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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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großen, sich nähernden Menschengruppe vernahm.
    Mit triumphierendem Lächeln trat Hartwig aus dem Herrenhof und verschränkte die Arme.
    Zuerst kamen Berthold und Konrad aus dem Wald geritten, die Herren der beiden Nachbardörfer. Dichtauf folgten ihnen teils zu Pferd, überwiegend jedoch zu Fuß fast drei Dutzend Männer. Den Schluss des Zuges bildete ein schwer beladener Ochsenkarren, neben dem zwei Frauen mit halb entblößten Brüsten gingen.
    »Was führt euch in mein Dorf?«, fragte Christian höflich, ohne Anstalten zu machen, den Weg freizugeben.
    Doch bevor einer der Neuankömmlinge etwas sagen konnte, ertönte von der Seite Hartwigs Stimme. »Ihr werdet verzeihen, Christian, aber diese Leute sind in meinem Auftrag gekommen. Also lasst sie an geeigneter Stelle den Bach passieren.«
    Mit unbewegter Miene brachte Christian seinen Hengst dazu, einige Schritte rückwärts zu gehen, und ließ Berthold, Konrad und ihre Gefolgschaft den Wasserlauf durchqueren. Während rund um den Herrenhof geschäftiges Treiben einsetzte, die Wagen abgeladen, Leute auf die Unterkünfte verteilt und die Huren sofort von Hartwigs Männern umringt wurden, wendete er sein Pferd und ritt zu seinem Haus.
    Wenig später tauchte Lukas neben Marthe auf, die die Neuankömmlinge betrachtete, während sie im Garten entgegen ihrer Art achtlos vor sich hin wirtschaftete.
    »Mein Herr lässt fragen, ob du ihm etwas über diese Leute da sagen kannst«, meinte er.
    Marthe wischte sich die Krumen von den Händen und stand auf.
    »Seht selbst! Zwei heruntergekommene Dirnen, zwei Bergleute. Ich meine die beiden, die sich dort drüben mit den Balken zu schaffen machen. Sie haben die gleiche fahle Haut wie Hermanns Männer. Und die Übrigen? Das sind keine Bauern.«
    »Ich weiß, was du meinst«, fiel ihr der Knappe ins Wort. »Ein richtig wilder Haufen. Die meisten sehen aus wie Raufbolde von der schlimmsten Sorte. Scheint so, als würde es hier bald recht munter zugehen.«
     
    »Ich kenne zwei dieser Leute«, sagte Hermann, während er mit sorgenvollem Gesicht auf Christian zuschritt. »Sie arbeiteten in einer unserer Gruben, aber wir haben sie aus dem Gewerk verstoßen, weil sie einen Kameraden in Not im Stich gelassen haben. So etwas können wir nicht dulden. Bei den Gefahren des Berges sind wir darauf angewiesen, dass sich einer auf den anderen verlassen kann.«
    »Was tun die Männer dort?«, fragte Christian und wies aufeine Gruppe von Leuten, die sich mit Werkzeug am Boden zu schaffen gemacht hatte und nun ein Gerüst aus bereitliegenden Balken darüber errichtete. »Bedeutet es das, was ich befürchte?«
    »Bei Gott, Ihr habt Recht«, stöhnte der Bergmeister. »Wir werden sicher gleich Besuch bekommen.«
    Wenig später durchquerten Hartwig und einer der fremden Bergleute den Bach und kamen auf Hermann zu.
    »Ihr seid hier der Bergmeister?«, fragte der Fremde dreist.
    »So ist es, Thietmar«, erwiderte Hermann mit abweisender Miene. »Was führt dich hierher?«
    »Ich mute einen Erzfund und will Rechte auf ein Grubenfeld anmelden.«
    »Wenn ich richtig informiert bin, müssen mindestens zwei vertrauenswürdige Männer bei einem solchen Akt zugegen sein«, mischte sich Hartwig mit hämischer Stimme ein. »Vielleicht sollten wir Christian hinzuziehen, damit auch alles rechtens ist. Wenn Ihr die Güte haben wollt, uns auf unsere Seite des Baches zu begleiten!«
    Hermann nickte Christian stumm zu. Wortlos folgten sie den beiden. Aus der Nähe erkannte Christian nun genau, welch ausgeklügelten Plan die Männer in kürzester Zeit umgesetzt hatten und wie gut der Schlag vorbereitet gewesen war.
    In genauer Verlängerung der Linie, die den Erzgang anzeigte und auf der in Christiansdorf geschürft wurde, hatten Hartwigs Leute den Boden von Bewuchs freigekratzt und über dem kahlen Gestein eine Haspel errichtet. An die Welle einer Haspel musste ein Mann treten, dem ein Grubenfeld verliehen wurde, das wusste Christian inzwischen, der die Zeremonie bereits miterlebt hatte.
    Hätten wir ihnen zuvorkommen müssen?, fragte er sich in stummem Zorn. Aber es wäre mit Sicherheit zu blutigem Streitgekommen, wollten seine Leute auf der anderen Seite des Baches und in unmittelbarer Nähe des Herrenhofes schürfen. Hartwig wirkte vom Triumph beflügelt, seine winzigen Augen glitzerten angriffslustig. »Hat nicht der Markgraf gesagt: Wo ein Mann hier nach Silber graben will, soll er es mit Recht tun?«, verkündete er. »Also, Bergmeister. Dieser Mann hier hat

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