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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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weilt.«
    Heinrich hat so viel Macht angehäuft, dass es nicht mehr lange dauern kann, bis er dem Kaiser in den Rücken fällt.
    »Ich verstehe. Und ich weiß Eure Besorgnis zu schätzen.«
    Aber in dieser Frage will Friedrich mir nicht glauben. Er vertraut der Ehrenhaftigkeit des Löwen – im Gegensatz zu mir.
    Das geheime Spiel, das sie vor aller Augen spielten, erinnerteHedwig an die Vorstellung eines Gauklers, der in atemberaubender Höhe über ein Seil balanciert und jeden Moment abstürzen konnte. Keines der Worte, die hier ausgesprochen wurden, durften bei den Zuhörern den Eindruck erwecken, Beatrix und sie mischten sich in die Politik des Kaisers ein. Würde Friedrich eine Entscheidung nur nach den Vorschlägen seiner Gemahlin treffen, könnte ihm das als Schwäche ausgelegt werden, und das durfte nicht geschehen.
    Beatrix signalisierte das Ende des Gesprächs, was Hedwig überraschte. Sie war überzeugt gewesen, dass die Kaiserin sie zu sich gerufen hatte, um ihr etwas Wichtiges mitzuteilen. War damit allein der Appell gemeint, Otto zum Einlenken zu bringen? Oder hatte sie etwas überhört?
    Hedwig erhob und verneigte sich.
    Doch bevor sie sich entfernen konnte, bemerkte Beatrix fast beiläufig: »Wir würden Uns freuen, Euch und Euren Gemahl künftig öfter bei den Hoftagen anzutreffen. Der Nächste wird möglicherweise in Goslar stattfinden, das nun wieder direkt unter die Herrschaft des Kaisers fällt.«
    Das war sie, die geheime Botschaft! Mit Mühe verbarg Hedwig ihre Verblüffung und verneigte sich. »Ich danke Euch für die Gnade, Hoheit!«
    Ich habe verstanden und werde tun, was ich kann.
     
    Hedwigs Gedanken wirbelten durcheinander, während sie den Saal verließ. Der Löwe würde nicht ungeschoren davonkommen. Zum Ausgleich dafür, dass ihm der Kaiser beigestanden hatte, nahm Friedrich dem Herzog die Stadt Goslar wieder ab, deren reiche Erzgruben seine Kassen gefüllt hatten. Das also sollte sie Otto und seinen Verbündeten mitteilen und mit diesem Argument der Genugtuung dafür sorgen, dass sie dem Friedensschluss zustimmen.
    Sie musste so schnell wie möglich mit Otto und ihrem Vater sprechen. Von einem Diener ließ sie sich den Saal zeigen, in dem die gegnerischen Parteien ihre Verhandlungen begonnen hatten, und wartete in der Nähe. Es wäre ungebührlich, jemanden mit einer Botschaft hineinzuschicken, zumal sich wohl auch niemand hineinwagen würde. Noch durch die dicken Wände war zu hören, dass drinnen eine heftige Auseinandersetzung zugange war. Aber irgendwann würde jemand aus dem Saal kommen. Sie betete, dass dies ihr Vater oder ihr Mann sein würde.
    Doch es war Dietrich, Ottos temperamentvoller jüngerer Bruder, der als Erster auftauchte. Als er die Tür aufriss, drangen laute, erregte Stimmen nach draußen. Dietrich stürmte mit heftigen Schritten in ihre Richtung, erkannte sie, beherrschte sich mühsam und verlangsamte seine Schritte.
    »Irgendwann werde ich diesen Bastard zum Zweikampf fordern«, knurrte der Markgraf der Ostmark immer noch voller Zorn, zwang sich dann aber zu einem Lächeln. »Ihr werdet doch nicht etwa lauschen, Schwester? Wie ich meinen Bruder kenne, wird er Euch ohnehin alles berichten, was hier vorfällt.«
    Hedwig griff nach seinem Arm und zog ihn ein paar Schritte beiseite, damit niemand sie hören konnte. Von allen Brüdern Ottos schätzte sie Dietrich am meisten. Er war scharfsinnig und hatte durch seinen häufigen Aufenthalt am Hof des Kaisers vollendete Umgangsformen. Im Gegensatz zu Otto beherrschte er normalerweise sein überschäumendes Temperament. Seine jetzige Erregung sagte alles über den bisherigen Verlauf der Verhandlungen. Hedwig pries sich glücklich, zuerst Dietrich getroffen zu haben. Sein messerscharfer Verstand würde ihr helfen.
    »Unterbrecht die Gespräche für einen Moment! Ich bin soeben in den Besitz einer wichtigen Information gekommen.« Dietrich sah sie verwundert an. »Wie stellt Ihr Euch das vor? Soll ich mit bloßen Händen zwei Rudel Wölfe trennen, die sich gegenseitig an die Kehle gehen?«
    Hedwig lächelte ihm zu. »Ihr werdet das schon schaffen. Lasst Euch etwas einfallen. Schlagt eine kleine Zwischenmahlzeit vor, um die Gemüter zu beruhigen, oder sagt, dass alle lieber eine Nacht darüber beten oder schlafen sollten, weil sich in dieser Hitzigkeit sowieso keine Einigung erzielen lässt. Ich muss dringend meinen Vater und meinen Gemahl sprechen! Kommt mit ihnen, wenn Ihr es ermöglichen könnt.«
    »Ich werde sehen,

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