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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Abend vor ihnen singen und spielen würdet.«
    Ludmillus atmete auf. Sofort fasste er sich wieder, nahm das Gebaren eines Gauklers an und verbeugte sich schwungvoll.
    »Mit Vergnügen, edler Recke! Aber gestattet mir, zuvor noch ein paar Worte mit dieser Schönen zu wechseln.«
    Arnulf tauschte einen Blick mit Marthe, die ihm beruhigendzunickte. Der Spielmann zog sie in den Hof der Gastwirtschaft, wo sie zu sehen, aber nicht zu belauschen waren.
    Er senkte die Stimme. »Hier können wir unauffälliger reden als in der Residenz. Gestern Abend habe ich vor Herzog Heinrich gesungen und mich anschließend erkundigt, ob es dort einen Gelehrten gibt, von dem ich mir die beste Sternenkonstellation für eine Hochzeit berechnen lassen kann. Der Kerl, zu dem sie mich geschickt haben und der mich übrigens nicht mal über die Schwelle seiner Kammer gelassen hat, sieht genauso aus, wie du ihn mir beschrieben hast.«
    »Das muss ich der Markgräfin berichten.«
    Ludmillus griff nach Marthes Hand. »Sei vorsichtig! Dies ist ein gefährliches Spiel. Vielleicht ist es besser, du behältst die Sache für dich und siehst zu, dass du nie seinen Weg kreuzt, solange ihr in Würzburg seid.«
    Nun nahm er auch ihre zweite Hand. »Halte dich da raus. Sieh dich nur an – was ist aus dem fröhlichen Mädchen geworden, das ich unterwegs kennen gelernt habe? Der Kummer frisst dich auf.«
    Marthes Augen begannen zu brennen.
    »Du darfst dich nicht aufgeben«, sagte Ludmillus beschwörend. »Du gehörst nicht zu den Menschen, die ohne Liebe leben können.«
    Er begann, leise ein Liebeslied zu singen. Marthe schlug die Hände vors Gesicht.
    Im nächsten Augenblick war Arnulf an ihrer Seite und packte den Spielmann grob am Arm. »He, was hast du mit ihr gemacht?«
    Marthe wischte sich schnell übers Gesicht. »Lasst nur, Arnulf, er hat mir nichts getan, er hat es gut gemeint.«
    Misstrauisch musterte der Waffenmeister den Sänger.
    »Ihr vergesst – ich bin der Spielmann, der die Weinenden zumLachen und die Lachenden zum Weinen bringt«, deklamierte Ludmillus.
    »Dann sorg dafür, dass sie wieder lacht!«, knurrte Arnulf.
    »Ein anderes Mal. Manchmal müssen von all den ungeweinten Tränen auch ein paar vergossen werden«, erwiderte der Spielmann sanft und ging seine Laute holen.
     
    Christian war noch keinen Tag fort, als ein älterer Knappe zu Marthe kam. »Einer der Ritter fragt nach dir. Du sollst deine Salben und Öle mitbringen.«
    Der Gesichtsausdruck des Jungen gefiel ihr nicht. Ihr Gefühl sagte ihr ganz deutlich, dass sie lieber wegrennen als ihm folgen sollte. Aber wenn einer der Herren sie zu sich beorderte, durfte sie sich nicht weigern. Also griff sie nach dem Korb und folgte ihm zu den Quartieren der Ritter.
    »Hier ist es«, sagte er, klopfte an und trat einen Schritt zurück. Marthe zögerte. Am liebsten wäre sie sofort umgekehrt. Im nächsten Moment wurde die Tür von innen aufgerissen, der Knappe stieß sie hinein und ließ die Tür krachend hinter ihr zufallen.
    Als sie kehrtmachte und wegrennen wollte, legte einer der Männer einen schweren Riegel vor und grinste sie an.
    Es war Giselbert, der Feiste von Randolfs Freunden.
    Randolf selbst stand mit verschränkten Armen gegenüber der Tür und starrte sie mit einem Lächeln an, das ihr das Blut gefrieren ließ.
    »Hallo, mein Liebchen«, sagte der Hüne mit ruhiger und umso bedrohlicher wirkender Stimme. »Ich habe gemerkt, du kannst schweigen. Du hast doch Christian nichts von unserem Besuch bei dir erzählt, nicht wahr?«
    Gemächlich trat er zwei Schritte auf sie zu. »Ich hatte dich gewarnt. Also schweig noch ein bisschen länger!«
    Er zerrte sie an den Haaren zu sich und bog ihren Kopf nach hinten. Marthes Korb fiel zu Boden, einer der kleinen Tonkrüge zerbrach und verbreitete den kräftigen Duft von Minze.
    »Was soll ich eine teure Hure in Würzburg bezahlen, wenn ich die hier umsonst haben kann«, rief Randolf seinen Freunden zu, die prompt in Gelächter ausbrachen.
    »Ich weiß nicht, eine Jungfrau zu nehmen, die schreit und wild um sich schlägt, macht irgendwie mehr Spaß«, meinte Giselbert. »Du wirst schon auf deine Kosten kommen«, entgegnete Randolf. »Sonst prügle sie, bis sie dir den Gefallen tut.«
    Er sah Marthe drohend an, die unter seinem unerbittlichen Griff erstarrt war. »Wenn du denkst, du kannst dich hinter Christian oder Ottos Weib verkriechen, dann täuschst du dich. Niemand wird dir glauben. Niemand wird dir helfen. Ich kann dich jeden Tag

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