Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
durchschaue Euch, Prinzessin. Ihr seid klug und wollt mich so rasend machen, dass ich Euch sofort töte.« Wieder lachte er. »Ach, was für eine Vorstellung – dass es eine Frau gibt, die lieber sterben möchte, als den Grafen von Eadne zu heiraten!« Er legte die Hand an sein zerstörtes Gesicht. »Und das sogar schon, bevor Ihr mich so entstellt habt!« Er hielt ihr das Schwert entgegen. Keine Elle von ihrem Hals entfernt schwankte die Spitze in der Luft. »O nein. Ich weiß, mit welcher Strafe ich Euch alles am besten vergelten kann – mit der Heirat. Meine Burg hat einen Turm, der Euch gut hüten wird. Schon nach einer Stunde kennt Ihr jeden Stein. Malt Euch aus, wie Ihr Euch nach Jahren darin fühlen werdet.«
Miriamel reckte das Kinn. »Das heißt, Ihr wollt nicht um mich kämpfen.«
Aspitis ließ die Faust auf sein Bein niedersausen. »Genug davon! Euer Scherz langweilt mich.«
»Habt ihr das gehört?« Sie wandte sich zu Aspitis’ Männern, die wartend im Sattel saßen. »Euer Gebieter ist ein Feigling.«
»Ruhe!«, schrie Aspitis. »Dafür werde ich Euch eigenhändig auspeitschen.«
»Dieser alte Mann kann Euch verprügeln.« Miriamel zeigte auf Camaris. Der alte Ritter hockte in seine Decke gewickelt am Boden und beobachtete alles mit großen Augen. Seit Aspitis und seine Soldaten erschienen waren, hatte er sich nicht geregt. »Isgrimnur!«, rief Miriamel. »Gebt ihm Euer Schwert!«
»Prinzessin!« Isgrimnurs Stimme war heiser vor Sorge. »Lasst mich …«
»Tut, was ich sage! Lasst die Leute des Grafen sehen, wie ihn ein Greis in Stücke hackt. Dann werden sie begreifen, warum ihr Gebieter seine Frauen stehlen muss.«
Isgrimnur, der die Soldaten vorsichtig im Auge behielt, zog Kvalnir unter seinem Reisesack hervor. Die Buckel am Schwertgurt klirrten, als er es auf Camaris zuschob. Einen Augenblick hörte man sonst keinen Laut.
»Herr?«, fragte der Soldat, der Miriamel hielt, zögernd. »Was …?«
»Schweig!«, zischte Aspitis und stieg vom Pferd. Er ging zu Miriamel, packte mit einer Hand ihr Gesicht und starrte sie durchbohrend an. Dann bückte er sich plötzlich, bevor sie noch ausweichen konnte, und küsste sie mit seinem zerstörten Mund. »Wir werden viele abwechslungsreiche Nächte haben.« Er ließ sie stehen und trat zu Camaris. »Komm, Alter, leg das Schwert an, damit ich dich töten kann. Danach werde ich die Übrigen erledigen. Aber Euch werde ich gestatten, euch zu verteidigen oder wegzulaufen – ganz, wie ihr wünscht.« Er drehte sich zu Miriamel um. »Schließlich bin ich ein Edelmann.«
Camaris glotzte das Schwert zu seinen Füßen an wie eine Schlange.
»Schnallt es um!«, drängte Miriamel. Barmherzige Elysia, dachte sie fieberhaft, was ist, wenn er sich weigert? Was, wenn er es nicht tut?
»Um der Liebe Gottes willen, Mann, legt es an!«, brüllte Isgrimnur. Der Alte warf ihm einen Blick zu, beugte sich nieder und hob den Schwertgurt auf. Er zog Kvalnir aus der Scheide und ließ Gurt und Scheide dann wieder fallen. Das Schwert behielt er locker und widerwillig in der Hand.
»Matra sá Duos«, bemerkte Aspitis angeekelt, »er weiß ja nicht einmal, wie man ein Schwert anfasst.« Er löste den Gürtel seinesObergewandes und warf es ab. Darunter wurde ein gelbgrauer, schwarzverbrämter Waffenrock sichtbar. Er näherte sich Camaris, der ihn verwirrt ansah. »Ich werde ihn schnell töten, Miriamel«, verkündete der Graf. »Die Grausamkeit ist auf Eurer Seite, weil Ihr einen alten Mann kämpfen lasst.« Er hob seine Waffe, die im weißen Licht der Morgendämmerung schimmerte, und zielte auf Camaris’ ungeschützten Hals.
Kvalnir kam ungelenk nach oben, und Aspitis’ Klinge prallte ab. Mit einem ärgerlichen Ausruf holte der Graf von neuem aus. Wieder klirrte sein Stahl gegen das Schwert des Herzogs und sprang zurück. Miriamel hörte ihren Bewacher vor Überraschung über den Fehlschlag seines Gebieters leise brummen.
»Da seht ihr es!«, rief sie und zwang sich zum Lachen, obwohl ihr alles andere als fröhlich zumute war. »Der feige Graf kann nicht einmal einen Greis überwinden.«
Aspitis griff heftiger an. Camaris, der sich fast wie ein Schlafwandler bewegte, ließ Kvalnir trügerisch langsam vor sich hertanzen. So wehrte er mehrere weitere bösartige Hiebe ab.
»Ich sehe, dass Euer alter Mann ein Schwert geführt hat.« Der Graf begann eine Spur schwerer zu atmen. »Das ist gut. Ich werde nicht das Gefühl haben müssen, einen Wehrlosen erschlagen zu
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