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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Hoffnungslosigkeit aus seiner Stimme und noch etwas anderes dazu, ein merkwürdiger Unterton, den Miriamel nicht bestimmen konnte.
    Besorgt und verwirrt machte sie sich auf die Suche nach Tiamaks Gelbwurzel. Der Wranna, die Haare feucht und wirr vom Schweiß, fuhr fort, Cadrach anzustarren wie ein erboster Blauhäher, an dessen Nest ein Eichhörnchen schnüffelt.
    Miriamel hatte den ganzen Vorfall nur für eine Ausgeburt von Tiamaks Fieber gehalten. Aber in derselben Nacht wachte sie plötzlich auf. Sie hatten ihr Lager auf einer der seltenen trockenen Sandbänke aufgeschlagen, und Miriamel sah Cadrach, auf den die erste Wache gefallen war, in Tiamaks Reisesack herumwühlen.
    »Was tut Ihr da?« Mit ein paar raschen Schritten durchquerte sie das Lager. Trotz ihres Zorns sprach sie leise, um ihre Gefährten nicht zu wecken. Irgendwie hatte sie immer noch das Gefühl, für Cadrach allein verantwortlich zu sein und die anderen, wenn es sich vermeiden ließ, nicht in diese Dinge hineinziehen zu dürfen.
    »Nichts«, brummte der Mönch, aber sein schuldbewusstes Gesicht strafte ihn Lügen. Miriamel griff in den Sack und schloss die Finger um Cadrachs Hand und das in Blätter gewickelte Pergament.
    »Ich hätte es besser wissen sollen«, zischte sie wutentbrannt. »Stimmt das, was Tiamak gesagt hat? Habt Ihr versucht, ihm seine Sachen zu stehlen, weil er jetzt zu krank ist, auf sie achtzugeben?«
    Cadrach schnappte nach ihr wie ein verwundetes Tier. »Ihr seid nicht besser als die anderen, mit Eurem Gerede von Freundschaft! Beim ersten Anlass stellt Ihr Euch gegen mich, genau wie Isgrimnur.«
    Seine Worte taten weh, minderten aber nicht Miriamels Empörung darüber, ihn bei einer so gemeinen Tat ertappt zu haben, nachdem sie ihm ihr Vertrauen geschenkt hatte. »Ihr habt meine Frage nicht beantwortet.«
    »Ihr seid eine Närrin«, knurrte Cadrach. »Wenn ich ihm etwas hätte stehlen wollen, warum sollte ich dann abwarten, bis man ihn aus dem Ghantnest rettet?« Er zog seine und damit ihre Hand aus dem Sack und drückte ihr das Päckchen in die Hand. »Hier! Ich wollte nur wissen, was es war und warum er so goirach … so wild wurde. Ich hatte das Pergament vorher nie gesehen. Ich wusste gar nicht, dass es existierte! Behaltet Ihr es, Prinzessin. Bei Euch ist es sicher vor schmutzigen kleinen Dieben wie mir.«
    »Ihr hättet ihn doch fragen können«, sagte sie, jetzt, da ihre Wut zu verrauchen begann, einigermaßen beschämt und zugleich ärgerlich darüber, dass sie sich schämte. »Anstatt heimlich, wenn die anderen schlafen, an seinen Reisesack zu gehen.«
    »O ja, ihn fragen! Ihr habt doch gesehen, wie freundlich er mich ansah, als ich sein kostbares Päckchen auch nur berührte! Habt Ihr denn eine Ahnung, um was es sich handelt, meine eigensinnige Herrin? Nur eine Ahnung?«
    »Nein. Und bevor Tiamak es mir sagt, wird sich daran auch nichts ändern.« Zögernd betrachtete sie den röhrenförmigen Gegenstand. Sie wusste, dass sie unter anderen Umständen die Erste gewesen wäre, die herauszufinden versucht hätte, was der Wranna da so eifersüchtig hütete. Jetzt hinderte sie ihr eigener Stolz daran, und außerdem hatte sie den Mönch beleidigt. »Ich werde es für ihn aufbewahren und nicht anschauen«, erklärte sie langsam. »Und wenn Tiamak wieder gesund ist, werde ich ihn bitten, es uns zu zeigen.«
    Cadrach sah sie einen langen Augenblick an. Im Mondlicht wirkten seine von der letzten Glut des Feuers rot angehauchten Züge fast erschreckend. »Sehr gut, Herrin«, flüsterte er, und sie hörte förmlich, wie seine Stimme hart wurde. »Sehr gut. Achtet unbedingt darauf, dass es nicht Dieben in die Hände fällt.« Er drehte sich um und ging zu seinem Mantel, den er ans Ende der Sandbank schleifte, weit weg von den anderen. »Haltet gute Wacht, Prinzessin Miriamel. Passt auf, dass keine bösen Menschen in Eure Nähe kommen. Ich gehe jetzt schlafen.« Er legte sich nieder und verwandelte sich in einen der vielen Schatten.
    Miriamel setzte sich hin und lauschte den Nachtgeräuschen desSumpfes. Obwohl der Mönch schwieg, konnte sie seine wache Gegenwart in der Dunkelheit spüren, nur wenige kurze Schritte entfernt. Etwas Wundes und Schmerzhaftes in ihm war wieder aufgerissen worden, etwas, das im Lauf der letzten Wochen fast verheilt schien. Sie hatte geglaubt, nach der langen Nacht in der Bucht von Firannos, als Cadrach ihr so offen sein Leben erzählt hatte, seien die bösen Geister gebannt gewesen. Jetzt wünschte sie

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