wir sind in Sicherheit«, erklärte er. »Es ist schon lange her, dass er uns hierher folgen konnte. Er ist inzwischen viel zu groß dazu.«
    »Was war das?«, keuchte Miriamel. »Es war entsetzlich.«
    »Der alte Sekob. Mein Volk nennt ihn den Großvater aller Krokodile. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber auf jeden Fall ist er der Herrscher über seine ganze Rasse. Jahr für Jahr kommen andere Krokodile, um mit ihm zu kämpfen, und Jahr für Jahr frisst er seine Herausforderer auf. Er verschlingt sie im Ganzen, sodass er nie mehr zu jagen braucht. Manchmal gelingt es den stärksten Gegnern, aus dem See zu fliehen und bis ans Flussufer zu kriechen, wo sie dann sterben. Das sind die Knochen, die Ihr erblickt habt.«
    »Ich habe noch nie etwas Derartiges gesehen.« Cadrach war ganz blass geworden, aber aus seiner Stimme klang eine gewisse Begeisterung. »Wie einer der großen Drachen!«
    »Er ist der Drache des Wran«, stimmte Tiamak zu. »Daran besteht kein Zweifel. Aber im Gegensatz zu den Trockenländern lässt das Marschvolk seine Drachen in Ruhe. Er bedeutet für uns keine Bedrohungund tötet viele der größten Menschenfresser, die sonst den Bewohnern des Wran nachstellen würden. Darum erweisen wir ihm Respekt. Der alte Sekob ist viel zu wohlgenährt, als dass er hinter einem so armseligen Bissen wie uns herjagen müsste.«
    »Und warum wolltet Ihr dann, dass wir so still waren?«, fragte Miriamel.
    Tiamak sah sie an und erwiderte trocken: »Vielleicht braucht er uns nicht als Speise, aber trotzdem betritt man nicht den Thronsaal des Königs und spielt dort Kinderspiele. Vor allem dann nicht, wenn der König alt und reizbar ist.«
    »Elysia, Mutter Gottes.« Isgrimnur schüttelte den Kopf. Schweiß perlte auf seiner Stirn, obwohl der Tag nicht besonders warm war. »Nein, diesen alten Burschen wollen wir bestimmt nicht reizen.«
    »Weiter«, sagte Tiamak. »Wenn wir bis zum Einbruch der Dunkelheit so weiterrudern, sollten wir morgen Mittag in Haindorf sein.«
    Unterwegs wurde der Wranna gesprächiger. Als das Wasser so seicht geworden war, dass man nicht mehr rudern konnte, blieb ihnen nicht mehr viel übrig, als einander Geschichten zu erzählen, während Tiamak im Boot stand und stakte. Miriamel stellte ihm viele Fragen, und er erzählte ihnen vom Leben im Wran, aber auch von seinen eigenen, ungewöhnlichen Entscheidungen, die ihn seinen Dorfgenossen entfremdet hatten.
    »Aber Euer Volk hat keinen König?«, fragte Miriamel.
    »Nein.« Der kleine Mann überlegte. »Wir haben Älteste, das heißt, so nennen wir sie. Aber manche von ihnen sind nicht älter als ich. Jeder kann Ältester werden.«
    »Wie? Indem er darum ersucht?«
    »Nein. Er muss Feste geben.« Er lächelte schüchtern. »Wenn ein

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