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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Grasauf. »Ich glaube, sie macht sich über euch lustig, obwohl eine Bedeutung hinter ihrem Scherz liegt. Von hier hat niemand nach den Sternen geschaut, zumindest nicht anders als überall sonst auch. Dies war die Stätte des Rhao iye-Sama’an – des Meisterzeugen.«
    »Des Meisterzeugen?« Simon wünschte sich, sie würde nicht so schnell über die glatte Zinne laufen. Erstens zwang ihn das, ebenso schnell auszuschreiten, um überhaupt in Hörweite zu bleiben. Und zweitens … es war eben doch gefährlich, auch wenn sie anderer Meinung war. »Was ist das?«
    »Du weißt, was ein Zeuge ist, Simon. Jiriki schenkte dir seinen Spiegel. Der Spiegel ist ein kleiner Zeuge, von denen es noch viele gibt. Meisterzeugen gab es nur wenige. Sie waren alle mehr oder weniger ortsgebunden – der Teich der Drei Tiefen in Asu’a, das Sprechfeuer in Hikehikayo, die Grüne Säule in Jhiná-T’seneí –, und die meisten sind zerbrochen, zerstört oder verlorengegangen. Hier auf dem Sesuad’ra war es ein großer unterirdischer Stein. Man nannte ihn das Erddrachenauge. Erddrache ist ein anderer Name – es ist schwer, in deiner Sprache die Unterschiede zwischen den beiden Worten zu erläutern – für den Großen Wurm, der sich selbst in den Schwanz beißt. Wir erbauten den ganzen Ort über diesem Stein. Er war übrigens eigentlich kein Meisterzeuge – strenggenommen gar kein Zeuge – , aber seine Macht war so groß, dass ein kleiner Zeuge wie etwa der Spiegel meines Bruders zum Meisterzeugen wurde, wenn man ihn an dieser Stelle verwendete.«
    In Simons Kopf wirbelten Namen und Gedanken. »Aber was bedeutet es wirklich, Aditu?« Seit die Wirkung des Weins nachließ, hatte er sein Bestes getan, sich ruhig und höflich zu verhalten. Es war ihm wichtig, dass sie merkte, wie erwachsen er in den Monaten seit ihrer letzten Begegnung geworden war.
    »Ein kleiner Zeuge führt dich auf die Straße der Träume, zeigt dir aber in der Regel nur die, die du kennst, oder die, die dich suchen.« Sie reckte das linke Bein und bog sich nach hinten, den Rücken gekrümmt wie einen gespannten Langbogen, wobei sie anmutig das Gleichgewicht hielt und ganz und gar aussah wie ein kleines Mädchen, das auf einer gürtelhohen Mauer spielt. »Wenn jemand, der damit umgehen kann, einen Meisterzeugen gebraucht, kann er damitjeden und alles beobachten und manchmal auch andere Zeiten sehen und … andere Orte.«
    Simon musste an die nächtlichen Visionen während seiner Ritterwache und an das denken, was er erblickt hatte, als er bei anderer Gelegenheit Jirikis Spiegel hierhergebracht hatte. Noch während er darüber nachsann, sah er, wie Aditu sich zurücklehnte, bis ihre Handflächen auf dem bröckelnden Stein lagen. Gleich darauf hatte sie beide Füße in der Luft und wiegte sich kopfüber im Handstand.
    »Aditu!«, rief Simon scharf und versuchte dann mit gelassener Stimme fortzufahren: »Wollen wir jetzt nicht zu Josua gehen?«
    Wieder lachte Aditu, ein rascher Laut reiner, tierischer Lust. »Mein furchtsamer Seoman! Nein, wie ich dir schon auf dem Weg hierher gesagt habe, brauchen wir uns damit nicht zu beeilen. Die Botschaft meines Volkes kann bis morgen warten. Schenk deinem Prinzen eine Nacht ohne Kummer. Nach seinem Aussehen zu urteilen, hat er ein wenig Ruhe vor Leid und Sorgen sehr nötig.« Sie schob sich langsam auf den Händen vorwärts. Das offene Haar hing vor ihrem Gesicht wie eine weiße Wolke.
    Simon war überzeugt, dass sie nicht mehr sehen konnte, was sie tat. Ihre Sorglosigkeit ärgerte ihn. »Warum seid Ihr dann den ganzen weiten Weg von Jao é-Tinukai’i hergekommen, wenn es nicht wichtig ist?« Er folgte ihr nicht mehr weiter. »Aditu! Warum tut Ihr das? Wenn Ihr hier seid, um mit Josua zu sprechen, dann lasst uns doch zu ihm gehen!«
    »Ich habe nicht gesagt, dass es nicht wichtig ist, Seoman«, erwiderte sie. Etwas von dem alten Spott lag in ihrem Ton, aber auch eine Spur von etwas Schärferem. Es klang fast zornig. »Ich sagte nur, es wäre besser, bis morgen zu warten. Und so wird es geschehen.« Sie senkte die Knie zwischen die Ellenbogen und stellte die Füße anmutig zwischen die Hände. Dann hob sie die Arme und stand auf, alles in einer einzigen, fließenden Bewegung, als wolle sie sich in den leeren Raum hinabstürzen. »Darum will ich bis dahin meine Zeit verbringen, wie es mir gefällt, ganz gleich, was ein junger Sterblicher darüber denkt.«
    Simon fühlte sich getroffen. »Man hat Euch mit einer Nachrichtfür den

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