Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
auch die Ghants ihn erreicht und schwärmten hinein. Auf ebenem Boden liefen sie noch schneller und hüpften mit beängstigender Geschwindigkeit hinter ihnen her. Manche rannten einfach die Wände hoch und verfolgten die Fliehenden von dort aus.
»Wir müssen anhalten und kämpfen«, ächzte Isgrimnur. »Camaris! Legt den Marschmann hin!«
»Oh, bei der Liebe Gottes, nein!«, schrie Miriamel. »Ich höre andere Ghants – vor uns!« Es war ein Alptraum, ein furchtbarer, endloser Alptraum. »Isgrimnur, wir sitzen in der Falle.«
»Halt, verdammt, halt! Wir kämpfen!«
»Nein!« Miriamel war entsetzt. »Wenn wir hier stehen bleiben, müssen wir es mit den Schwärmen von beiden Seiten aufnehmen. Lauft weiter!«
Sie rannte ein paar Schritte, merkte aber, dass ihr niemand folgte. Sie drehte sich um und sah Isgrimnur, der grimmig den Ghants hinter ihnen entgegenstarrte, die langsamer geworden waren und sich jetzt ihrer Beute mit bedächtiger Vorsicht nahten. Dutzende weiterer stießen aus dem unteren Tunnel dazu. Es wurden immer mehr.Wieder drehte Miriamel sich um. Vor sich im Tunnel sah sie tanzende Punkte, als das Licht der Fackel sich in den glitzernden, toten Augen der Ghants spiegelte.
»O barmherzige Elysia«, hauchte Miriamel. Sie war am Ende ihrer Kräfte. Camaris, der neben ihr stand, betrachtete den Boden, als sinne er über etwas Merkwürdiges, aber nicht unbedingt Wichtiges nach. An seiner Schulter lag Tiamak, die Augen geschlossen und den Mund offen wie ein schlafendes Kind. Miriamel empfand jähe Trauer. Sie hatte den Marschmann retten wollen … es wäre so schön gewesen, ihn retten zu können …
Plötzlich fuhr Isgrimnur aufbrüllend herum. Zu Miriamels Erstaunen trat er mit aller Kraft gegen die Wand. Wie in einem Anfall von rasender, ohnmächtiger Wut ließ er seine Stiefelsohlen dagegen krachen, immer und immer wieder.
»Isgrimnur …«, begann Miriamel, aber schon hatte der Stiefel des Herzogs die Wand durchbrochen und ein kopfgroßes Loch in den bröckelnden Lehm gestoßen. Wieder trat der Rimmersmann zu, und ein weiteres Stück brach heraus.
»Helft mir!«, stöhnte er. Miriamel sprang vor, aber noch bevor sie etwas tun konnte, rammte Isgrimnurs nächster Tritt ein zweites großes Loch in den Schlamm. Die Öffnung der Wand war jetzt fast zwei Ellen hoch. Dahinter gähnte nur Schwärze.
»Los!«, befahl der Herzog. Ein Dutzend Schritte entfernt klickten die Ghants wie wahnsinnig. Miriamel schob die Fackel ins Loch, presste Kopf und Schultern hindurch und war fast überzeugt, dass von der anderen Seite Klauen von oben nach ihr greifen würden. Rutschend und gleitend zwängte sie sich in die Öffnung und betete, dass fester Boden dahinterlag und sie nicht ins schwarze Nichts stürzte. Ihre Hände berührten den Morast eines anderen Tunnelbodens. Ein kurzer Blick streifte den nach beiden Seiten leeren Gang, dann drehte sie sich um und half den anderen. Camaris schob Tiamaks schlaffe Gestalt zu ihr hinüber. Fast hätte sie ihn fallen lassen. Der schmale Wranna war zwar nicht schwer, im Augenblick aber eine tote, mehlsackähnliche Last, die noch dazu überall von glitschigem Schleim bedeckt war. Der alte Ritter folgte, und gleich darauf quetschte Isgrimnur seinen breiten Körper durch. Fast aufseinen Fersen füllte sich das Loch mit ausgestreckten Ghantbeinen, hart und glänzend wie poliertes Holz.
Kvalnir blitzte auf, und zischende Schmerzensschreie ertönten von der anderen Seite des Lochs. Die Beine wurden hastig zurückgezogen, aber das Zirpen der Ghants schwoll an.
»Sie werden gleich durchbrechen, Schwert oder nicht«, knurrte der Herzog.
Miriamel starrte auf die Lücke. Der Gestank der Ghants war so durchdringend wie das kratzende Geräusch, das sie beim Aneinanderreihen verursachten. Sie waren ganz nah und sammelten sich zum nächsten Angriff.
»Gebt mir Euer Hemd«, forderte die Prinzessin Isgrimnur plötzlich auf. »Und seins auch.« Sie wies auf Camaris.
Der Herzog sah sie so überrascht an, als hätte sie jäh den Verstand verloren, zog dann aber sofort sein zerfetztes Hemd aus und gab es ihr. Miriamel hielt es an die Fackelflammen, bis es brannte. Es dauerte eine Weile, denn das Hemd war feucht und voller Schlammspuren. Dann stieß sie es mit der Speerspitze in das Loch in der Wand. Von den Ghants auf der anderen Seite waren ein überraschtes Zischen und leise Schnalzlaute zu vernehmen. Miriamel schob Camaris’ Hemd nach. Als es Feuer gefangen hatte und beide Hemden
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