Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
aneinanderstießen und ein heilloses Durcheinander unter der schwer beladenen Einwohnerschaft anrichteten. Einige der Siedler hatten sich rohgezimmerte Wagen gebaut und ihre gesamte Habe darauf gestapelt, was zu dem merkwürdigen Gesamteindruck beitrug.
Josua runzelte die Stirn. »Wir sehen aus wie ein wandernder Jahrmarkt, nicht wie ein Kriegsheer.«
Hotvig, der soeben mit Freosel von Falshire heranritt, lachte. »So sehen unsere Stämme auf ihren Wanderungen immer aus. Der einzige Unterschied ist, dass die meisten von diesen Leuten Steinhäusler sind wie Ihr. Ihr werdet Euch schon daran gewöhnen.«
Freosel betrachtete die Prozession kritisch. »Wir brauchen jedes Rind und Schaf, das wir bekommen können, Herr. Es sind viele Mäuler zu stopfen.« Unbeholfen trieb er sein Pferd ein paar Schritte vorwärts. Er war noch immer kein Reiter. »Heda!«, rief er. »Macht Platz für den Wagen dort!«
Isgrimnur fand, dass Josua recht hatte. Der Zug sah wirklich wie ein reisender Jahrmarkt aus, obwohl die Beteiligten nicht so fröhlich waren, wie man es bei einer solchen Veranstaltung erwartet hätte.Manche Kinder weinten – obwohl keineswegs alle ungern die Reise antraten –, und das unterschwellige Gezänk und Gemecker der Neu-Gadrinsetter wollte nicht abreißen. Die wenigsten von ihnen hatten den verhältnismäßig sicheren Berg verlassen wollen. Der Gedanke, Elias vom Thron zu stoßen, lag ihnen fern. Fast alle hätten lieber auf dem Sesuad’ra abgewartet, während sich andere mit den bitteren Folgen des Krieges herumschlugen. Aber auch ihnen war klar, dass für sie in diesem entlegenen Winkel, nachdem Josua alle bewaffneten Männer abgezogen hatte, kein Bleiben war. Deshalb schlossen sich die Einwohner von Neu-Gadrinsett zwar unwillig, aber gehorsam Josuas Zug nach Nabban an.
»Mit diesem Haufen könnten wir keinem Nest voller Gelehrter einen Schrecken einjagen«, meinte der Prinz, »ganz zu schweigen von meinem Bruder. Aber trotz ihrer Lumpen und armseligen Waffen achte ich sie – uns alle – deshalb nicht weniger hoch.« Er lächelte. »Ehrlich gesagt, weiß ich jetzt zum ersten Mal, was mein Vater gefühlt haben muss. Ich habe meine Lehnsleute immer so gut behandelt, wie ich konnte, weil Gott es von mir so erwartete, aber ich habe ihnen nie die tiefe Liebe entgegengebracht, mit der Priester Johan an seinen Untertanen hing.« Nachdenklich streichelte er Vinyafods Hals. »Hätte der alte Mann nur einen kleinen Teil dieser Liebe für seine Söhne aufbringen können! Trotzdem glaube ich, dass ich zum ersten Mal nachempfinde, was in ihm vorging, wenn er durch das Nerulagh-Tor nach Erchester hinunterritt. Er hätte sein Leben für dieses Volk gegeben, so wie ich jetzt meines für das da geben würde.« Wieder lächelte er, so scheu, als machten ihn seine eigenen offenen Worte verlegen. »Ich will mein geliebtes Lumpenpack sicher durch Nabban führen, Isgrimnur, was immer ich auch dafür tun muss. Doch wenn wir dann nach Erkynland kommen, legen wir die Würfel in Gottes Hand – und wer weiß, wie er spielen wird.«
»Keiner von uns«, antwortete Isgrimnur. »Und man kann sich seine Gunst auch nicht durch gute Taten erkaufen. Wenigstens hat mir Euer Vater Strangyeard neulich am Abend erklärt, er fände es genauso sündhaft, wenn man versuchte, sich durch gute Taten Gottes Liebe zu sichern, als wenn man böse Taten verübte.«
Dort, wo die Straße anfing, bockte ein Maultier, eines der wenigen,die es auf dem Sesuad’ra überhaupt gab. Sein Besitzer drückte gegen den Karren, vor den es gespannt war, und versuchte es von hinten weiterzuschieben. Das Tier stand stocksteif und spreizbeinig da, schweigend, aber unversöhnlich. Der Besitzer trat zu ihm und schlug es mit einer Gerte über den Rücken, aber das Maultier legte nur die Ohren an, hob den Kopf und nahm die Schläge mit stummer, beharrlicher Feindseligkeit entgegen. Die Flüche des Mannes erfüllten die Morgenluft. Andere Leute, die an dem stehenden Karren nicht vorbeikonnten, fielen ein.
Josua lachte und lehnte sich näher zu Isgrimnur. »Wenn Ihr wissen wollt, wie ich mir selber vorkomme, dann werft einen Blick auf dieses Tier. Wenn es bergauf ginge, würde es den ganzen Tag ziehen, ohne müde zu werden. Aber jetzt hat es einen langen und gefährlichen Abstieg vor sich und einen schweren Karren hinter sich – kein Wunder, dass es sich dagegenstemmt. Es würde bis zum Tag des Abwägens so stehen bleiben, wenn es könnte.« Das Grinsen verschwand, und er
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