Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
wiederholte der Mönch ihre Worte.
»Natürlich.« Miriamel fing an, auf das Lager zuzugehen, hielt jedoch inne. »Cadrach?«
Es dauerte einen Moment, bis er antwortete. »Ja?«
»Ihr versteht etwas von Magie, nicht wahr?« Als er schwieg, fuhrMiriamel mutig fort. »Ich meine, Ihr wisst jedenfalls eine Menge darüber, das habt Ihr uns deutlich gezeigt. Aber ich glaube sogar, Ihr könnt selbst zaubern.«
»Wovon redet Ihr?« Es klang gereizt, aber auch furchtsam. »Wenn Ihr die Feuergeschosse meint, so war nichts Magisches daran. Die Perdruineser erfanden sie vor langer Zeit, nur dass sie eine andere Sorte Öl benutzten. Sie verwendeten sie in ihren Seeschlachten.«
»Ja, und das war sehr klug von ihnen. Aber in Euch steckt mehr, als man sieht, das wisst Ihr genau. Warum würdet Ihr Euch sonst mit Dingen wie … diesem Buch beschäftigen? Und ich habe viel über Doktor Morgenes gehört, und wenn Ihr zu seinem – wie habt Ihr es genannt? – seinem Bund der Schriftrolle gehörtet …«
Cadrach machte eine gereizte Handbewegung. »Die Kunst, Herrin, ist nicht so etwas wie ein Sack voller Jahrmarktszaubereien. Sie ist eine Methode, die Dinge zu begreifen, zu erkennen, was die Welt bewegt – ganz so, wie ein Baumeister weiß, wie seine Hebel und Rampen arbeiten.«
»Seht Ihr! Ihr versteht doch etwas davon.«
»Ich kann nicht ›zaubern‹«, erklärte Cadrach mit Nachdruck. »Ich habe ein paarmal das Wissen eingesetzt, das meine Studien mich gelehrt haben.« Obwohl er offen zu sprechen schien, vermied er ihren Blick. »Aber das ist nicht das, was Ihr ›Magie‹ nennt.«
»Aber trotzdem«, meinte Miriamel, noch immer mit großem Eifer, »bedenkt doch, dass Ihr Josua helfen könntet. Morgenes ist tot. Wer sonst kann dem Prinzen raten, wie er mit Pryrates umgehen soll?«
Jetzt sah Cadrach ihr in die Augen, gehetzt wie ein in die Ecke getriebener Straßenhund. »Pryrates?« Er lachte hohl. »Meint Ihr wirklich, ich könnte jemandem gegen Pryrates helfen? Und er ist nur ein Winzling, verglichen mit der Macht, die sich gegen Euch stellt.«
»Dann umso mehr!« Erneut haschte Miriamel nach seiner Hand, aber der Mönch entzog sie ihr. »Cadrach, Josua braucht Euch. Wenn Ihr schon Pryrates fürchtet, wie viel mehr müsst Ihr die Welt fürchten, die er schaffen wird, wenn man ihn und diesen Sturmkönig nicht besiegt?«
Beim Klang dieses Namens ertönte in der Ferne gedämpftes Donnergrollen.Erstaunt blickte Miriamel sich um. Ihr war, als würde sie von etwas Riesigem, Dunklem beobachtet. Als sie sich wieder nach vorn drehte, stolperte Cadrach schon durch den Schlamm auf das Lager zu.
»Cadrach!«
»Schluss jetzt!«, schrie er, duckte sich und verschwand im Schatten des Unterholzes. Sie hörte, wie er sich fluchend durch den trügerischen Morast kämpfte.
Sie folgte ihm ins Lager, aber Cadrach verweigerte jeden Versuch, wieder mit ihm ins Gespräch zu kommen. Sie war unzufrieden mit sich selbst, weil sie offenbar das Falsche gesagt hatte, gerade als sie geglaubt hatte, endlich zu ihm vorgedrungen zu sein. Was war er doch für ein verrückter, trauriger Mensch! Und sie ärgerte sich darüber, dass sie vergessen hatte, ihn wegen ihres Gedankens an Pryrates zu befragen, dieses Gedankens, der ihr seit der Nacht neulich im Kopf herumspukte – über ihren Vater, Pryrates und Nisses’ Buch. Er kam ihr immer noch wichtig vor, aber jetzt würde es lange dauern, bis sie Cadrach noch einmal darauf ansprechen konnte.
Trotz der warmen Nacht rollte sich Miriamel beim Hinlegen fest in ihren Mantel. Aber der Schlaf wollte sich nicht einstellen. Sie lag die halbe Nacht wach und lauschte der seltsamen, unablässigen Musik des Sumpfes. Unablässig war auch die Plage der krabbelnden und fliegenden Tiere, die sie erdulden musste, aber das Ungeziefer, so lästig es auch war, quälte sie weit weniger als ihre eigenen rastlosen Gedanken.
Zu Miriamels freudiger Überraschung brachte der nächste Tag die lang ersehnte Veränderung. Die Bäume waren weniger dicht mit Schlingpflanzen bewachsen, und manchmal glitt das Flachboot aus dem Dickicht hinaus in offene, flache Lagunen. Kleine Wellen kräuselten das Wasser im Wind und vereinzelte Graswälder sprossen empor.
Tiamak schien sich zu freuen, dass sie so gute Fortschritte machten, und verkündete erneut, sie seien dem äußersten Saum des Wrans nun sehr nahe. Leider senkte auch die Aussicht auf ein baldiges Entkommen sein Fieber nicht. Der dünne braune Mann wechselteden größten Teil
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