Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
heftete die grauen Augen auf den Herzog. »Aber ich habe Euch unterbrochen. Bitte sagt mir noch einmal, was Strangyeard erzählt hat.«
Isgrimnur betrachtete das Maultier und seinen Treiber. Es war etwas zugleich Komisches und Rührendes an dem Bild, hinter dem mehr zu stecken schien, als der erste Anschein verriet. »Der Priester hat gesagt, es sei eine Sünde, wenn man versuchte, Gottes Gunst durch gute Taten zu erkaufen. Das heißt, zuerst entschuldigte er sich dafür, dass er überhaupt Gedanken hätte – Ihr kennt ihn ja, eine verhuschte Maus von einem Mann –, aber dann sagte er es doch. Dass Gott uns nichts schuldet und wir ihm alles schulden und dass wir das Rechte tun sollen, weil es das Rechte ist, und nicht in der Hoffnung auf eine Belohnung wie Kinder, denen man Süßigkeiten gibt, damit sie stillsitzen.«
»Vater Strangyeard ist eine Maus, ja«, meinte Josua. »Aber auch Mäuse können tapfer sein. Weil sie aber klein sind, lernen sie, dass es klüger ist, die Katze nicht zu reizen. Ich glaube, so verhält es sich auch mit Strangyeard. Er weiß, wer er ist und wohin er gehört.« Josuas Augen schweiften von dem erfolglos verprügelten Maultier zu den Hügeln, die das Tal im Westen begrenzten. »Aber ich werdeüber seine Worte nachdenken. Manchmal handeln wir wirklich nur nach Gottes Willen, weil wir Angst haben oder auf eine Belohnung hoffen. Ja, ich werde darüber nachdenken.«
Isgrimnur wünschte sich plötzlich, er hätte den Mund gehalten.
Das hat Josua gerade noch gefehlt – ein neuer Grund, bei sich nach Schuld zu suchen. Halt ihn auf Trab, Alter, gib ihm keine Zeit zum Grübeln. Wenn er seine Bedenken vergisst, ist er unwiderstehlich. Ein wirklicher Prinz. Nur so können wir hoffen, lange genug am Leben zu bleiben, um später einmal am Feuer sitzen und über solche Dinge reden zu können.
»Was haltet Ihr davon, wenn wir diesen Schwachkopf und sein Maultier von der Straße wegschaffen?«, schlug er vor. »Sonst wird es hier bald weniger wie ein Jahrmarkt und mehr wie nach der Schlacht von Nerulagh aussehen.«
»Da könnt Ihr recht haben.« Josua lächelte so sonnig wie der kalte, helle Morgen. »Aber ich glaube nicht, dass es der Treiber ist, den wir überzeugen müssen – und Maultiere haben keinen Respekt vor Prinzen.«
»Yah, Nimsuk!«, rief Binabik. »Wo ist Sisqinanamook?«
Der Hirte drehte sich um und hob grüßend den Krummspeer. »Sie ist bei den Booten, Singender Mann. Sie sucht nach Lecks, damit die Widder keine nassen Füße bekommen!« Er lachte und zeigte einen Mundvoll unregelmäßiger, gelber Zähne.
»Und damit du nicht schwimmen musst, denn du würdest untergehen wie ein Stein«, grinste Binabik zurück. »Erst wenn dann im Sommer das Wasser austrocknet, würde man dich finden – einen kleinen Mann aus Schlamm. Etwas mehr Respekt, bitte!«
»Es ist zu sonnig«, erwiderte Nimsuk. »Schau, wie munter sie sind!« Er deutete auf die Widder, die wirklich äußerst lebhaft waren. Manche führten sogar Scheinkämpfe aus, was bei ihnen äußerst selten vorkam.
»Pass nur auf, dass sie einander nichts antun«, sagte Binabik. »Und genieß die Ruhe.« Er beugte sich vor und flüsterte Qantaqa etwas ins Ohr. Die Wölfin sprang über den Schnee. Der Troll klammerte sich an ihren Nackenpelz.
Sisqi prüfte tatsächlich die Kähne. Binabik stieg von Qantaqa, diesich kräftig schüttelte und zum nahen Waldrand trabte. Lächelnd sah der Troll auf seine Verlobte. Sie untersuchte die Boote so misstrauisch wie ein Tiefländer die Riemen einer Qanucbrücke, unter der ein tiefer Abgrund gähnt.
»Wie vorsichtig!«, spöttelte Binabik lachend. »Die meisten von uns sind doch bereits auf der anderen Seite.« Er winkte zu den weißen Widdern hinüber, die als kleine Punkte das Tal verzierten. Gruppen von Trollhirten und Jägerinnen genossen die kurze Ruhestunde, bevor sie wieder aufbrechen mussten.
»Und ich werde dafür sorgen, dass auch die Übrigen noch heil hinüberkommen.« Sisqi drehte sich um und breitete die Arme aus. Schon war er bei ihr. Eine Weile standen sie wortlos, Gesicht an Gesicht. »Dieses Reisen auf dem Wasser ist eine Sache, wenn ein paar Qanuc am Blauschlammsee fischen«, erklärte sie schließlich, »aber eine ganz andere, wenn ich dem Wasser das Leben unserer Stammesgenossen und Widder anvertrauen muss.«
»Sie haben großes Glück, dass du für sie sorgst«, erwiderte Binabik, jetzt ganz ernst. »Aber vergiss die Boote für einen Augenblick.«
Sie drückte ihn
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