Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
sein Volk zu führen!‹« Er lachte. »›Und Josua ist bei ihm!‹«
Camaris machte ein skeptisches Gesicht, als störe ihn etwas an den Worten des Prinzen.
Isgrimnur nickte. »Camaris hat recht. Eile mit Würde.«
»Aber diese Würde gestattet uns nicht, bewohntes Land zu plündern«, erklärte Josua. »So gewinnt man keine Herzen.«
Isgrimnur zuckte die Achseln. Er fand, Josua nehme es damit zu genau. »Unsere Leute hungern, Prinz. Sie sind Ausgestoßene, von denen manche seit fast zwei Jahren in der Wildnis leben. Wie wollt Ihr sie, wenn wir nach Nabban kommen, daran hindern, die Früchte, die sie auf der Erde wachsen, und die Schafe, die sie auf den Hügeln weiden sehen, für sich zu beanspruchen?«
Der Prinz betrachtete müde die Karte. »Darauf habe ich auch keine Antwort. Wir müssen alle unser Bestes tun und auf Gottes Segen hoffen.«
»Auf Gottes Barmherzigkeit«, verbesserte Camaris mit hohler Stimme und starrte erneut nach oben in den aufsteigenden Rauch.
Es war Nacht geworden. In einem Gehölz am Rand des Tales saßen die drei. Gedämpft und zart klang die Musik des Flusses an ihre Ohren. Sie hatten kein Feuer, aber zwischen ihnen lag ein matt leuchtender, blauweißer Stein, nur geringfügig heller als der Mond. Sein Azurlicht färbte ihre bleichen, schmalknochigen Gesichter. Sie unterhielten sich in der zischenden Sprache von Sturmspitze.
»Heute Nacht?«, fragte Unter-Tzaaihtas-Stein-Geborener.
Ader-von-Silberfeuer verneinte mit einer Fingerbewegung. Sie legte die Hand auf den blauweißen Stein und verharrte eine Weile stumm und regungslos. Endlich stieß sie den lange angehaltenen Atem aus. »Morgen, wenn Mezhumeyru sich in den Wolken verbirgt. Heute, an diesem neuen Ort, werden die Sterblichen wachsam sein. Morgen Nacht.« Sie sah Unter-Tzaaihtas-Stein-Geborenen bedeutungsvoll an. Er war der Jüngste und hatte nie zuvor die tiefen Höhlen unter Nakkiga verlassen. Sie sah an der Spannung der langen, schlanken Finger und dem Glimmen in seinen Purpuraugen, dass man auf ihn achten musste. Daran, dass er tapfer war, gab es keinen Zweifel. Wer die endlosen Lehrjahre in der Höhle des Zerreißens überlebt hatte, fürchtete nichts mehr – außer dem Unwillen ihrer Herrin mit der Silbermaske. Dabei konnte jedoch Übereifer so schädlich sein wie Feigheit.
»Seht sie euch an«, meinte jetzt Von-den-Stimmen-Gerufene. Siestarrte gebannt auf die wenigen Menschen, die unten im Lager noch zu sehen waren. »Wie Felsenwürmer sind sie, immer wimmelnd, immer unruhig.«
»Wenn dein Leben nur wenige Jahreszeiten währte«, erwiderte Ader-von-Silberfeuer, »hättest du vielleicht auch das Gefühl, niemals stillstehen zu dürfen.« Sie sah hinab auf die glitzernden Reihen der Feuer. »Aber du hast recht – sie sind wie Felsenwürmer.« Unmerklich verhärtete sich die Linie ihres Mundes. »Sie haben gegraben und gegessen und alles verwüstet. Nun wollen wir helfen, sie zu vernichten.«
»Durch diese einzige Tat?«, fragte Von-den-Stimmen-Gerufene.
Ader-von-Silberfeuer sah sie an. Ihr Gesicht war weiß und kalt wie Elfenbein. »Zweifelst du?«
Einen Moment lang war die Stille zum Zerreißen gespannt. Dann entblößte Von-den-Stimmen-Gerufene ihre Zähne. »Ich strebe nur danach, ihrem Willen zu gehorchen. Mein einziger Wunsch ist, zu tun, was ihr am besten dient.«
Unter-Tzaaihtas-Stein-Geborener stieß einen melodischen Freudenlaut aus. Grabsteinweiß spiegelte sich der Mond in seinen Augen. »Sie verlangt einen Tod … einen ganz besonderen Tod«, flüsterte er. »Das ist unser Geschenk für die Königin.«
»Ja.« Ader-von-Silberfeuer nahm den Stein und steckte ihn in ihr rabenschwarzes Hemd, wo er an ihrer kühlen Haut lag. »Das ist das Geschenk der Klauen. Und morgen Nacht werden wir es ihr darbringen.«
Sie verstummten und sprachen lange kein Wort mehr.
»Du denkst immer noch zu viel an dich selbst, Seoman.« Aditu beugte sich vor und schob die polierten Steine zu einem Halbkreis zusammen, der die ganze Graue Küste umfasste. Die Shent -Steine glänzten stumpf im Licht aus einer von Aditus Kristallkugeln, die auf einem holzgeschnitzten Dreifuß ruhte. Es war nicht das einzige Licht in Simons Zelt, auch die Abendsonne sandte ein paar Strahlen durch die offene Türklappe.
»Was meint Ihr? Ich verstehe Euch nicht.«
Aditu sah belustigt von ihrem Brett zu ihm auf. »Ich meine, dassdu zu sehr mit dir selbst beschäftigt bist. Du überlegst dir nicht, was dein Mitspieler denkt. Shent ist ein Spiel
Weitere Kostenlose Bücher