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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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silbernen Bauch und bleierne Füße. Direkt darunter könnte das Silbererz sein.«
    Mit ihren Werkzeugen arbeiteten sich die Bergleute in den Boden hinein, bis sie auf schwarz glänzendes Gestein stießen. Sie wechselten bedeutungsvolle Blicke, doch niemand sagte etwas.
    Dann bohrte der Bergmeister einen Stock in den Boden und drehte sich zu einer Stelle um, die bereits ähnlich markiert war.
    »Denkt Euch eine verlängerte Linie von diesen beiden Stecken zum Bach. Wo genau haben die Salzkärrner ihren ersten Fund aufgelesen?«, fragte Hermann den Ritter.
    Mit Erstaunen stellte Christian fest, dass jene Stelle genau auf der gedachten Linie lag. Hermann las ihm die Antwort vom Gesicht ab und lächelte verhalten.
    »Wir wollen den Tag nicht vor dem Abend loben …«
    Er winkte seine Leute heran und stapfte mit ihnen gemeinsamRichtung Bach, immer entlang der gedachten Linie. Ohne zu beachten, dass ihre Schuhe und Beinlinge nass wurden, durchquerten sie den Bach, die Blicke voller Anspannung auf die Böschung am anderen Ufer gerichtet, die an jener Stelle beinahe halbe Mannshöhe erreichte. Kraftvoll hieb einer der Männer mit seinem Werkzeug auf die Böschung ein, um sie von Pflanzenbewuchs zu befreien. Als er das Erdreich freigelegt hatte, kam an eben dieser Stelle erneut schwarzes Gestein zum Vorschein.
    Die Bergleute begannen zu jubeln, manche sanken ungeachtet des Wassers auf die Knie und sprachen Dankgebete.
    Bergmeister Hermann jedoch wandte sich hochzufrieden an Christian. »Diese dritte Fundstelle ist der Beweis.«
    Mit einer ausgreifenden Bewegung deutete er auf die Markierungen. »Hier entlang verläuft ein gewaltiger Erzgang. Wenn er so reichhaltig ist wie mächtig, Ritter, dann wird Euer Dorf einmal berühmt und Ihr werdet ein gemachter Mann.«
    Ist ein reicher Mann ein gemachter Mann?, dachte Christian bei sich. Reichtum bedeutete ihm nichts. Aber Reichtum war Macht. Wenn das Silber dem Dorf zu Wohlstand verhalf und dazu beitrug, dass er die ihm anvertrauten Menschen besser schützen konnte, sollte es ihm recht sein.
     
    Der Bergmeister stellte in der Kirche eine dicke Kerze als Dank für Gottes Gnade auf. Als Christian davon erfuhr, musste er über Hermanns vorausschauende Zuversicht lächeln. Die Bergleute hatten nur die nötigsten Dinge auf den ersten Karren laden können – und der Meister hatte offensichtlich fest damit gerechnet, etwas zu finden, wofür er eine solch teure Kerze stiften konnte. Sonst hätte er mit seinen Leuten zu den Bergwerken in Böhmen oder Italien ziehen müssen, um sich dort zu verdingen, denn zurück in den Harz konnten sie nicht.
    Bei ihrem Aufbruch hatten sie in ihren Gruben Fahrten und Haspeln zerschlagen.
    Vom nächsten Tag an mischten sich die Axtschläge der Siedler mit den hämmernden Schlägen der Bergleute. Während die meisten der Neuankömmlinge den Boden umwühlten, begannen zwei unter Anleitung des Bergmeisters direkt am Bach mit dem Bau eines Schmelzofens, der aus vom Wasser rund geschliffenen Steinen und Lehm bestand. Die Stelle hatten sie gemeinsam mit Christian ausgewählt.
    Die Bauern und selbst Jonas, der Schmied, staunten über die riesigen Blasebälge, die sie dazu von ihrem Karren zerrten. Für die Schmelze würde enorme Hitze benötigt, erklärte Hermann; mehr noch als zum Schmieden von Eisen.
    Kamen daher die Rauchwolken, die ich im Traum über dem Dorf gesehen hatte, nachdem wir hier angekommen waren?, fragte sich Marthe.
    Fünf Tage später trafen Gero und Richard mit den Frauen, Kindern und etlichen Gerätschaften ein.
    Gleich am nächsten Morgen brachen die Brüder wieder auf, um den Markgrafen von der Ankunft der Bergleute zu informieren.

Die Jagd
     
    Schon einen Tag später kam ein berittener Bote aus Meißen und fragte nach Christian.
    »In zwei Tagen unternehmen der Markgraf und die Markgräfin einen Jagdausflug in Euer Dorf. Bereitet alles für den Empfang vor«, sagte er. »Euch selbst erwartet Otto übermorgenfrüh am Falkenkopffelsen, damit Ihr an der Jagd teilnehmt.«
    Sieh an, dachte Christian. Ottos Neugier auf das Ausmaß seines künftigen Silberschatzes ist größer als die Sorge, die Sache könnte sich vor der Zeit herumsprechen.
    »Wie groß wird die Jagdgesellschaft sein?«
    »Rechnet mit dreißig Leuten«, meinte der Bote mit herablassendem Blick auf die wenigen Katen.
    Christian ließ dem Mann eine Mahlzeit und ausreichend Reiseproviant geben und ging zum Bergmeister.
    »Können Eure Probierer übermorgen schon erste Ergebnisse

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