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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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haben.«
    »Greift an!«, schrie Miriamel Camaris zu, aber der alte Ritter wollte nicht. Doch seine Bewegungen wurden stetig fließender, alte Reflexe erwachten allmählich nach langem Schlaf, und er verteidigte sich immer geschickter, blockierte alle Stöße und Hiebe und spann ein stählernes Netz, das Aspitis nicht durchbrechen konnte.
    Der Kampf fand jetzt in tödlichem Ernst statt. Offensichtlich war der Graf von Eadne und Drina ein ausgezeichneter Fechter, und er begriff schnell, dass er es mit einem außergewöhnlichen Gegner zu tun hatte. Seine Ausfälle ließen nach, und er verfolgte stattdessen eine vorsichtigere Sondierungstaktik. Aber er entzog sich der Herausforderung nicht. Irgendetwas, sei es Stolz oder ein tiefersitzender, primitiver Trieb, ließ ihn nicht nachgeben. Camaris dagegen schien nur unter Zwang zu kämpfen. Mehrmals dachte Miriamel, wie gut er seinen Vorteil nutzen und angreifen könnte, aber er verzichtetedarauf und wartete, bis sein Gegner wieder die Initiative ergriff.
    Aspitis täuschte und stieß unterhalb von Camaris’ Deckung zu, aber irgendwie war Kvalnir schon da und schob die Klinge des Grafen zur Seite. Aspitis stach nach den Füßen des alten Mannes, aber Camaris schlurfte bloß rückwärts, bewahrte das Gleichgewicht, hielt die Schultern gerade und wich dem Hieb des Grafen aus. Er war wie Wasser, das immer der nächsten Öffnung zufließt, bog sich, ohne zu brechen, und lenkte die Wucht der Schläge seines Gegners nach oben oder unten, nach rechts oder links ab. Auf seiner Stirn hatte sich ein dünner Schweißfilm gebildet, aber sein Gesicht zeigte noch immer gelassenes Bedauern, so als sei er gezwungen, zuzuhören, wie zwei seiner Freunde eine unerfreuliche Auseinandersetzung führten.
    Der Zweikampf dauerte an. Miriamel kam die Zeit entsetzlich lang vor. Obwohl sie wusste, dass ihr Herz raste, schienen zwischen den einzelnen Schlägen Minuten zu liegen. Die beiden Männer, der Graf mit dem zerschmetterten Gesicht und der große, langbeinige Camaris, hatten das Kieferngehölz verlassen und sich den Hügel hinabbewegt. Auf dem von Unkraut überwucherten Hang umkreisten sie sich wie zwei Motten, die um eine Kerze tanzen. Unter dem grauen Himmel wirbelten und funkelten ihre Klingen. Als der Graf wieder angriff, trat Camaris in ein Erdloch und stolperte. Aspitis nützte sofort die Gelegenheit und streifte mit einem Hieb den Arm des anderen. Ein Streifen Blut quoll hervor. Hinter sich hörte Miriamel Isgrimnur, dem fast das Herz brach, in ohnmächtigem Grimm fluchen.
    Die Schnittwunde schien etwas in Camaris aufzuwecken. Obwohl er auch jetzt nicht zum Angriff überging, fing er an, die Vorstöße des Grafen wuchtiger abzuwehren und so hart zuzuschlagen, dass das Klirren des Stahls weit über die Ebenen des Seen-Thrithings hallte. Miriamel fürchtete, auch das könne nicht genug sein, denn trotz seiner schier unfassbaren Tapferkeit schien Camaris schließlich müde zu werden. Er stolperte noch einmal, und diesmal war kein Erdloch daran schuld. Aspitis landete einen Hieb, der zwar an Kvalnir abglitt, Camaris aber an der Schulter traf undauch dort Blut fließen ließ. Doch auch der Graf schien am Ende seiner Kräfte zu sein. Nach einer schnellen Folge von Hieben wich er keuchend einige Schritte zurück und ging so tief in die Knie, als sei er im Begriff umzufallen. Miriamel sah, wie er etwas vom Boden aufhob.
    »Camaris! Vorsicht!«, schrie sie.
    Aspitis schleuderte seinem Gegner die Handvoll Erde ins Gesicht und setzte mit einem raschen, gezielten Angriff nach, um den Kampf mit einem einzigen Streich zu beenden. Camaris taumelte zurück und rieb sich die Augen. Schon stand Aspitis dicht vor ihm. Eine Sekunde später ging der Graf aufbrüllend in die Knie.
    Camaris, dessen größere Reichweite es ihm ermöglichte, am ausgestreckten Schwert seines Gegners vorbeizuschlagen, hatte Aspitis einen flachen Hieb auf den Oberarm versetzt, wobei die Klinge jedoch nach oben abgesprungen war und die Stirn des Grafen schräg aufgeschlitzt hatte. Rasch verschwand sein Gesicht hinter einem Vorhang von Blut. Aspitis, der noch immer sein Schwert schwang, kroch auf Camaris zu. Der alte Mann wischte sich die Erde aus den tränenden Augen, machte einen Schritt zur Seite und ließ den Griff seines Schwertes auf den Kopf des Grafen niedersausen. Aspitis brach zusammen wie ein gefällter Ochse.
    Miriamel riss sich aus dem Griff ihres bestürzten Wächters los und rannte den Hügel hinunter. Camaris war

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