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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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diesem Nachmittag legten sie noch mehrere Meilen zurück. Endlich machten sie halt, um ihr Nachtlager aufzuschlagen. Auch Isgrimnur war in bester Stimmung.
    »Wir werden jetzt viel schneller vorwärtskommen, Prinzessin.« Er grinste in seinen Bart. Falls er sie jetzt, nachdem Aspitis ihre Schande so laut herausposaunt hatte, weniger achtete, war er viel zu sehr Edelmann, um es zu zeigen. »Bei Drors Hammer, habt Ihr Camaris gesehen? Habt Ihr ihn gesehen? Als wäre er nur halb so alt!«
    »Ja.« Sie musste lächeln. Der Herzog war ein guter Mann. »Ich habe ihn gesehen, Isgrimnur. Es war wie in einem alten Lied. Nein, noch besser.«
    Morgens weckte er sie. Sie konnte ihm am Gesicht ablesen, dass etwas nicht stimmte.
    »Ist es Tiamak?« Ihr wurde ganz übel. Sie hatten so viel überstanden. Und es war ihm doch schon bessergegangen!
    Der Herzog schüttelte den Kopf. »Es ist der Mönch. Er ist fort.«
    »Cadrach?« Miriamel war überrascht. Sie rieb sich den Schädel und gab sich Mühe, wach zu werden. »Was meint Ihr – fort?«
    »Ausgerückt. Hat eins von den Pferden genommen und eine Nachricht hinterlassen.« Isgrimnur deutete auf ein Stück Stoff aus Haindorf, das in der Nähe von Miriamels Schlafplatz auf der Erde lag, mit einem Stein beschwert, damit der frische Hangwind es nicht fortwehte.
    Wo Miriamels Empfindungen über Cadrachs Flucht hätten sein sollen, gähnte Leere. Sie hob den Stein auf und breitete den hellen Stofffetzen flach aus. Ja, das hatte er geschrieben, sie kannte seine Handschrift. Es sah aus, als hätte er eine angekohlte Zweigspitze dazu benutzt.
    Was konnte ihm so wichtig sein, fragte sie sich verwundert, dass er sich vor dem Fortgehen noch so viel Zeit nahm, um eine Botschaft zu schreiben?
    »Prinzessin«, schrieb er, »ich kann Euch nicht zu Josua begleiten. Ich gehöre dort nicht hin. Macht Euch keinen Vorwurf. Niemand ist freundlicher zu mir gewesen als Ihr, selbst als Ihr wusstet, was ich für ein Mensch bin.
    Ich fürchte, dass die Dinge schlimmer stehen, als Ihr wisst, viel schlimmer. Ich wünschte, ich könnte mehr für Euch tun, aber ich kann nicht.«
    Eine Unterschrift fehlte.
    »Was für ›Dinge‹?«, fragte Isgrimnur, der über ihre Schulter mitgelesen hatte, ärgerlich. »Was soll das heißen, ›dass die Dinge schlimmer stehen, als Ihr wisst‹?«
    Miriamel zuckte ratlos die Achseln. »Wer weiß?« Ihr einziger Gedanke in diesem Augenblick war: wieder im Stich gelassen.
    »Vielleicht war ich zu hart mit ihm«, meinte der Herzog griesgrämig. »Aber das ist noch kein Grund, ein Pferd zu stehlen und sich davonzuschleichen.«
    »Er hatte immer Angst. Seit ich ihn kenne. Es ist schwer, mit so viel Angst zu leben.«
    »Trotzdem sollten wir keine Träne an ihn verschwenden«, knurrte Isgrimnur. »Wir haben selbst Sorgen genug.«
    »Nein«, antwortete Miriamel und faltete die Nachricht zusammen. »Wir sollten keine Tränen verschwenden.«

20
Reisende und Boten

    iele Jahreszeiten bin ich nicht mehr hier gewesen«, sagte Aditu. »Viele, viele Jahreszeiten.«
    Sie blieb stehen und hob die Hände, wobei sie die Finger in einer besonderen Art und Weise kreisen ließ. Ihr schlanker Körper schwankte wie eine Wünschelrute. Simon betrachtete sie staunend und nicht ohne eine gewisse Furcht. Er war schon fast wieder nüchtern.
    »Wollt Ihr nicht lieber herunterkommen?«
    Aditu warf ihm nur einen kurzen Blick zu. Ein Lächeln umspielte im Mondlicht ihre Mundwinkel. Sie richtete die Augen wieder zum Himmel und bewegte sich auf den schmalen, bröckelnden Zinnen der Sternwarte ein Stück weiter. »Schande über das Haus der Tanzenden Jahre! Wir hätten mehr für die Erhaltung dieses Ortes tun müssen. Es betrübt mich, ihn so zerstört zu sehen.«
    Simon fand nicht, dass sie besonders betrübt klang. »Geloë nennt dieses Haus die Sternwarte. Warum?«
    »Das weiß ich nicht. Was ist eine Sternwarte? Ich kenne dieses Wort in deiner Sprache nicht.«
    »Vater Strangyeard sagt, es ist etwas, das sie zur Zeit der Imperatoren in Nabban hatten – ein hohes Gebäude, von dem aus man die Sterne beobachtet und sich dann auszurechnen versucht, was in der Zukunft geschehen wird.«
    Aditu lachte und streckte einen Fuß in die Luft, um ihren Stiefel abzustreifen, setzte ihn dann hin und wiederholte den Vorgang mit dem anderen Fuß, so gelassen, als stünde sie unten am Boden bei Simon und nicht zwanzig Ellen darüber hoch auf einem dünnen Steinsims. Sie warf die Stiefel hinunter. Weich schlugen sie im

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