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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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eben ankommen lassen. Jetzt gib mir das verdammte Schwert, bevor du es zum Splitter poliert hast.«
    Jeremias blickte besorgt auf. Seit er nach Neu-Gadrinsett gekommen war, hatte er zwar etwas zugenommen, aber die Vorräte waren knapp, und Jeremias war bei weitem noch nicht der rundliche Bursche, mit dem Simon aufgewachsen war. Es war zweifelhaft, fand Simon, ob der verhärmte Ausdruck in Jeremias’ Gesicht je wieder ganz verschwinden würde. »Ich würde doch niemals deinem Schwert schaden«, versicherte der Knappe ernsthaft.
    »Bei Gottes Zähnen!«, knurrte Simon, der inzwischen mit der wohlgeübten Gleichgültigkeit des kampferprobten Kriegers fluchte. »Das war doch nur ein Scherz. Komm, gib es mir. Ich muss los.«
    Jeremias musterte ihn hochmütig. »Was du vielleicht nicht über Scherze weißt, Simon – sie sollten komisch sein.« Trotz des Lächelns, das seine Lippen umspielte, reichte er seinem Freund vorsichtig die Klinge. »Und wenn du jemals wirklich lustig sein solltest, dann sage ich es dir – versprochen.«
    Simon, der gerade nach einer schlagfertigen Antwort suchte, wurde von der sich öffnenden Zeltklappe abgelenkt. Im Eingang erschien stumm und ernst eine kleine Gestalt.
    »Leleth!«, begrüßte Jeremias sie. »Komm herein. Möchtest du mit mir spazieren gehen? Oder soll ich dir die Geschichte von Hans Mundwald und dem Bären zu Ende erzählen?«
    Das kleine Mädchen kam ein paar Schritte ins Zelt und zeigte damit auf ihre Art, wofür sie sich entschieden hatte. Ihr Blick, der einen Moment auf Simon geruht hatte, war bestürzend erwachsen. Er erinnerte sich, wie er sie auf der Traumstraße gesehen hatte – ganz in ihrem Element, fliegend und jauchzend –, und empfand eine unbestimmte Scham, als sei er daran schuld, dass etwas so Schönes hier in dieser Welt gefangen gehalten wurde. »Ich gehe jetzt. Pass gut auf Jeremias auf, Leleth. Lass ihn nichts Scharfes anfassen.«
    Jeremias warf ihm das Poliertuch nach, aber Simon trat bereits durch die Zeltklappe.
    Draußen holte er tief Atem. Die Luft war kalt, aber irgendwie kam sie ihm wärmer vor als noch vor ein paar Tagen, so als sei der Frühling nah und suche einen Weg, zu ihnen zu kommen.
    Dabei haben wir doch nur Fengbald geschlagen, warnte er sich selbst. Dem Sturmkönig macht das nicht das Geringste aus. Darum ist es äußerst unwahrscheinlich, dass wir den Winter vertrieben haben.
    Aber aus dem Gedanken wurde eine Frage. Warum hatte der Sturmkönig Fengbald keine Hilfe geschickt, wie er es bei der Belagerung von Naglimund getan hatte? Strangyeards Erzählung vom grauenvollen Angriff der Nornen stand Simon fast so lebendig vor Augen wie die Erinnerung an seine eigenen seltsamen Abenteuer. Wenn die Schwerter so wichtig waren und die Hikeda’ya wussten, dass Josua eins davon in seinem Besitz hatte – wovon der Prinz und Deornoth überzeugt waren –, warum hatten sich die Verteidiger des Sesuad’ra dann nicht einem Heer von Eisriesen und gepanzerten Nornen gegenübergesehen? Lag es am Stein des Abschieds selbst?
    Vielleicht, weil es ein Ort der Sithi ist. Andererseits haben sie sogar Jao é-Tinukai’i angegriffen.
    Er schüttelte den Kopf. Darüber musste er mit Binabik und Geloë sprechen, obwohl er sicher war, dass sie sich die Frage längst selbst gestellt hatten. Oder doch nicht? Vielleicht sollte er der unendlichen Menge unlösbarer Rätsel, vor denen sie standen, nicht noch ein weiteres hinzufügen. Simon hatte die Fragen ohne Antworten ungemein satt.
    Seine Stiefel knirschten im dünnen Schnee, als er durch den Feuergarten auf das Abschiedshaus zuging. Er hatte sich gern mit Jeremias geneckt, weil es seinen Freund von Sorgen und bösen Erinnerungen abzulenken schien, aber Simon war nicht besonders fröhlich zumute. In den letzten Nächten hatte er ständig vom Gemetzel der Schlacht geträumt, von Wahnsinn, Blut und schreienden Pferden. Jetzt war er auf dem Weg zu Josua, dessen Stimmung noch viel düsterer war als seine. Simon sah dem Treffen ohne Vorfreude entgegen.
    Er blieb stehen – der frostige Atem umgab seinen Kopf wie eine Wolke – und starrte auf die geborstene Kuppel der Sternwarte. Wenn er doch nur den Mut fände, noch einmal zum Spiegel zu greifen, um mit Jiriki zu reden! Aber die Tatsache, dass die Sithi nicht gekommen waren, obwohl die Verteidiger sie so dringend gebraucht hätten, zeigte deutlich, dass Jiriki sich um Wichtigeres zu kümmernhatte als das Schicksal ein paar Sterblicher. Zudem hatte der Sitha Simon

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