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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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eine Stelle gefunden, die allen Anzeichen nach den Abbau lohnt. Tut Eure Pflicht!«
    Hermann musterte Thietmar für einen Augenblick mit unübersehbarer Verachtung. Dann riss er sich zusammen und sagte die Worte, die nach altem Brauch gesprochen werden mussten.
    »Welcher Gang ist dein, welche Grube ist reich an Erz?«
    »Diese hier«, sagte Thietmar, zeigte darauf und konnte sich vor Freude kaum halten.
    »Die Stelle scheint abbauwürdig. Also tritt an die Welle der Haspel und leiste den Schwur!«
    Thietmar legte zwei Finger der rechten Hand auf den Kopf und deklamierte: »Ich schwöre bei Gott und allen Heiligen und rufe sie zu Zeugen an, dass dieser Gang mein ist. Und wenn er nicht mein ist, dann ist dies nicht mein Kopf, und diese meine Hand soll künftig nicht mehr ihren Dienst tun.«
    »So sei es.« Der Bergmeister begann mit einer Schnur von der Mitte der Haspelwelle aus das Feld abzumessen, das dem Besitzer der Grube zustand.
    »Das Land jenseits des Baches ist schon vergeben, ich werde dir dafür Felder in nördlicher Richtung bemessen«, erklärte Hermann. »Wird an der Grube drei Tage hintereinander nicht gearbeitet, fällt sie an einen anderen Eigner. Ein Drittel des Erlöses geht an den Markgrafen.«
    »Schon gut, schon gut«, sagte Thietmar, immer noch voll aufgeregter Freude.
    »Na, das ging doch bestens«, meinte Hartwig gönnerhaft. »Ich danke Euch, Bergmeister. Und auch Euch, Christian!«
     
    Als Christian und Hermann sich umdrehten und zu ihren Leuten zurückgehen wollten, sahen sie dort Lukas aufgeregt Zeichen geben.
    »Kommt schnell, sonst fließt Blut«, rief der Knappe.
    Am Rand von Guntrams Feld hatte sich eine Gruppe Männer versammelt, die lautstark stritten und wütend gestikulierten.
    Einer von Hartwigs Leuten stand inmitten der Menschentraube auf Guntrams Acker und machte sich dort zu schaffen.
    Hastig bahnte sich Christian den Weg durch die aufgebrachte Menge.
    »Was ist hier los?«, verschaffte er sich mit donnernder Stimme Gehör.
    »Der Kerl hier zerwühlt mein Land und zerstört meine Saat«, rief Guntram wütend. Mit kräftigem Griff hatte er einem schmächtigen blassen Mann den Arm auf den Rücken gedreht und ihn auf die Knie gezwungen. Neben dem Fremden lag eine Keilhaue, ein Stück des Bodens war bereits kahl geschlagen, herausgerissene Ähren lagen herum.
    »Lass ihn los«, befahl Christian.
    Guntram gehorchte widerwillig.
    »Was hast du hier zu suchen?«, fuhr der Ritter den Fremden an, dessen Gesichtsausdruck schnell die Angst verlor und etwas Verschlagenes annahm.
    »Silbererz natürlich, was sonst. Jedermann darf danach graben, wo er welches vermutet. Und das hier ist eine Erfolg versprechende Stelle!«
    Christian wusste, dass auch dieser Ort der Linie des Erzgangs folgte. Doch Hermanns Leute hatten bisher ihre Grubenfelder so angelegt, dass sie dabei die Äcker der Bauern unbehelligtließen. Es gab genug fündige Stellen, sie wollten keinen Streit – und die Ernte musste schließlich auch die Bergleute ernähren, die zumeist nur einen winzig kleinen Gemüsegarten hinter ihren Häusern besorgen konnten.
    Inzwischen sah Christian Hartwig gemeinsam mit dem Bergmeister auf sich zukommen und wartete.
    »Eure Leute haben einen meiner Männer angegriffen. Das wird Folgen haben!«, drohte der Verwalter des Herrenhofes.
    »Die Sache verhält sich anders«, gab Christian zornig zurück. »Er hat sich an der Saat eines Bauern vergriffen!«
    »Nicht so hitzig, junger Ritter! Wir haben das doch gerade schon einmal zu aller Zufriedenheit geregelt. Dieser Mann hier hat zwar noch keine Haspel errichtet, aber wenn ich die Lage richtig verstehe, möchte auch er einen Erzfund anmelden. Nicht wahr?«
    Der Bleiche nickte eifrig.
    »Bergmeister, tut Eure Pflicht«, forderte Hartwig.
    »Halt«, sagte Christian. »Das Land gehört Guntram. Dieser Mann hier kann nicht einfach auf dem Acker eines anderen nach Erz schürfen!«
    »Ich fürchte, Ihr irrt Euch, Christian«, meinte Hartwig genüsslich. »Wo ein Mann nach Silber graben will, soll er es mit Recht tun – so lauten die Worte des Markgrafen. Bergmeister?«
    »Danach darf er hier schürfen«, meinte Hermann unwillig.
    Guntram und die Männer um ihn herum schrien wütend auf.
    »Dann muss er ihm Entschädigung für verloren gegangenes Land und Minderernte zahlen oder ihm einen Anteil an seiner Ausbeute bieten«, forderte Christian.
    »Davon hat der Markgraf nichts gesagt«, entgegnete der Verwalter kühl.
    »Weil hier ein solcher Fall

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