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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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und gefährlich. Sein halbes Leben verbringt er in der Dunkelheit des Berges, bedroht von bösen Wettern, Streckenbrüchen und launischen Berggeistern. Nicht selten gräbt er Monate, bis er endlich auf eine Ader stößt, die ergiebig genug ist, damit er seine Familie ernähren kann. Und manch einer findet sie nie …«
    Hildebrand schaute verständnislos zu Christian. »Aber Herr! Dann bringt Ihr uns eine Gruppe von Armen, wo wir selbst Mühe haben, über den Winter zu kommen?«
    »Du solltest ihn besser kennen«, wies ihn Jonas zurecht.
    »Und dir außerdem darüber klar werden, dass du dich soeben der Sünde der Habgier schuldig gemacht hast«, fügte Pater Bartholomäus energisch hinzu.
    Hildebrand erbleichte und sank auf die Knie. »Verzeiht mir, Vater. Und auch Ihr, Herr.«
    »Genug«, unterbrach ihn Christian. »So Gott will und sich die Hoffnung der Bergleute erfüllt, kann unser Dorf zu Wohlstand kommen. Aber nicht über Nacht. Zunächst müssen wir uns einig werden, wie wir Meister Hermanns Männer unterstützen können, ohne mit der Ernte und dem Roden in Verzug zu geraten.«
    »Mein Sohn könnte ihnen bei der Arbeit helfen. Er ist flink und anstellig«, rief Hildebrand, aus dessen Gesichtszügen unverkennbar die Vorstellung sprach, durch Bertram an den erhofften Reichtum zu kommen, den die Bergleute dem Boden entreißen wollten. Das schien auch Grete bemerkt zu haben, die verächtlich schnaubte und dem Ältesten so schwungvoll nachschenkte, dass ein Teil des Biers auf seinen Kittel schwappte.
    »Nein. Niemand von uns darf seine Arbeit vernachlässigen, sonst leiden wir im Winter schlimme Not«, widersprach Christian. »Silber macht dich nicht satt, wenn das Dorf eingeschneit ist und die Vorräte zu Ende gehen. Und zuerst müssen Meister Hermann und die Seinen feststellen, ob es sich überhaupt lohnt, hier ein Bergwerk in Gang zu setzen. Sie müssen Schmelzöfen bauen und aus dem Silber Münzen prägen lassen. Es dauert also, bis wir davon Korn kaufen können. Aber falls das Vorkommen ergiebig ist, werden einmal alle einen Nutzen davon haben.«
    Er wandte sich an den Bergmeister. »Ihr werdet die Arbeit wie besprochen mit Euren Männern beginnen. Unser Schmied wird für Euch arbeiten. Verhandelt mit ihm über die Bezahlung – und auch mit dem Köhler wegen der Holzkohle.«
    »Soll das heißen, dass allein Jonas und Gernot etwas von dem Silber abbekommen?«, rief Hildebrand.
    »Mein Sohn, jetzt hast du auch noch die Sünde des Neids auf dich geladen«, ging Bartholomäus noch schärfer dazwischen, »und die des mangelnden Respekts gegenüber deinem Herrn.«
    Hildebrand senkte den Kopf und schwieg beschämt.
    Christian bat seine Gäste vors Haus. »Seht Ihr den Hügel hinter der Kirche, Bergmeister? An dieser Stelle könnt ihr Häuser bauen. Das Holz überlässt uns der Markgraf. Wenn nötig, sprecht mit Guntram, der hier am besten damit umzugehen weiß. Aber ich vermute, Ihr habt geschickte Zimmerer dabei.«
    Der Bergmeister nickte. »Ich habe meine besten Leute mitgebracht. Danke für Eure Hilfe.«
    Als die Besucher sich verabschiedeten, hielt Christian den Pater noch für einen Moment zurück. Er bat ihn nochmals ins Haus und schenkte ihm selbst ein weiteres Bier ein.
    »Was liegt dir auf der Seele, Sohn?«, brummte Bartholomäus nach einem Moment des Schweigens.
    Christian zögerte einen Moment. »Waren Hildebrands Worte ein Vorgeschmack auf das, was uns erwartet? Neid und Gier und Streit unter den Männern?«
    »Wenn, dann sicher auch unter den Frauen – die stehen da nicht nach, soweit ich weiß«, meinte der Pater lächelnd.
    Doch dann wurde sein Gesichtsausdruck ernst. »Niemand kann sagen, was geschehen wird. Aber die Menschen hier vertrauen und folgen Euch. Also vertraut Euch auch selbst.«
     
    Am nächsten Morgen beobachteten die Bauern aufmerksam, wie die Neuankömmlinge gemeinsam mit Pater Bartholomäus in die Kirche gingen, um zu beten und das Tagwerk segnen zu lassen, das ihrer aller Zukunft verändern konnte.
    Mit Neugier beäugten sie dann das wundersame Gebaren der Fremden. Suchend schritt der Bergmeister über den Boden, las da und dort etwas auf, stieß hier und da Stöcke in den Boden und wies gelegentlich ein paar seiner Leute an, größere Flächen freizuscharren.
    Die Bauern schüttelten verwundert die Köpfe und gingen wieder ihrer Arbeit nach. Schließlich wollte niemand Christians Zorn auf sich ziehen.
    Während fast alle durch das merkwürdige Treiben abgelenkt waren, kam die

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