Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
Gespräch. Aber Camaris hätte ja ohnehin nichts gesagt.«
Simon schüttelte den Kopf. »Strupp hat mit Camaris gesprochen, Prinzessin.« Er zögerte. Ihr Titel kam ihm immer noch schwer über die Lippen, vor allem wenn sie in Fleisch und Blut, lebend und atmend, vor ihm saß. »Als Strupp ihn sah – noch bevor Isgrimnur sagte, wer er ist –, wurde er ganz blass. Er blieb einen Augenblick vor Camaris stehen, rieb sich die Hände und flüsterte: ›Ich habe es niemandem gesagt, Herr, das schwöre ich!‹ Und dann ist er in sein Zelt gegangen. Außer mir hat ihn, glaube ich, keiner gehört. Ich habe nicht verstanden, was er gemeint hat, und habe immer noch keine Ahnung.«
Miriamel nickte. »Und jetzt werden wir es wohl auch nie erfahren.« Sie sah ihn kurz an, schlug aber sofort die Augen nieder.
Simon fand sie hübscher denn je. Ihr goldenes Haar, aus dem die dunkle Farbe herausgewaschen war, trug sie knabenhaft kurz, aber es gefiel ihm so, weil es die feste, scharfe Linie ihres Kinns und die grünen Augen betonte. Selbst ihr ein wenig ernster gewordener Gesichtsausdruck machte sie nur noch reizvoller. Er bewunderte sie, ja, das war das richtige Wort, aber er wusste nicht, was er mit seinen Gefühlen anfangen sollte. Er sehnte sich danach, sie vor allem und jedem zu beschützen, wusste aber sehr gut, dass sie niemandem erlauben würde, sie wie ein hilfloses Kind zu behandeln.
Er spürte auch, dass sich noch etwas anderes in ihr verändert hatte. Sie war noch immer freundlich und höflich, aber es war etwas zwischen sie getreten, etwas Gezwungenes, an das er sich nicht erinnern konnte. Das alte Einverständnis zwischen ihnen schien verschwunden, ohne dass er recht wusste, was an seine Stelle getreten war. Miriamel schien einerseits mehr Abstand von ihm zu halten, sich andererseits aber seiner Gegenwart bewusster zu sein als je zuvor, fast als fürchte sie sich in gewisser Weise vor ihm.
Simon konnte den Blick nicht von ihr wenden und war darum dankbar, dass ihre Aufmerksamkeit den Blumen auf ihrem Schoß galt. Es war so seltsam, nach den vielen Monaten, die er an sie gedacht und von ihr geträumt hatte, jetzt der wirklichen Miriamel gegenüberzusitzen, dass es ihm schwerfiel, in ihrer Gegenwart einenklaren Gedanken zu fassen. Jetzt, nachdem ihre erste Woche auf dem Abschiedsstein vorbei war, schien die Verlegenheit zwischen ihnen etwas abgenommen zu haben, aber noch immer gab es etwas, das sie trennte. Nicht einmal damals in Naglimund, als er sie zum ersten Mal als Königstochter begrüßt hatte, war sie ihm so fremd vorgekommen.
Nicht ohne Stolz hatte er ihr von seinen vielen Abenteuern berichtet, nur um überrascht festzustellen, dass Miriamels Erlebnisse kaum weniger wild und phantastisch gewesen waren. Zuerst dachte er, dass die Schrecken ihrer Reise – die Kilpa und Ghants, die Morde an Dinivan und Lektor Ranessin, ihre nicht näher geschilderte Gefangenschaft auf dem Schiff eines Nabbanai-Adligen – ein mehr als ausreichender Grund für die Wand waren, die sich zwischen ihnen aufgerichtet hatte. Inzwischen war er nicht mehr so davon überzeugt. Sie waren Freunde gewesen, und selbst wenn sie nie mehr sein konnten, hatte es diese Freundschaft doch wirklich gegeben. Nein, es musste etwas vorgefallen sein, das sie veranlasste, ihn mit anderen Augen zu sehen.
Könnte es an mir liegen? , dachte Simon. Habe ich mich so verändert, dass sie mich nicht mehr leiden kann?
Ohne es selbst zu merken, strich er sich den Bart. Miriamel schaute auf, begegnete seinem Blick und lächelte spöttisch. Simon wurde es angenehm warm ums Herz, es war fast, als sähe er sie in ihrer alten Verkleidung als Dienstmagd Marya vor sich.
»Du bist ziemlich stolz darauf, wie?«
»Auf was? Meinen Bart?« Simon war plötzlich froh, dass er ihn nicht abrasiert hatte, denn er errötete. »Er ist einfach … gewachsen.«
»Hmmm. Ganz überraschend? Über Nacht?«
»Was stimmt denn daran nicht?«, fragte Simon gereizt zurück. »Schließlich bin ich ein Ritter, beim blutigen Baum! Warum sollte ich keinen Bart haben?«
»Du sollst nicht fluchen. Nicht in Anwesenheit von Damen, und schon gar nicht von Prinzessinnen.« Sie warf ihm einen Blick zu, der streng sein sollte, aber ihr unterdrücktes Grinsen verriet sie. »Außerdem, selbst wenn du jetzt ein Ritter bist, Simon – ich werde es dir ja wohl glauben müssen, bis ich daran denke, Onkel Josua zu fragen–, heißt das noch lange nicht, dass du alt genug bist, dir einen Bart stehen zu
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