Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
herum?«
    »Verzeiht, Herr …«, stammelte der. »Jemand wünscht Euch zu sprechen … von der anderen Seite des Baches …«
    »Wer, du Tölpel? Der Ritter oder der Bergmeister? Oder der Pfaffe?«
    »Nein, einer der Bauern. Er sagt, er hätte Euch einige wichtige Dinge mitzuteilen – vertraulich …«
    Sieh an, dachte Hartwig. Will da jemand um Gnade winseln, oder kommen schon die ersten Überläufer?
    Das konnte unterhaltsam werden. Andererseits hatte er es jetzt auch sehr eilig, die Rothaarige zu besteigen.
    »Sag ihm, ich bin gleich für ihn zu sprechen. Er soll im Stall warten, wenn er Angst hat, gesehen zu werden.«
    Nach einer tiefen Verbeugung machte sich der Knecht davon.
    Gut gelaunt wandte sich Hartwig der Hure zu, die sich ihm bereits mit hochgeschlagenem Rock auf dem Bett entgegenrekelte. »Ich muss gleich noch einmal weg, meine Schöne. Also lass uns schnell machen – und wenn ich nachher wiederkomme, erwartest du mich hier und zeigst mir, was du noch alles kannst!«
     
    Angewidert von der vor Schmutz starrenden Hure und dennoch erleichtert, den Druck in den Lenden losgeworden zu sein, ging Hartwig den Bauern suchen, der ihm eine geheimnisvolle Mitteilung machen wollte.
    Der Knecht kam ihm aus dem Stall entgegen und deutete auf eine Gestalt, die sich vor ihm demütig verbeugte.
    »Gott zum Gruße, Herr!«
    »Was hast du mir mitzuteilen, Bäuerlein?«
    »Dass ich Euer gehorsamer Diener bin. Und Euch sagen werde, wer unter den Aufsässigen dort drüben die Rädelsführer gegen Eure Leute sind.«
    »Ich höre.«
    Der andere begann hastig zu reden. Seine Stimme überschlug sich fast, während er sprach.
    »Wenn Ihr die unschädlich macht, werden die anderen Euch gehorchen, sobald Christian weg ist.«
    »Warum soll ich dir glauben? Vielleicht schickt Christian dich, um mich in die Irre zu führen.«
    Der nächtliche Besucher krümmte sich und sank auf die Knie.
    »Ihr seid der wahre Herr des Dorfes. Christians Tage sind gezählt.«
    Hartwig verschränkte die Arme. »Du hast mir nichts berichtet, was ich nicht schon wusste.«
    »Herr! Was Ihr noch wissen wollt, was auch zu tun ist, Ihr könnt auf mich zählen!«
    »Gut. Du wirst schon bald einen Auftrag bekommen. Und nun schleich dich zurück zu deinen Leuten.«
    Der Bauer ging, doch kurz vor der Tür drehte er sich um und verharrte zögernd.
    Hartwig wusste, was der andere wollte, aber er ließ ihn zappeln. »Was denn noch?«
    Der Bauer trat verlegen auf der Stelle. »Darf ich Euch um etwas bitten, Herr?«
    Der Verwalter verzog das Gesicht. »Du willst doch nicht etwa Geld von mir für das bisschen, was du mir erzählt hast? Vielleicht sogar dreißig Silberlinge?«
    »O nein, Herr, das würde nur auffallen … Aber vielleicht … wenn Ihr mir als Belohnung … einmal eine der Huren überlassen könntet?«
    Jetzt lachte Hartwig lauthals. »Wenn du den Auftrag erfüllt hast, darfst du dir sogar aussuchen, welche von beiden du willst. Jemand von meinen Leuten wird dir Bescheid sagen, wann es so weit ist.«
     
    »Verschwinde«, fauchte Hartwig die Rothaarige an, die daraufhin schmollend ihre Sachen zusammensuchte.
    »Ihr habt mich für meine Dienste noch nicht bezahlt«, murrte sie an der Tür.
    »Ich bin hier der Herr. Meine Wünsche wirst du ohne Bezahlung erfüllen«, verkündete er. »Und nun pack dich. Du kannst das Gesindel da draußen ausnehmen.«
    Die Frau funkelte ihn wütend an, verzog sich dann aber ohne ein weiteres Wort. Es war zu erwarten, dass sie den Verwalter umsonst bedienen musste. Draußen bei den feiernden Männern konnte sie ihr Geld doppelt und dreifach verdienen.
    Hartwig aber lehnte sich genüsslich zurück. Randolf würde mit ihm wirklich sehr zufrieden sein.
     
    Voller Sorge sahen die meisten Christiansdorfer am nächsten Morgen ihren Ritter mit Hartwigs Männern Richtung Meißen aufbrechen.
    Während Grete, die sonst kaum etwas zu erschüttern vermochte, wütend im Haus herumwirtschaftete, mit Töpfen schepperte und die Hühner lauthals schimpfend über den Hof jagte, ging Lukas zu Marthe, wie es ihm Christian vor seinem Aufbruch befohlen hatte. Seine Füße waren wie Blei, während er sich ausmalte, was jetzt im Dunklen Wald vor sich gehen mochte. Christian konnte es durchaus mit drei oder vier von Hartwigs Leuten gleichzeitig aufnehmen, aber nicht mit zwanzig. Und ein Pfeil in den Rücken war zwar nicht ritterlich, aber dennoch tödlich.
    »Ihr macht Euch große Sorgen um den Herrn«, empfing ihn Marthe mit leiser Stimme. Auch

Weitere Kostenlose Bücher