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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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keuchend zu Boden gesunken. Er sah erschöpft und unglücklich aus, wie ein Kind, dem man zu viel zugemutet hat. Miriamel überzeugte sich rasch, dass seine Wunden nicht gefährlich waren. Sie nahm ihm Kvalnir aus der schlaffen Hand und kniete neben Aspitis nieder. Der Graf atmete, wenn auch flach. Sie drehte ihn um, starrte einen Augenblick auf sein blutiges, zerschundenes Puppengesicht – und etwas in ihr verwandelte sich. Eine Blase aus Hass und Furcht, die seit der Eadne-Wolke in ihr gesteckt und ihr fast das Herz abgedrückt hatte, als sie erkennen musste, dass Aspitis sie immer noch verfolgte, war geplatzt. Er kam ihr auf einmal unbedeutend vor. Er war überhaupt nicht wichtig, nur ein zerfetztes, schadhaftes Ding – nicht anders als der über einer Stuhllehne hängende Mantel, der ihr als kleinem Kind in der Nacht eine schreiende Angst eingejagt und sich beim erstenMorgenlicht aus dem Dämon wieder in ein zerknittertes Stück Stoff zurückverwandelt hatte.
    Ein Lächeln zog über Miriamels Gesicht. Sie presste dem Grafen die Klinge an den Hals.
    »Männer!«, rief sie Aspitis’ Soldaten zu. »Wollt ihr Benigaris erklären, wie sein bester Freund ums Leben kam?«
    Isgrimnur stand auf und schob die Lanzenspitze des Soldaten, der ihn bewacht hatte, von sich fort.
    »Wollt ihr das?«, fragte Miriamel.
    Die Männer des Grafen antworteten nicht.
    »Dann gebt uns eure Bogen – alle. Und vier Pferde.«
    »Kein einziges Pferd werden wir Euch geben, Hexe!«, schrie einer der Soldaten zornig.
    »Wie ihr wollt. Dann könnt ihr Aspitis mit durchschnittener Kehle nach Hause bringen und Herzog Benigaris berichten, dass ein alter Mann und ein Mädchen ihn getötet haben, während ihr dabeigestanden und zugeschaut habt – das heißt, sofern ihr heil von hier fortkommt, denn dazu müsst ihr erst uns alle umbringen.«
    »Handelt nicht mit ihnen!«, schrie Cadrach plötzlich. Es lag Verzweiflung in seiner Stimme. »Tötet das Ungeheuer! Tötet ihn!«
    »Schweigt.« Miriamel fragte sich, ob der Mönch auf diese Weise die Soldaten davon überzeugen wollte, dass ihr Herr tatsächlich in Lebensgefahr stand. Falls ja, war Cadrach ein vorzüglicher Schauspieler. Seine Worte hatten äußerst echt geklungen.
    Die Soldaten wechselten besorgte Blicke. Isgrimnur nutzte ihre Verwirrung und nahm ihnen schon einmal die Bogen und Pfeile ab. Auf sein Knurren hin kam Cadrach ihm dabei zu Hilfe. Einige der Männer verfluchten sie und sahen aus, als wollten sie Widerstand leisten, aber keiner machte die erste Bewegung, die den Kampf entfesselt hätte. Als Isgrimnur und der Mönch jeder einen schussbereiten Pfeil auf der Sehne hatten, begannen die Soldaten zornig aufeinander einzureden. Aber Miriamel konnte sehen, dass ihr Mut sie verlassen hatte.
    »Vier Pferde«, wiederholte sie ruhig. »Ich will euch einen Gefallen tun und mit dem Mann reiten, den dieser Abschaum«, sie versetzte dem reglosen Aspitis’ einen Stoß, »einen ›Jungen aus denSümpfen‹ genannt hat. Sonst müsstet ihr uns sogar fünf Tiere geben.«
    Nach einigem weiteren Hin und Her rückten Aspitis’ Männer endlich vier Pferde heraus, denen sie zuvor die Satteltaschen abnahmen. Nachdem Reiter und Gepäck auf die übrigen Gäule verteilt waren, kamen zwei Männer der gräflichen Leibwache und hoben ihren Lehnsherrn auf, um ihn ohne weitere Umstände quer über den Sattel des letzten Pferdes zu legen. Die Soldaten mussten zu zweit reiten und sahen entschieden gedemütigt aus, als der kleine Zug sich entfernte.
    »Und wenn er am Leben bleibt«, rief Miriamel ihnen nach, »dann erinnert ihn an alles!«
    Eilig verschwand die Reiterschar in den östlichen Hügeln.
    Die Wunden wurden versorgt und die neuen Pferde mit dem geringen Gepäck der Reisenden beladen. Gegen Mittag waren sie wieder unterwegs. Miriamel fühlte sich seltsam schwindlig, als sei sie gerade aus einem schrecklichen Traum erwacht und vor ihrem Fenster von einem sonnigen Frühlingsmorgen überrascht worden. Camaris war in seinen gewöhnlichen Gleichmut zurückgesunken. Die Anstrengung schien ihm kaum etwas ausgemacht zu haben. Cadrach sagte nicht viel, aber das hatte er in letzter Zeit ja ohnehin nicht getan.
    Seit der Nacht des Sturms und ihrer Flucht vom Schiff hatte der Gedanke an Aspitis wie ein dunkler Schatten auf ihrem Leben gelegen. Jetzt war dieser Schatten fort. Als sie mit Tiamak, der vor ihr im Sattel ein Nickerchen machte, durch das hügelige Thrithingland ritt, hätte sie am liebsten gesungen.
    An

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