Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
für zwei Personen.«
»Es fällt mir schwer genug, die Regeln nicht zu vergessen, ohne dass ich zusätzlich nachdenken muss«, beschwerte sich Simon. »Außerdem, woher soll ich wissen, was Ihr beim Spielen denkt? Ich weiß es ja sonst auch nicht!«
Aditu schien kurz davor, eine ihrer hinterlistigen Bemerkungen fallenzulassen, verzichtete dann aber darauf. Sie bedeckte ihre Steine mit der flachen Hand und meinte: »Du bist wütend, Seoman. Ich habe es an deinem Spiel erkannt – du spielst inzwischen so gut, dass deine Stimmungen sich auf das Haus des Shent übertragen.«
Sie hatte nicht gefragt, was ihm fehlte. Simon vermutete, selbst wenn einer der Ihren mit einem Bein weniger auftauchte, würden Aditu und die andren Sithi lieber ein paar Jahreszeiten ins Land ziehen lassen, um zu sehen, ob er darüber sprechen wollte, bevor sie ihn von sich aus fragten. Dieser neue Beweis für das, was er innerlich ihre Sithiart nannte, ärgerte ihn, aber es schmeichelte ihm auch, dass sie ihn langsam für einen guten Shent -Spieler hielt. Natürlich meinte sie nur ›gut für einen Sterblichen‹, und da er seines Wissens der einzige Sterbliche war, der Shent spielte, war das ein recht schales Kompliment.
»Ich bin nicht wütend.« Er starrte missmutig das Shent -Brett an. »Nun ja, vielleicht doch. Aber es ist nichts, wobei Ihr mir helfen könntet.«
Aditu gab keine Antwort, sondern lehnte sich auf den Ellenbogen zurück und reckte auf ihre seltsam gelenkige Art den langen Hals. Dann schüttelte sie den Kopf. Das weiße Haar sprang aus der Spange und legte sich wie ein dichter Nebel um ihre Schultern. Vor ihrem Ohr kräuselte sich ein dünner Zopf.
»Ich verstehe die Frauen nicht«, begann Simon und blickte so finster, als erwarte er, dass Aditu ihm widersprach. Offenbar stimmte sie ihm jedoch zu, denn sie sagte immer noch nichts.
»Was heißt das, Seoman? Etwas musst du doch wenigstens über sie wissen. Ich sage auch oft, dass ich die Menschen nicht begreife, aber ich weiß, wie sie aussehen und wie lange sie leben, und kann ein paar von ihren Sprachen sprechen.«
Simon betrachtete sie gereizt. Spielte sie schon wieder mit ihm? »Es sind nicht alle Frauen«, gab er widerwillig zu. »Es ist Miriamel, die ich nicht verstehe. Die Prinzessin.«
»Die Dünne mit dem gelben Haar?«
Sie spielte wirklich mit ihm. »Wenn Ihr sie so seht. Aber ich merke schon, dass es dumm von mir ist, Euch danach zu fragen.«
Aditu berührte seinen Arm. »Es tut mir leid, Seoman. Ich habe dich erzürnt. Wenn du willst, dann sag mir, was dich quält. Selbst wenn ich wenig von Menschen weiß, macht es dir das Herz leichter, wenn du dich aussprichst.«
Er zuckte die Achseln, verlegen, weil er überhaupt davon angefangen hatte. »Ich weiß es ja selber nicht. Manchmal ist sie freundlich zu mir. Dann wieder benimmt sie sich, als kenne sie mich kaum. Und manchmal schaut sie mich an, als ob sie Angst vor mir hätte. Vor mir!« Er lachte bitter. »Ich habe ihr das Leben gerettet. Warum sollte sie sich vor mir fürchten?«
»Wenn du ihr das Leben gerettet hast, ist das vielleicht ein Grund«, erwiderte Aditu ernsthaft. »Frag meinen Bruder. Wenn jemand dein Leben rettet, legt er dir eine große Bürde auf.«
»Aber Jiriki benimmt sich nicht so, als ob er mich hasste.«
»Mein Bruder gehört einer alten und zurückhaltenden Rasse an – obwohl man ihn und auch mich bei den Zida’ya für recht unbedacht und unberechenbar hält.« Sie schenkte ihm ein Katzenlächeln – man hätte sich gut ein Mauseschwänzchen vorstellen können, dessen Spitze ihr noch aus dem Mundwinkel lugte. »Oh, nein, er hasst dich nicht. Jiriki hält große Stücke auf dich, Seoman Schneelocke. Sonst hätte er dich niemals nach Jao é-Tinukai’i geholt, was in vielen der Unseren die Überzeugung verstärkt hat, er sei unzuverlässig. Aber deine Miriamel ist ein Menschenmädchen und sehr jung. Es gibt Fische im Fluss, die schon länger leben als sie. Wundere dich nicht, dass es für sie eine schwere Last bedeutet, jemandem ihr Leben zu schulden.«
Simon war sehr erstaunt. Er hatte erwartet, dass sie ihn nur weiter necken würde, aber Aditu sprach ganz vernünftig über Miriamel und erzählte ihm zugleich Dinge über die Sithi, die er noch nie von ihr gehört hatte. Er war zwischen zwei hochinteressanten Themen hin- und hergerissen.
»Aber das ist noch nicht alles«, sagte er nach einer Weile. »Zumindest glaube ich, es ist nicht alles. Ich … ich weiß einfach nicht, wie
Weitere Kostenlose Bücher