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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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hochschwangere Fremde zu Marthe in die Kate.
    Die andere Frau, die mit den Bergleuten gekommen war, sollte ihnen das Essen kochen und ihre Wäsche flicken. Diese aber war die Tochter des Bergmeisters und hieß Gertrud, wie Marthe bereits wusste.
    Gertrud setzte sich unaufgefordert.
    »Die Leute sagen, du bist eine weise Frau«, meinte sie befehlsgewohntund streckte ihren geschwollenen Leib vor. »Mach mir das Ding da weg!«
    Marthe war für einen Augenblick sprachlos. »Du wirst bald gebären«, sagte sie dann. »Das ist der einzige Weg, den Bauch loszuwerden.«
    Die Schwangere starrte sie hasserfüllt an. »Du musst mir helfen! Mach es weg! Ich bezahle dich auch gut dafür.« Aus einem Beutel kramte sie ein paar Münzen hervor, die Marthe recht wertvoll erschienen.
    »Steck das Geld wieder ein«, sagte sie freundlich zu der Fremden. »Bald wirst du dein Kindchen im Arm halten und es lieb gewinnen.«
    »Niemals!«
    Gertruds hochmütige Miene verschwand schlagartig und sie begann zu weinen. »Ich will es nicht! Und hier in dieser Einöde gibt es nicht einmal ein Nonnenkloster, wo ich es vor die Pforte legen könnte!«
    Marthe ging auf das Mädchen zu und griff nach seiner Hand. Als sich Gertrud nicht dagegen wehrte, zog sie sie zu sich heran und strich ihr tröstend über das blonde Haar. Marthe hatte schon bei Fine gelernt, dass viele Patienten keine Medizin, sondern einfach nur Trost brauchten.
    Unter heftigem Schluchzen erzählte Gertrud nach und nach ihre Geschichte. Ein eleganter junger Mann aus dem Gefolge des Herzogs von Sachsen hatte sie umschwärmt, bis sie seinem Werben nachgegeben hatte und seine Liebste geworden war. Sie hatte darauf vertraut, dass er sein Versprechen halten und sie heiraten würde. Schließlich war die Tochter eines Bergmeisters keine schlechte Partie. Doch als feststand, dass sie schwanger war, leugnete er, je mit ihr zusammen gewesen zu sein.
    »Als mein Vater davon erfuhr, forderte er ihn auf, sein Wort einzulösen. Doch der Schändliche hat alles geleugnet.«
    »Hat deine Mutter dich nicht gewarnt?«, fragte Marthe behutsam.
    »Sie ist schon lange tot. Vater hat mich allein aufgezogen. Nachdem er diese Schande miterleben musste, hat er beim Gerichtstag Klage erhoben. Doch der Vogt hat ihn abgewiesen und gemeint, er solle froh sein, wenn ich nicht wegen Hurerei aus dem Ort geprügelt werde.«
    Sie wischte sich die Nase am Ärmel ab und schniefte.
    »Ich hatte gehofft, ich würde das Balg unterwegs verlieren, dann hätte hier keiner etwas von meinem Unglück erfahren. Aber nun werde ich ewig in Schande bleiben.«
    Marthe schwieg. Was sollte sie auch dazu sagen? Bei allem Unglück konnte Gertrud noch froh sein, dass ihr Kind in freiwilliger Vereinigung gezeugt worden war und nicht durch Gewalt.
    »Leg dich für einen Moment hin«, meinte sie schließlich und untersuchte die Schwangere sorgfältig. »Dein Kind hat sich schon gesenkt, es will bald kommen. Kann sein, sogar sehr bald – etwas zu früh. Aber hier, fühlst du das?« Sie legte Gertruds Hand auf den unförmigen Leib. »Bald hältst du es im Arm und kannst es liebkosen. Ich steh dir bei der Entbindung bei.«
    Sie half ihr auf und bereitete ihr einen Trunk aus Melisse und Johanniskraut zur Beruhigung. Doch die Miene, mit der Gertrud die Kate verließ, machte Marthe deutlich, dass sie sich Sorgen um die junge Frau und das Leben ihres ungeborenen Kindes machen musste. Ich habe mir eine Feindin gemacht, begriff sie. Womöglich sogar eine gefährliche Feindin.
     
    Christian begleitete den Bergmeister bei den Untersuchungen und ließ sich genau erklären, wonach Hermann Ausschau hielt.
    »Hier legt einen Schurf an«, wies der Bergmeister zwei seiner Leute an. Sie begannen umgehend, mit Hacken und Keilhauen eine Fläche freizukratzen, die etwa drei Schritt lang und ebenso breit war. Das Erdreich war hier rötlich verfärbt, der Bewuchs karger als sonst.
    »Sieht aus, als hätten wir einen ausstreichenden Gang«, meinte Meister Hermann. Auf Christians fragende Miene hin erklärte er: »Der Erzgang tritt an die Oberfläche. So wissen wir, wo wir schürfen können. Hier brauchen wir nicht einmal einen Wünschelrutengeher, der die Gänge in Gottes unterirdischem Reich aufspürt.«
    Aufmerksam musterte er die freigelegte Fläche, tauschte kurze Blicke mit den Bergleuten und stieß erleichtert den Atem aus. »Die rötliche Färbung kommt vom Eisen«, sagte er zu Christian. »Es heißt: Ein gutes Bergwerk hat einen eisernen Hut, einen

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