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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Betrügerin. Hier gibt es ganz bestimmt Besseres.«
    Sie wollte weitergehen, aber mit einem Mal stockte sie und fuhr herum.
    »Was ist?«, fragte Susanne, doch Marthe hob nur leicht die Hand und sah sich aufmerksam um. Für einen Moment hatte sie etwas gespürt, das sie an jemanden erinnerte. Aus den Augenwinkeln sah sie einen schwarzen Schatten davonhuschen. War es wirklich Ottos früherer Astrologe? Konnte das überhaupt sein? Und wenn ja – hatte er sie entdeckt?
    Nachdenklich drehte sie sich zu ihrer Freundin um. »Ich dachte nur, ich hätte jemanden erkannt.«
    Susanne gab nicht eher Ruhe, bis Marthe ihr von ihrem Verdacht erzählte. Dann hielten sie gemeinsam Ausschau.
    »Es heißt, er wollte Ottos Pläne an Herzog Heinrich verraten«, berichtete Susanne. »Kurz nachdem Christian das herausgefunden hatte und Otto den Astrologen einsperren ließ, verschwand der nach einem Überfall auf geheimnisvolle Art. Manche sagen, die Angreifer hätten ihn befreit. Aber vielleicht hat er sich auch durch geheime Zauberkünste in Nichts aufgelöst.«
    Sie griff nach Marthes Arm. »Schon möglich, dass er nun zum Gefolge des Löwen gehört. Aber wie können wir das herausfinden? Da dürfen wir uns nicht blicken lassen – und du schon gar nicht …«
    In Marthe blitzte ein Gedanke auf. »Ludmillus! Er kann vor Heinrichs Leuten singen und sich dabei umschauen. Komm!« So schnell es ging, zog sie Susanne durch das Gedränge zurück zu dem Platz, wo sie den Spielmann getroffen hatten.

Getrennte Wege
     
    Ungeduldig wartete Hedwig auf ihren Gemahl. Ihre Stickerei hatte sie nach einigen fahrigen Versuchen beiseite gelegt, die angebotenen Naschereien abgelehnt, und zum Lesen im Psalter brachte sie diesmal nicht die gebotene Ruhe auf. Sie schlug das kostbare Buch zu und begann auf und ab zu gehen. Noch immer stritten Otto und die anderen Fürsten mit dem Braunschweiger um die Bedingungen für den Waffenstillstand, den der Kaiser gefordert hatte.
    Sie hasste es, zu warten, während anderswo Entscheidungen getroffen wurden. Aber diesmal blieb ihr nichts anderes übrig. Ihr Schwager Dietrich hatte wie versprochen dafür gesorgt, dass sie Otto und ihrem Vater von dem Gespräch mit der Kaiserin berichten konnte. Natürlich hatte diese Neuigkeit für Aufsehen gesorgt. Wenn ihre Verbündeten erfahren würden, dass auch der Löwe für seinen Anteil an dem Streit empfindlich bestraft wurde, konnte die Genugtuung über dieses geheime Wissen ihre Bereitschaft zu einem Kompromiss fördern.
    »Holt mir Marthe«, befahl sie schließlich. Wenig später führte eine Kammerfrau die Gesuchte herein.
    Marthe kniete nieder, aber Hedwig befahl ihr mit einer schnellen Handbewegung näher zu treten.
    »Ich danke dir, dass du diesen Spielmann zu mir geführt hast. Er ist wirklich außergewöhnlich gut. Ich werde meinen Gemahl bitten, ihn auf den Burgberg einzuladen und in unsere Dienste zu nehmen.«
    Marthe lächelte. Sie wusste, dass Ludmillus längst im geheimen Auftrag Hedwigs auf der Suche nach Aloisius war. Wenn sie an die Geschichte von Christians Vater dachte, die Josefa ihr erzählt hatte, so schien die Arbeit als Spion wirklich ein verbreiteter Nebenverdienst der Spielleute zu sein.
    Hedwig beugte sich leicht vor. »Wie ich gehört habe, war es notwendig, dass du heute Vormittag meinen jüngeren Sohn behandelt hast, weil er verprügelt worden ist – und zwar weder von der Kinderfrau noch von seinem Lehrer. Wer war es?«
    Verlegen trat Marthe von einem Bein aufs andere. »Verzeiht, Herrin. Dietrich hat mir das Versprechen abgerungen, das nicht zu verraten.«
    »Hat er das?« Die Markgräfin zog eine Augenbraue hoch, starrte sie finster an und wartete auf eine Antwort.
    »Ihr würdet es auch nicht gern hören …«, murmelte Marthe.
    »Also war es Albrecht«, schlussfolgerte Hedwig stirnrunzelnd.
    Marthe seufzte. »Da Ihr es schon wisst …«
    Ottos ältester Sohn hatte schnell erfahren, dass seinem jüngeren Bruder die Ehre zuteil werden sollte, als Page am Hof des Kaisers ausgebildet zu werden. Voller Wut und Neid hatte er sich aus dem Gefolge seines Großvaters weggeschlichen, Dietrich aufgelauert und ihn so jämmerlich verprügelt, dass Marthe dessen Brust bandagieren musste, weil zwei Rippen angebrochen waren, und Eisenkrautumschläge auf sein zugeschwollenes linkes Auge gepackt hatte. Gesicht und Körper des Jungen waren voller schorfiger Schrammen und blauer Flecken.
    Immerhin war Albrecht aus dem ungleichen Kampf auch nicht ungeschoren

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