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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Prinzen hergeschickt, aber Ihr zieht es vor, Kunststücke zu machen.«
    Aditu war kalt wie der Winter. »Wenn es nach mir gegangen wäre, befände ich mich jetzt gar nicht hier. Ich wäre mit meinem Bruder nach Hernystir geritten.«
    »Und warum seid Ihr nicht?«
    »Likimeya wollte es anders.«
    So schnell, dass Simon kaum Zeit für einen raschen Atemzug blieb, bückte sie sich, griff mit einer langfingrigen Hand nach der Zinne und ließ sich über den Rand gleiten. Mit der anderen Hand fand sie Halt an der hellen Steinmauer und setzte den Zeh eines bloßen Fußes fest auf, während sie mit dem zweiten tastete. Das restliche Stück kletterte sie so geschwind und mühelos hinunter, wie ein Eichhörnchen über einen Baumstamm huscht.
    »Gehen wir hinein«, schlug sie vor.
    Simon musste lachen. Seine Empörung ließ schon nach.
    An der Seite der Sitha kam ihm die Sternwarte noch unheimlicher vor als sonst. Die dunklen Treppen, die sich an den Wänden des kreisrunden Raums in die Höhe wanden, erinnerten ihn an die Eingeweide eines riesigen Tiers. Obwohl es fast dunkel war, strahlten die Steinfliesen ein mattes Licht aus und fügten sich zu Mustern, die nicht recht stillstehen wollten.
    Es war sonderbar, sich vorzustellen, dass Aditu an einem Ort wie diesem fast genauso jung war wie er, denn die Sithi hatten ihn schon lange vor ihrer Geburt errichtet. Jiriki hatte einmal erzählt, er und seine Schwester seien »Kinder der Verbannung«, was hieß, dass sie nach dem Fall von Asu’a, vor fünf Jahrhunderten, geboren waren, nach Sithibegriffen in der Tat eine kurze Spanne. Aber Simon hatte auch Amerasu kennengelernt, und sie war nach Osten Ard gekommen, bevor in diesem ganzen Land auch nur ein einziger Stein auf einen anderen gesetzt worden war. Und wenn an dem Gesicht in der Nacht seiner Ritterwache etwas Wahres gewesen war, so hatte Utuk’ku in diesem Haus gestanden, als die beiden Stämme voneinander Abschied nahmen. Es war verwirrend, sich etwas so Langlebiges auszumalen wie Erste Großmutter oder die Nornenkönigin.
    Aber das Beunruhigendste von allem war, dass die Nornenköniginim Gegensatz zu Amerasu immer noch lebte und mächtig war … und für Simon und das Menschengeschlecht nichts als Hass zu empfinden schien.
    Der Gedanke daran war ihm unangenehm – überhaupt jeder Gedanke an die Nornenkönigin. Es fiel ihm fast leichter, den wahnsinnigen Ineluki und seinen ungeheuren Zorn zu verstehen als Utuk’kus Spinnengeduld, die Geduld eines Wesens, das über tausend Jahre giftgeschwollen und bösartig vor sich hin brüten und auf irgendeine unbestimmte Rache harren konnte.
    »Und wie fandest du den Krieg, Seoman Schneelocke?«, wollte Aditu plötzlich wissen. Auf ihrem Weg zur Sternwarte hatten sie Neuigkeiten ausgetauscht, und er hatte ihr ganz kurz die Kämpfe der letzten Tage geschildert.
    Er dachte nach. »Wir haben hart gestritten. Es war ein großartiger Sieg. Wir hatten nicht damit gerechnet.«
    »Nein, ich meine, was du davon hieltest?«
    Simon brauchte einen Moment, bevor er antworten konnte. »Es war entsetzlich.«
    »Ja, das ist es.« Aditu entfernte sich ein paar Schritte und glitt an eine Stelle der Wand, auf die kein Mondschein fiel. Sie verschwand im Schatten. »Es ist entsetzlich.«
    »Aber Ihr habt gerade erzählt, dass Ihr mit Jiriki in Hernystir kämpfen wolltet.«
    »Nein. Ich habe gesagt, dass ich bei den anderen sein wollte. Das ist ganz und gar nicht dasselbe, Seoman. Ich hätte ein Reiter, ein Bogen, ein Augenpaar mehr sein können. Wir sind sehr wenige, wir Zida’ya – selbst wenn wir alle zusammen aus Jao é-Tinukai’i fortreiten. Und niemand von uns zieht gern in den Kampf.«
    »Aber die Sithi haben Kriege geführt«, beharrte Simon. »Ich weiß, dass es so ist.«
    »Nur zu unserem eigenen Schutz. Und ein paarmal kämpften wir, so wie meine Mutter und mein Bruder jetzt dort im Westen, um die zu schützen, die uns beistanden, als wir selbst in Not waren.« Sie klang nun sehr ernst. »Aber selbst diesmal, Seoman, haben wir nur deshalb zu den Waffen gegriffen, weil uns die Hikeda’ya angegriffen haben. Sie überfielen unsere Heimat und töteten meinen Vater,Erste Großmutter und viele andere unseres Volkes … du warst Zeuge. Glaub nicht, dass wir uns mit Begeisterung in einen Kampf für die Menschen stürzen, wenn nur jemand das Schwert zückt. Wir leben in seltsamen Zeiten, Seoman, das weißt du so gut wie ich.«
    Ein paar Schritte weiter stolperte Simon über einen geborstenen Stein,

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